Die Lage der Firmen im Kreis Euskirchen wird nicht besser. Liegt das nur an der Konjunktur? Oder müssen die Städte und Gemeinden mehr tun?
IHK-KonjunkturumfrageErneute Hiobsbotschaft für die Wirtschaft im Kreis Euskirchen
Auch mit der Frühjahrsumfrage der Industrie- und Handelskammer Aachen (IHK) setzt sich die Serie von miesen Bestandsaufnahmen der wirtschaftlichen Lage im Kreis Euskirchen fort. Nur 18 Prozent der teilnehmenden Firmen aus dem Kreis schätzen demnach die aktuelle Geschäftslage als gut ein.
Das ist der niedrigste Wert im Kammerbezirk, der im Schnitt bei 30 Prozent liegt. 34 Prozent nehmen hingegen eine schlechte Lage wahr – das ist wiederum der höchste Wert. Kammerweit lag er bei 20 Prozent. Beides also nicht gut für den Kreis Euskirchen.
Auch bei den Erwartungen der Firmenleitungen kommt die negative Einschätzung auf den höchsten Prozentwert (32 Prozent) im Kammerbezirk, beim positiven Ausblick auf den niedrigsten (12 Prozent). Immerhin klaren sich die Aussichten leicht auf: Bei der vorherigen Halbjahresumfrage gingen noch 44 Prozent von einer Verschlechterung auf.
Laut diesem Zahlenwerk ist der Kreis Euskirchen Schlusslicht im Kammerbezirk Aachen, zu dem auch die Kreise Heinsberg und Düren sowie die Stadt und die Städteregion Aachen gehören. Denn kammerweit lag der positive Wert im Schnitt bei 19 Prozent, der negative bei 26. „Die Lage der Unternehmen im Kreis Euskirchen hat sich weiter verschlechtert“, fasst die IHK in ihrem Bericht zusammen.
Kreis Euskirchen ist bei Umfrage der IHK in vielen Bereichen Schlusslicht
Das zeigen auch die Zahlen in den weiteren Sektoren der Umfrage: 25 Prozent der teilnehmenden Firmen im Kreis Euskirchen neigen zu höheren Investitionen (kammerweit 26 Prozent), 33 Prozent (21) zu niedrigeren. Nur 16 Prozent der Unternehmen im Kreis gehen demnach von einer Erhöhung der Beschäftigtenzahl aus (Kammer: 23), 23 Prozent (Kammer: 17) von einem Rückgang.
Auch die Handwerkskammer Aachen hatte Mitte März basierend auf ihrer Umfrage festgestellt, dass der Kreis Euskirchen sowohl bei der Einschätzung der aktuellen Lage als auch bei den Aussichten auf die kommenden sechs Monate am schlechtesten in der Region abschnitt – die ohnehin wirtschaftlich derzeit in keinem guten Zustand ist.
76 Prozent der befragten Firmenleitungen im Kreis Euskirchen schätzten demnach die Geschäftslage im Vergleich zum vorausgegangenen Halbjahr noch als gut beziehungsweise befriedigend ein. Das war Tiefstwert im Handwerkskammerbezirk.
Auch Handwerkskammer konnte wenig Gutes verkünden
Als Hauptgrund nannte die Handwerkskammer die allgemein schlechte Lage auf dem Bau, von der der Kreis Euskirchen im Besonderen betroffen sei, weil es hierzulande überproportional viele Baubetriebe gebe.
Laut IHK sind die Antworten der Firmenleitungen im Baubereich kammerweit gar nicht so schlecht: „52 Prozent der Befragten sind mit dem aktuellen Geschäft zufrieden, nur ein Prozent meldet eine schlechte Lage.“ Doch von positiven Geschäften berichtet demnach insbesondere der Tiefbau. „Der private Wohnungsbau hat durch höhere Zinsen und Preissteigerungen hingegen deutliche Rückgänge zu verzeichnen“, heißt es in der IHK-Konjunktureinschätzung.
Doch sind die schlechten Zahlen nur auf die allgemeine Lage zurückzuführen? Im Grundstücksmarktbericht des Kreises stellten die Gutachter kürzlich einen weiteren Einbruch auf dem Markt für Baugrundstücke fest. Das liege aber weniger an der Nachfrage als am Angebot, also der Ausweisung von Baugebieten.
„In einigen Kommunen stand dem Grundstücksmarkt insgesamt nur eine geringe Anzahl von Baugrundstücken zur Verfügung“, heißt es in dem Gutachten. Gleichzeitig plagen einige Kommunen die Baugrundstücke, deren Besitzer dort nicht bauen – sei es aus Spekulationsgründen oder weil man das Areal für Kinder oder Enkel aufbewahren möchte.
Die Wirtschaft in der Region Aachen, bilanziert IHK-Hauptgeschäftsführer Michael F. Bayer, habe noch nicht aus der Konjunkturflaute herausgefunden: „Aufbruchstimmung und Erholung bleiben zum Frühjahrsbeginn aus.“
Die Skepsis der Unternehmer hält schon seit zwei Jahren an
Diese Skepsis halte nun schon seit rund zwei Jahren an. „Das ist die längste Negativphase in den vergangenen 30 Jahren“, betont Bayer, fügt aber hinzu: „Wir beobachten aber auch eine positive Tendenz. Die Unternehmerinnen und Unternehmer sind aktuell weniger misstrauisch als noch zum Jahresbeginn.“ Die Wirtschaft sehe sich einer Vielzahl von parallel wirkenden Risiken ausgesetzt.
„Die Herausforderungen bleiben komplex: Arbeits- und Fachkräftemangel, die schwache Inlandsnachfrage, steigende Arbeitskosten, die aktuellen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sowie weiterhin hohe Energie- und Rohstoffkosten. Diese multiple Gemengelage ist ein Bremsklotz für Planungssicherheit und letztlich für eine gesamtwirtschaftliche Erholung“, berichtet Bayer.
An der Konjunkturumfrage haben sich laut IHK 339 Firmen mit rund 27.000 Beschäftigten aus der Städteregion Aachen sowie den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg beteiligt.