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WeiterbildungAlleinerziehende haben es auch in Euskirchen schwer, eine Stelle zu finden

Lesezeit 3 Minuten
Ein älterer Mann arbeitet am Schweißgerät, ein jüngerer instruiert ihn.

Andreas Geyer ist 59 und ehemaliger KfZ-Mechaniker. Er ist zur Jobmesse gekommen, um sich umzuorientieren. Bei der Schweißsimulation des BZE bleibt er hängen. Eine Ausbildung im Metallbereich kann er sich vorstellen.

Trotz Arbeitskräftemangel haben einige Besucherinnen der Weiterbildungsmesse in Euskirchen es schwer, eine Ausbildung zu finden.

Patrizia Kitz hat eine Ausbildung zur Glasveredlerin gemacht. „Das ist aber inzwischen leider ein Beruf, der ausstirbt“, erklärt sie. Deswegen ist die 30-Jährige auf der Weiterbildungsmesse der Agentur für Arbeit und des Jobcenters EU-aktiv auf der Suche nach einer neuen Ausbildung. Im Handwerk würde sie gerne bleiben. Viele Bewerbungen hat sie schon versendet. Doch einen Arbeitsvertrag hat sie bisher nicht unterschreiben können.

„Es ist leider immer noch nicht so einfach, als alleinerziehende Mutter eine Stelle zu finden“, sagt sie. Viele Arbeitgeber forderten eine Flexibilität, die ein Alltag mit Kind und ohne Unterstützung einfach nicht hergebe. Schließlich sei auch der Nebenjob als Mutter sehr zeitintensiv.

Ingrid Kloß, Beauftragte für Chancengleichheit im Jobcenter Euskirchen steht an ihrem Stand zwischen zwei Plakaten

Ingrid Kloß ist Beauftragte für Chancengleichheit im Jobcenter Euskirchen und bewertet den Wandel in der Arbeitswelt im Großen und Ganzen eher positiv.

Sonja Wiedemann nickt. Sie ist 42 Jahre alt, zieht drei Kinder alleine groß und möchte gerne in die Pflege: „Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann würde ich mir eine feste Anstellung in der Kinderpflege wünschen.“ Doch auch für sie waren bisherige Bewerbungsversuche nicht von Erfolg gekrönt. Wiedemann fürchtet, dass nicht nur ihr Status als alleinerziehende Mutter auf Arbeitgeber abschreckend wirkt, sondern auch ihr Alter. Auf dem Arbeitsmarkt sei sie mit ihren 43 Jahren „fast schon Rentnerin“, sagt sie. Und vermutet, dass auch dies bis dato ein Hinderungsgrund gewesen sein könnte.

Viele Arbeitgeber zeigen großes Engagement mit Mitarbeitersuche

Ingrid Kloß, Gleichstellungsbeauftragte im Jobcenter EU-aktiv, betreut die Jobsuche der beiden Frauen seit Jahren und hofft, dass sie auf der Jobmesse eine passende Stelle finden. Sie weiß, dass beide Erziehungspflichten haben. Doch sie sagt auch, dass Arbeitgeber sich darauf einstellen müssten. Und das passiere langsam. „Nehmen wir den Beruf Busfahrer zum Beispiel.“ Da werde so lange um die Verfügbarkeiten des neuen Mitarbeiters herumgebaut, bis es für Arbeitgeber und -nehmer passe.

„So sollte das inzwischen in vielen oder fast allen Bereichen sein – in der Theorie.“ In der Praxis sei die Einbindung von alleinerziehenden Müttern allerdings immer noch schwierig, sagt Kloß. Schließlich müsse dann nicht nur die Mutter, sondern der ganze Betrieb ständig Termine „umpuzzeln“, erklärt sie.

Patrizia Kitz und Sonja Wiedemann stehen im Kreishaus in Euskirchen.

Patrizia Kitz (v.l.) und Sonja Wiedemann suchen nach Arbeit im Handwerk und in der Pflege, doch die Suche verläuft schwieriger, als man in Zeiten des Arbeitskräftemangels annehmen könnte.

Sie sagt auch, dass sie sich die Integration mehr neuer Modelle und mehr alleinerziehender Mütter in den Arbeitsmarkt wünsche. „Aber es ist ein langwieriger Prozess, bis sich eingefahrene Dinge ändern.“

Zahlreiche Aussteller bei Jobmesse im Euskirchener Kreishaus

Dass die Dinge sich verändern, der Arbeitgeber- sich zu einem Arbeitnehmermarkt verändert hat, ist eine Entwicklung, die Ingrid Kloß positiv bewertet. Sie sieht es als Chance für Frauen, die sich wünschen, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen, eine Chance für Frauen wie Patrizia Kitz, Sonja Wiedemann und die vielen anderen, die am Donnerstag zur Jobmesse ins Euskirchener Kreishaus gekommen sind, um sich bei 17 Trägern verschiedenster Branchen zu informieren. Viele von ihnen stehen an den Pflegeständen.

„Wir hatten bisher nicht so viel Zulauf“, sagt Marco Lingscheid, Ausbilder im Bereich Metall am Stand des Berufsbildungszentrums Euskirchen (BZE), an dem ein Schweißsimulator aufgebaut ist. „Ich vermute, das liegt daran, dass gerade hauptsächlich Frauen auf der Messe sind.“ Die interessierten sich klassischerweise weniger für Metallbauberufe. „Es ist halt oft Schichtdienst.“ Da sei es eben nicht möglich, dass man für ein paar Stunden ausscheide, um das Kind von der Kita abzuholen. Und schließlich müsse die Arbeit ja auch gemacht werden. „Wenn wir allerdings zwei Frauen hätten, die jeweils eine halbe Schicht übernähmen...“, überlegt er.