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Bis 50.000 Euro StrafeWarum in Bad Münstereifel Silvesterböller und Raketen verboten sind

Lesezeit 5 Minuten
Die Detailaufnahme zeigt Feuerwerksartikel, die ein Mann auf einem Supermarktparkplatz präsentiert.

Für viele gehören Silvesterraketen und Böller zu einem gelungenen Jahreswechsel einfach dazu.

Zum Jahreswechsel entflammt nicht nur das Silvesterfeuerwerk, sondern auch die Diskussion über Sinn und Unsinn der explosiven Tradition.

Für die einen gehört Feuerwerk zu Silvester wie der Dom zu Köln. Andere würden die Knallerei am liebsten sofort verbieten. Für einige wird der Jahreswechsel bestimmt von der Suche nach der Party des Jahrhunderts. Andere sind mit Dinner for One und Raclette mehr als glücklich.

Egal, ob ausschweifende Party oder gemütlicher Abend – in Bad Münstereifel muss der Jahreswechsel ohne Feuerwerk gefeiert werden. Zumindest in der historischen Kernstadt. Die Stadt Bad Münstereifel weist noch mal ausdrücklich darauf hin, „dass das Abbrennen von Raketen und anderen Feuerwerkskörpern in der Umgebung von Fachwerkhäusern, Kirchen und Altenheimen gemäß der Ersten Verordnung zum Sprengstoffgesetz verboten ist.“

Dies gelte besonders für die Innenstadt, weil dort Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr große Schwierigkeiten hätten, zu einem Brandort zu gelangen. Das Verbot gelte ebenso für die ähnlich bebauten Dörfer im Stadtgebiet, so die Verwaltung.

Nabu im Kreis Euskirchen will lieber Sektkorken als Böller knallen lassen

Zuwiderhandlungen können laut Stadt mit einer Geldbuße von bis zu 50.000 Euro geahndet werden. „Der einmalige Gebäudebestand macht den Charakter unserer Stadt und vieler unserer Dörfer zu einem großen Teil aus. Wir appellieren an alle Bürgerinnen und Bürger, dazu beizutragen, Schaden an diesem wertvollen, denkmalgeschützten Kulturgut zu vermeiden“, schreibt die Stadt auf ihren Social-Media-Kanälen.

Alljährlich zum Jahreswechsel spaltet diese Diskussion die Gesellschaft: Böllern oder zum Wohle der Umwelt, der Tiere und des Geldbeutels darauf verzichten? Der Nabu im Kreis Euskirchen hat – wenig überraschend – eine eindeutige Meinung dazu. Es sollten nur Sektkorken knallen, heißt es seitens der Naturschützer.

Die Detailaufnahme zeigt ein goldenes Miniatur-Glücksschweinchen.

Der Jahreswechsel wird vielerorts ausgiebig gefeiert. Und was kann man besser gebrauchen als eine goldene Portion Glück?

Die Feinstaubbelastung liege in der Silvesternacht deutlich über dem Durchschnitt. Zudem würden rund um Silvester jede Menge Treibhausgase freigesetzt, heißt es in der Pressemitteilung des Naturschutzbunds. „In Deutschland so viele, dass sie etwa dem Äquivalent von 500 bis 600 Flügen von München nach New York entsprechen“, schreibt der Nabu.

Gemünder Supermarkt entscheidet sich gegen Verkauf von Feuerwerk

In der Silvesternacht geschehe es häufig, dass Vögel, Igel oder Siebenschläfer unter Autos oder an Glasfassaden sterben. „Unzählige Tiere werden aus der Winterruhe gerissen und sind oft über Tage in Panik oder verstört. Durch die Panik steigt der Energieverbrauch, der im Winter nicht durch Nahrungsaufnahme kompensiert werden kann“, so Günter Lessenich vom Nabu Euskirchen. Von verängstigten Hunden, Katzen oder Pferden ganz zu schweigen.

Keine Feuerwerksartikel verkauft der Gemünder Rewe-Kaufmann Thomas Okon in seinem Supermarkt am Hermann-Kattwinkel-Platz. „Weil wir selbst Tierhalter sind, haben wir uns schon im vergangenen Jahr dazu entschieden, und dazu stehen wir auch in diesem Jahr“, sagt Okon. Er führt Tierschutzgründe dafür an, dass er keine Böller oder Raketen ins Sortiment aufgenommen hat. „Natürlich gibt es auch immer ein paar kritische Stimmen. Aber wir haben im letzten Jahr auch positives Feedback aus ganz Deutschland für diese Aktion erhalten, was uns bestärkt hat, diesen Weg fortzusetzen.“

Im Eingangsbereich des Gemünder Rewe-Marktes steht ein Schild, welches darüber informiert, dass in dem Markt keine Feuerwerksartikel verkauft werden.

Mit einem Aufsteller im Eingangsbereich weist der Gemünder Rewe-Markt darauf hin, dass dort kein Feuerwerk verkauft wird.

Im Markt habe sich seines Wissens nach kein Kunde darüber beschwert, dort kein Feuerwerk kaufen zu können. „Einem Kunden, der nach Raketen gefragt hat, habe ich erklärt, warum wir keine verkaufen, und er hat es akzeptiert“, sagt Okon: „Es ist ja auch nicht so, dass man woanders nicht an die Sachen herankäme.“ Es sei aber auch klar, dass er mit dem Verzicht Umsatzeinbußen in Kauf nehme. „Die Leute kaufen ja nicht mehr Lebensmittel, weil sie hier keine Böller bekommen. Aber uns war die Entscheidung wichtig, und deshalb stehen wir auch weiterhin dazu“, sagt der Gemünder.

Viele wollen nicht aufs Feuerwerk zum Jahreswechsel verzichten

Barbara Welke aus Bronsfeld, die am Montag noch ein paar Besorgungen für die Silvesterfeier macht, respektiert die Entscheidung, dass in dem Gemünder Supermarkt keine Feuerwerksartikel verkauft werden. „Obwohl so ein bisschen Feuerwerk für mich schon dazugehört – so ganz ohne fände ich doof“, so Welke: „Aber es gibt ja genug Geschäfte, die es verkaufen.“

Stephan F. will ebenfalls nicht aufs Feuerwerk verzichten. „Wir haben uns aber schon in Köln eingedeckt, deswegen hätte ich hier in Gemünd nichts mehr gekauft“, sagt der Familienvater, der den Jahreswechsel mit seinen Lieben in einer Ferienwohnung in Heimbach verbringt und zum Lebensmitteleinkauf nach Gemünd gekommen ist. „Wir haben insgesamt aber nur knapp 50 Euro fürs Feuerwerk ausgegeben, das muss reichen.“

Im Rewe im Veybach-Center in Euskirchen wird Feuerwerk verkauft – genau wie an vielen anderen Orten im Kreisgebiet. Ein Frauenberger hat nach eigenen Angaben 450 Euro für Böller ausgegeben. „Einmal anzünden und genießen“, sagt er.

Sportlicher Jahresausklang an der Steinbachtalsperre bei Euskirchen

Einen stimmungsvollen Abend werden etwa 120 Gäste am Dienstag in der Feuerhalle in der Alten Tuchfabrik genießen. Auf Feuerwerk wird da ganz bewusst verzichtet, auf Show aber nicht. Ein Lichtkünstler wird den Jahreswechsel mit einer großen LED-Performance einleiten – ganz feinstaubfrei und ohne Tiere zu verschrecken.

Und während sich der eine oder andere noch die passende Garderobe für den Silvesterabend zusammensucht, kann an der Steinbachtalsperre das Jahr sportlich beendet werden. Im vergangenen Jahr gingen mehr als 600 Läuferinnen und Läufer an den Start. Der Silvesterlauf ist seit dem vergangenen Jahr Teil der Eifelcup-Laufserie und schließt nicht nur das Jahr, sondern auch den Wettbewerb ab. Aus dem Wettbewerb für Hobbyläufer, die etwas gegen den Weihnachtsspeck unternehmen wollen, wurde das Eifelcup-Finale, bei dem noch Entscheidungen fallen. Los geht es um 13 Uhr.