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Kleber für Geldscheine?Sprengungen beschäftigen Euskirchener Politiker – Bankchef verwundert

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt ein zerstörtes Foyer einer Bank.

Seit Jahren sorgen die Sprengungen von Geldautomaten im Kreis Euskirchen für Entsetzen.

Der Euskirchener Kreistag soll sich mit der Frage beschäftigen, ob die Geldscheine mit Kleber wertlos gemacht werden können.

CDU, FDP und UWV sehen Beratungs- und Handlungsbedarf. In einem Antrag fordern die drei Fraktionen der Listengemeinschaft, das Thema „Sprengung von Geldausgabeautomaten im Kreis Euskirchen“ auf die Tagesordnung der nächsten Kreistagssitzung, die am 6. März stattfindet, zu setzen.

„Die Fraktionen sehen die Notwendigkeit, dass nicht nur die betroffenen Geldinstitute und ihre Versicherer, sondern auch die staatlichen Institutionen aktiv werden, um die Sicherheit der Bevölkerung und insbesondere der Anwohner in der Umgebung von Geldausgabeautomaten zu gewährleisten“, begründet CDU-Fraktionsvize Günter Weber den Antrag mit Blick auf die nahezu 20 Sprengungen, die in den vergangenen Jahren im Kreis Euskirchen verübt wurden.

Politiker: Es geht um die Sicherheit der Bevölkerung

Ein besonderes Augenmerk liege dabei auf den Erfahrungen der Niederlande, wo effektive Maßnahmen ergriffen wurden, um Geldautomaten gegen Sprengungen zu sichern, heißt es in dem Antrag: „Eine Schlüsselstrategie ist die Implementierung eines Sicherheitssystems, das die Banknoten bei einer Sprengung unbrauchbar macht, indem es sie miteinander verklebt.“

Dieses System sei in enger Zusammenarbeit mit der niederländischen Nationalbank und Ermittlern entwickelt worden, „um die Erfolgschancen der Täter auf Null zu reduzieren“, so die drei Fraktionen.

Ich habe den Eindruck, dass die Antragsteller sich nicht ausreichend mit der Komplexität der Thematik beschäftigt haben.
Hans-Jürgen Lembicz, Vorstandssprecher der Volksbank Euskirchen

Dieses Vorgehen werde aber in den Kreditinstituten hierzulande schon seit längerem diskutiert, so der Vorstandssprecher der Volksbank Euskirchen, Hans-Jürgen Lembicz im Gespräch mit dieser Zeitung.

Er macht kein Hehl daraus, dass er mit dem Antrag der „Liste“ wenig anfangen kann: „Ich habe den Eindruck, dass die Antragsteller sich nicht ausreichend mit der Komplexität der Thematik beschäftigt haben.“

Die Klebetechnik sei natürlich auch schon lange ein Thema in seinem Haus, allerdings habe die Bundesbank bislang die verklebten Scheine nicht vollständig zurücknehmen wollen, nur den oberen und den unteren Schein. „Diesbezüglich ist aber mittlerweile eine andere Einstellung zu erfahren“, so Lembicz.

Volksbank Euskirchen: Klebstoff-Idee wirft noch viele Sicherheitsfragen auf

Hauptproblem sei jedoch die nach seinem Kenntnisstand noch fehlende arbeitsschutzrechtliche Zertifizierung. „Es stellen sich hier erhebliche Haftungsfragen in Folge möglicher Personenschäden bei Fehlalarmen oder sonstigen Störungen für Mitarbeiter und im schlimmsten Fall auch für Kunden.“

Es geht also um die Frage: Ist die Technik mit dem Klebstoff so sicher, dass wirklich nur Geldscheine beschädigt werden, und nicht Menschen etwa Klebstoff in die Augen bekommen, falls ein Fehlalarm zu den Öffnungszeiten eintritt?

Banken machen die Schutzmaßnahmen nicht öffentlich

Insofern sehe er das Thema nicht in der Kreispolitik angesiedelt. Es sei „wenn überhaupt Sache des Bundes oder des Landes“, so Lembicz. Dort werde die Thematik ja auch schon in Parlamenten behandelt. Er würde es ohnehin begrüßen, wenn es ein landes- oder besser noch bundesweit einheitliches Vorgehen gebe. Auf Kreisebene sei höchstens die Zusammenarbeit mit der Polizei ein Thema, so Lembicz: „Aber die läuft schon hervorragend.“

Die Volksbank habe zum Eigenschutz, aber auch wegen geänderter Versicherungsbedingungen, die Schutzvorkehrungen erweitert, mache sie allerdings nicht öffentlich, um es potenziellen Tätern nicht zu ermöglichen, sie zu umgehen.

Die Kreissparkasse Euskirchen (KSK) wollte sich im Vorfeld der Beratungen nicht zu dem Antrag äußern, will aber in der Kreistagssitzung dazu berichten.

Die KSK, so ein Sprecher, befasse sich natürlich laufend mit allen zugelassenen Verfahren zur Prävention von Automatensprengungen: „Wichtig ist uns dabei, die Sprengung möglichst zu verhindern und nicht nur das Geld unbrauchbar zu machen.“