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Familie, Freunde, LiebeIm Kreis Euskirchen geht der Trend zur kleinen Hochzeit

Lesezeit 4 Minuten
Ein Hochzeitspaar steht im Sonnenuntergang auf einem Steg vor einem Fluss.

Sich aufs Wesentliche zu konzentrieren, ist laut Hochzeitsplanerin Sabine Lippmann ein eindeutiger Trend bei Hochzeiten.

Die Planungen für Hochzeiten 2023 laufen. Zwei Experten aus dem Kreis Euskirchen verraten die Hochzeits-Trends.

Kurz nach Silvester geht es los. Dann steht das Telefon von Dr. Ulrich Müller von Blumencron zwei Wochen lang nicht still. Der Grund: Weihnachten und Silvester sind beliebte Tage für einen Heiratsantrag, und von Blumencron besitzt ein Schloss. Seit 2006 vermietet er Schloss Wachendorf an Brautpaare. Dabei ist es seiner Aussage zufolge völlig egal, ob eine große Märchenhochzeit oder eine kleine private Feier im Freien gewünscht ist. Sogar standesamtlich getraut werden kann man auf Schloss Wachendorf. „Alles zwischen 40 und 100 Leuten können wir gut“, sagt der Schlossherr.

Doch wer noch in diesem Jahr auf Schloss Wachendorf heiraten möchte, muss sich sputen. Sein Haus sei bereits gut gebucht, und die Ersten hätten bereits für 2024 reserviert, berichtet von Blumencron. „Wir haben eigentlich schon immer eine Vorlaufzeit von zwölf Monaten gehabt.“ Dennoch versuche er, auch Brautpaaren, die im Januar anrufen, eine Hochzeit noch im selben Jahr zu ermöglichen. Dann müsse das Brautpaar allerdings bei der Terminwahl etwas flexibel sein.

Anderthalb Jahre Vorlauf für die Planung

Das kann Sabine Lippmann nur unterstreichen. Die 38-Jährige aus Weilerswist hat Anfang 2022 ein Kleingewerbe für Hochzeitsplanung angemeldet. Hochzeiten sind ihr Ding. „Realistisch sind immer ein bis anderthalb Jahre Planungszeit“, sagt sie. Und meistens liege das an den Locations, die schon weit im Voraus gebucht werden. Auch von Blumencron weiß von anderen Veranstaltungsorten, die zwölf Monate im Voraus komplett ausgebucht sind. Wer aber nicht so festgelegt bei DJ, Fotograf und auch Termin sei, der könne sicherlich auch im Januar noch eine Hochzeit für Juli desselben Jahres planen, so Lippmann. Denn gerade die Einmal-Dienstleister, also die, die nicht mehrere Hochzeiten an einem Tag bedienen können, seien dabei oft der Knackpunkt.

Hochzeitsplanerin Sabine Lippmann sitzt auf einer Treppe.

Liebt Hochzeiten: Planerin Sabine Lippmann aus Weilerswist.

Die lange Planungszeit sei, zumindest bei ihnen, nichts Neues und auch nicht erst in den vergangenen Jahren entstanden, weiß von Blumencron aus der Erfahrung. Wer nun leichte Panik bekommt und die Traumhochzeit dahinschwinden sieht, den will Lippmann beruhigen: „Das Wichtigste bei der Hochzeitsplanung ist es, Ruhe zu bewahren und zu versuchen, diese Planungszeit zu genießen.“ Am besten setze man sich kurz nach dem Antrag zusammen und überlege, was beiden bei ihrer Hochzeit wichtig sei und vor allem welches Budget man habe.

Jedes Brautpaar hat seinen eigenen Stil

Dieses Budget sollte man während der gesamten Planung stets gut im Blick behalten, rät Lippmann. Gerade bei vermutlich kleinen Dingen wie der Dekoration seien viele am Ende überrascht, auf welch hohe Beträge sich das summieren könne. Wer zudem bereit sei, außerhalb der Saison (Oktober bis Mai) zu heiraten, könne bei der einen oder anderen Location Geld sparen, verrät sie einen Tipp.

Jeder Jeck ist anders.
Dr. Ulrich Müller von Blumencron

Und wie sieht es mit Trends für die künftige Hochzeitssaison aus? Im Prinzip habe jede Hochzeitssaison ihren eigenen Trend, sagt von Blumencron. Das könne man ganz gut an den Getränken sehen, die serviert werden. „2022 war es Wildberry Lillet, 2021 Moscow Mule“, berichtet der Schlossherr. Grundsätzlich sei jedes Brautpaar verschieden und feiere in seinem ganz persönlichen Stil. „Jeder Jeck ist anders“, formuliert er es in einem Sprichwort. Als Veranstalter sei es ihnen daher auch wichtig, die gesamte Bandbreite abzudecken und dem Kunden die Hochzeit zu ermöglichen, die er gerne feiern wolle.

Nachhaltigkeit ist vielen Paaren im Kreis Euskirchen wichtig

Einen Trend kann von Blumencron dann beim genaueren Nachdenken doch ausmachen: „Die standesamtliche Trauung ersetzt immer häufiger die Kirche.“ Als er 2006 angefangen habe, seine Räumlichkeiten für Hochzeiten zu vermieten, seien fast alle Hochzeitsgesellschaften nach der Kirche zu ihm gekommen. Heute heirate ein Großteil direkt im Schloss (standesamtlich) und feiere anschließend auch da.

Hochzeitsplanerin Lippmann sieht noch einen weiteren Trend: Nachhaltigkeit. Immer mehr Brautpaaren sei das wichtig. Das äußere sich beispielsweise durch regionale Küche am Hochzeitstag, Second-Hand-Deko, kein Plastik oder auch einen modischen Zweiteiler statt Brautkleid, dessen Teile man nach der Hochzeit noch einmal tragen könne. Auch ebbe der jahrelange Trend nach immer größeren und pompöseren Hochzeiten ab, inzwischen nähmen die kleinen Feiern deutlich zu. Für viele Brautpaare sei wichtig: „Wir wollen uns auf das Wesentliche konzentrieren.“ Nur enge Freunde, Familie und Liebe.

2022, das bestätigen Lippmann und von Blumencron, habe es sich bei den Hochzeiten etwas geknubbelt. Viele mussten ihre Feier 2020 oder 2021 wegen der Corona-Pandemie absagen. Lippmann beobachtete deshalb in 2022 auch viele Winterhochzeiten. Von Blumencron berichtet von vielen großen und rauschenden Festen, bei denen definitiv der Eindruck entstanden sei, dass es etwas nachzuholen gebe.