„Feuerwear“ stellt Taschen oder Handyhüllen her. So weit, so normal. Das Material, das die Firma des Euskircheners Martin Klüsener dabei nutzt, ist aber besonders. Die Ware besteht nämlich aus alten Feuerwehrschläuchen.
„Feuerwear“Euskirchener Designer erstellt Accessoires aus alten Feuerwehrschläuchen
Die Ware von Martin Klüsener ist heiß begehrt. Der Euskirchener Diplom-Ingenieur für Bekleidungstechnik hat 2005 die Firma „Feuerwear“ gegründet und stellt seitdem mit seinem Bruder Robert Taschen, Portemonnaies, modische Accessoires wie Gürtel oder iPad-Hüllen her.
Oder Meldertaschen für den Feuerwehr-Einsatz sowie neuerdings auch Blumentöpfe, in dem laut Chef Martin Klüsener auch Kräuter in der Küche wunderbar wachsen können. Doch was ist an einem Blumentopf, einer Handyhülle oder einer Tasche besonders? Im Fall von „Feuerwear“ ist es das Material.
Als Grundmaterial benutzt der Euskirchener nämlich ausgemusterte Feuerwehrschläuche. „Der Feuerwehrschlauch als extrem robustes Material zeichnet sich auch nach Jahren im Dienst durch hohe Qualität aus. Entsprechend sind die Produkte nicht nur einzigartig, sondern vor allem langlebig“, sagt Martin Klüsener.
Ziel von „Feuerwear“: 100 Prozent Upcycling
Doch wie kommt man darauf, aus Feuerwehrschläuchen Taschen zu machen? Martin Klüsener ist studierter Bekleidungstechniker und hat seine Diplomarbeit über das Thema Upcycling geschrieben – dabei kam ihm die Idee mit dem Schlauch. Das Unternehmen strebt eine 100-prozentige Upcycling-Quote und kurze Transportwege für seine Produkte an.
Die einzelnen Modelle haben eigene Namen. Namen, unter denen man sich leicht amerikanische Helden und Lebensretter vorstellen kann. So heißt die größte Tasche in der Kollektion etwa „Walter“, ein Rucksack „Elvis“. Vor dem geistigen Auge erscheint ein beleibter Mittfünfziger mit Feuerwehrhelm und Schnäuzer. „Jeder Schlauch hat seine eigene Geschichte und macht so jedes Produkt zu einem Unikat“, erzählt Martin Klüsener: „Das Material ist besonders robust, wasserdicht und hat eine extrem lange Haltbarkeit.“
Mit „Flora“ ist seit kurzem ein Wohnaccessoire in der „Feuerwear“-Familie eingezogen. „Flora“ besteht aus zwei Teilen. Zum einen aus dem etwa 20 Zentimeter hohen, runden Übertopf aus recyceltem Feuerwehrschlauch. Zum anderen aus einem passenden, wasserdichten Pflanztopf aus 100 Prozent recyceltem PCR-Kunststoff.
„Gutes Design kann man nicht in Regeln festnageln“
Nachhaltigkeit steht bei dem Kölner Unternehmen den Chefs zufolge ganz hoch im Kurs. „Wir versuchen überall so nachhaltig zu agieren, wie es uns möglich ist. Die CO2-Emissionen, die durch Transport und Versand unserer Ware entstehen, gleichen wir über Klimaprojekte aus“, betont Robert Klüsener. Zur Reinigung der Schläuche setze das Unternehmen ein umweltverträgliches Waschmittel aus nachwachsenden Rohstoffen ein.
Und wie schafft es ein Produkt in die „Feuerwear“-Familie? „Neue Feuerwear-Produkte durchlaufen unzählige Entwicklungsstadien. Alle Prototypen werden von Hand genäht und getestet“, erklärt Martin Klüsener: „Gutes Design kann man nicht in Regeln festnageln.“
Die richtige Form, die richtige Funktion, das gehe ineinander über. Die perfekte Balance findet der Euskirchener durch immer neue Prototypen. Das dauert, aber es lohnt sich: „Die ersten Feuerwear-Produkte sehen immer noch stark aus. Lange Entwicklungszeit wird zu langlebigem Design“, sagt der Chef-Designer.