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Mountainbike-Profis im Interview„Es sollte eine Art Führerschein für E-Bikes geben“

Lesezeit 7 Minuten

Fährt von Kindesbeinen an Mountainbike: die 33-jährige Daniela Schütt aus Einruhr.

  1. Daniela Schütt und Thomas Ley fahren beide schon lange Mountainbike.
  2. Im Interview sprechen sie über Vorurteile, die perfekte Strecke im Kreis Euskirchen und geben Tipps für Anfänger.

Kreis Euskirchen – „Mountainbike fahre ich schon, seit ich laufen kann“, sagt Daniela Schütt. Heute fährt die 33-Jährige aus Einruhr regelmäßig bei der Mountainbike-Marathon-WM mit. Thomas Ley aus Euskirchen ist noch nicht ganz so lang dabei: Mit Anfang 20 hat er die Fußballschuhe an den Nagel gehängt und ist aufs Rad umgestiegen. Inzwischen bestreitet er 24-Stunden-Rennen und Marathons.

Die perfekte Mountainbikestrecke – wie sieht die aus?

Daniela Schütt: Trails, Trails, Trails! Zum Mountainbiken gehören Trails und natürlich Höhenmeter. Von allem sollte etwas dabei sein. Am besten ist, wenn das Wetter noch mitspielt, man trockene Wurzeln hat und einfach Spaß beim Bergabfahren haben kann.

Thomas Ley: Das würde ich so unterschreiben. Bei den Trails gibt es für mich noch zwei Unterscheidungen: Trails, auf denen man wirklich zügig runtercruisen kann, und welche, die technisch anspruchsvoller sind, die man dann etwas langsamer fährt. Wichtig ist in unserem Hobby auch, dass man sich nicht mit den Wanderern in die Quere kommt. Eine perfekte Strecke ist also eine, wo man wirklich fahren kann, ohne dass man im Kopf haben muss: „Kommt mir da jetzt ein Wanderer entgegen?“

Wo gibt es so eine Strecke im Kreis Euskirchen oder in der Nähe?

Ley: Für unser Hobby haben wir hier wirklich schöne Ecken direkt vor der Haustür. Rund um den Rursee gibt es wirklich allerlei Möglichkeiten, Trails zu fahren. Hier bei uns in Euskirchen gibt es den Billiger Wald, den Hardtwald und schöne Strecken in Richtung Bad Münstereifel, Nürburgring oder Ahrtal. Vieles kann man in einer Abendrunde von zwei Stunden erreichen. Da können wir uns nicht beschweren, glaube ich.

Der Rursee.

Schütt: Das stimmt. Im Kreis Euskirchen sind für mich die schönsten Strecken Richtung Gemünd und Wolfgarten. Die Ecke ist wirklich wunderschön zum Fahren. Schwierig ist es mit den Mountainbike-Strecken im Nationalpark. Da ist leider sehr viel, was vorher wunderschön zum Fahren war, mittlerweile verboten. Das ist sehr schade.

Bräuchte es Ihrer Meinung nach mehr solcher Strecken?

Schütt: Das Streckennetz an sich ist ganz gut. Ich finde es wichtig, dass Wanderer und Mountainbiker mit berücksichtigt werden. Vor allem auch im Nationalpark. Oft ist es so, dass die Wege entweder nur für Mountainbiker oder nur für Wanderer ausgeschrieben sind, meistens eher nur für Wanderer. Ich bin der Meinung, wenn beide aufeinander Rücksicht nehmen, dann sollten auch beide das Recht haben, die Wege zu nutzen. Die Trails findet man nämlich überwiegend auf diesen Wanderwegen und da macht das Fahren gerade Spaß. Oft gefällt es auch den Wanderern, wenn man so einen Trail fährt. Die haben Spaß beim Zugucken. Und ich würde diese Trails auch nie sonntagnachmittags fahren, wenn ich genau weiß, dass da jede Menge Wanderer unterwegs sind.

Ley: Das würde ich auch wieder absolut unterschreiben. Ich fände es aber auch schön, wenn es im Nationalpark und im gesamten Kreis ein paar mehr dedizierte Mountainbike-Strecken gäbe. Bei geteilten Wegen hat man schon immer im Kopf: „Kommt da jetzt jemand um die Ecke?“ Man fährt nicht ganz so befreit, wie wenn man wüsste, da sind nur Mountainbiker unterwegs.

Im Kreis Euskirchen und im Kreis Düren wurde mit Freifahrt Eifel extra ein Streckennetz für Mountainbiker entwickelt, auch um sie aus dem Nationalpark rauszuhalten – kennen Sie das?

Schütt: Also ich kenne es nicht.

Ley: Ich habe da mal ganz flüchtig von gehört und auch einmal in einen Flyer reingeguckt. Das sind eher so die Waldautobahnen und nicht die Strecken, die wirklich Mega-Spaß machen. Kaum Trails, sondern eher die zwei Meter breiten Wege. Das kann man zum Trainieren ganz gut nutzen, aber wenn wir von Spaß auf dem Mountainbike reden, dann sind das höchstens Zwischenstücke, über die man von einem Trail zum anderen fährt.

Gerade im Nationalpark, aber auch anderswo sind Förster und Naturschützer nicht immer begeistert von Mountainbikern, die durch den Wald fahren. Was sagen Sie dazu?

Schütt: Ich finde, es sollte gelten: Gleiches Recht für alle. Wenn da ein Weg für Wanderer offen ist, dann sollte er für Mountainbiker genauso offen sein. Dass Müll in der Natur liegen gelassen wird, zum Beispiel, betrifft die Mountainbiker weniger als die Wanderer, die da mehr Pausen machen.

Der Kreis Euskirchen und die angrenzenden Gebiete haben für Mountainbiker viel zu bieten, findet Thomas Ley.

Ley: Das sehe ich ganz genauso. Da wird immer sehr viel auf die Mountainbiker geschoben: Sie würden den Wald kaputt machen. Das sind Vorurteile, die nicht stimmen. Es gibt natürlich auch bei Mountainbikern schwarze Schafe, die mal Müll liegen lassen oder querfeldein fahren, aber die gibt es bei Wanderern auch. Ich finde nicht, dass sich die Mountainbiker im Wald übermäßig danebenbenehmen. Im Gegenteil, das habe ich ganz anders kennengelernt.

In der Corona-Pandemie wird die Natur vor der Haustür zum Erholungsgebiet. Was raten Sie Anfängern, die sich jetzt aufs Bike schwingen wollen?

Schütt: Wenn man noch nie vorher auf einem Rad gesessen hat, würde ich empfehlen, breite Wege zu fahren und sich nicht eine Strecke mit vielen Höhenmetern auszusuchen. Sonst verliert man schnell den Spaß am Fahren. Man sollte schauen, dass man ein vernünftiges Rad hat, und dann erstmal mit einer kleinen Runde starten.

Ley: Mit einem wirklich guten Einsteiger-Rad loslegen. Ich sage immer, man sollte schon 1500 bis 2000 Euro in die Hand nehmen und Wert auf vernünftige Schaltung und Bremse legen. Und was auch oft unterschätzt wird, sind die Sitzposition und das Thema Sattel. Da sollte man sich von einem erfahrenen Radfahrer mal die Grundpositionen zeigen lassen und in einen vernünftigen Sattel und Hose investieren. Viele Leute verlieren die Lust daran, sie sagen: „Mir tut der Hintern weh“ oder „Ich habe Rückenschmerzen“.

Vor allem E-Mountainbikes sind auf den Wegen im Kreis immer häufiger unterwegs. Was halten Sie als Profis davon?

Schütt: Ich finde, da muss man differenzieren. Grundsätzlich sind E-Bikes wirklich eine tolle Sache. Gerade für ältere Leute, dann aber eher als Trekking-Rad. Man kann das E-Bike auch als richtiges Sportgerät sehen. Ich finde nur, dass man mit dem Rad dann auch vernünftig umgehen können sollte. Man sollte einen Helm tragen, was leider nicht jeder E-Mountainbike-Fahrer macht, und man sollte sein Rad auch gut unter Kontrolle haben. Die kommen ja doch auf Geschwindigkeiten, die man sonst nicht erreicht, vor allem bergauf. Als Anfänger sollte man sich vielleicht erstmal auf ein Mountainbike ohne Motor setzen.

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Ley: Das ist auch meine Meinung. Generell wirklich erstmal ans Fahrrad gewöhnen und bei einem E-Bike vielleicht ein paar Trockenübungen in der Einfahrt machen. Viele unterschätzen die Geschwindigkeit und haben kein Gefühl für die Handbremse. Ich erlebe da regelmäßig brenzlige Situationen. Ich bin sogar der Meinung, dass es eine Art Führerschein für E-Bikes geben sollte. Für ein Mofa brauche ich den schließlich auch. Grundsätzlich ist das E-Bike aber eine gute Sache. Man wird mittlerweile eigentlich eher komisch angeguckt, wenn man keinen Motor hat. Es gibt aber keinen Stress zwischen E-Mountainbikern und den anderen Mountainbikern. Das ist eine Gemeinschaft.

Nationalpark will langsameres Naturerleben fördern

Mountainbiker im Nationalpark Eifel benähmen sich nicht mehr daneben als andere Gruppen, sagt Sprecher Tobias Wiesen auf Anfrage. Dass viele Wege in dem Schutzgebiet nur für Wanderer freigegeben seien, habe einen anderen Grund. 2007 habe man den Nationalparkwegeplan erstellt und darin die Nutzungsmöglichkeiten der rund 240 Kilometer Wege im Nationalpark festgelegt. Ziel sei es gewesen, möglichst wenige Konflikte zwischen einzelnen Gruppen entstehen zu lassen.

Gerade die Trails, die bei Mountainbikern so beliebt sind, also enge, steile Pfade in der Natur, böten wenig Platz zum Ausweichen. Seien dann gleichzeitig Wanderer unterwegs, „gibt es da mitunter Probleme“, sagt Tobias Wiesen. Die Nationalparkverwaltung habe sich dafür entschieden, vor allem ein ruhiges und langsames Natur-Erleben zu fördern, also Wandern und Spazierengehen. Deshalb stehe der Großteil der Wege im Nationalpark vor allem diesen Gruppen zur Verfügung.

100 Kilometer Wege für Mountainbiker freigegeben

Für Radfahrer seien aber auch mehr als 100 Kilometer der Wege freigegeben. Nur seien das eben eher breite Rad- und Wanderwege, keine Trails. Dass die Mountainbiker es gerne anders hätten, versteht Wiesen. Aber es gebe ein großes Mountainbikenetz rund um den Nationalpark. Freifahrt Eifel nennt er als Beispiel und den Downhillpark in Hürtgenwald. Zumal der Nationalpark zwar bei vielen Gruppen als Ausflugsziel sehr beliebt sei, aber nun einmal nicht primär dafür existiere. „Die wichtigste Funktion eines Nationalparks ist der Schutz der Natur.“

Freifahrt Eifel sei extra für die Mountainbiker im Kreis entwickelt worden, erklärt Patrick Schmidder, stellvertretender Geschäftsführer der Nordeifel Tourismus GmbH. Damit wolle man den Mountainbikern unabhängig von Wanderwegen und dem Nationalpark ein attraktives Streckennetz bieten. Bisher werde das Angebot auch sehr gut angenommen.