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IntegrationIm ganzen Kreis Euskirchen mangelt es mittlerweile an Sprachpaten

Lesezeit 3 Minuten
Sprachpatin Elisa Schmitz und ihre beiden Schützlinge aus der Grundschule in Hellenthal-Reifferscheid spielen eine Partie UNO.

Lehramtsstudentin Elisa Schmitz engagiert sich ehrenamtlich als Sprachpatin in der Grundschule Reifferscheid. Zum Auftakt der Stunde gibt es zunächst mal eine Partie „Uno“.

Rund 90 Ehrenamtler im Alter zwischen 18 und 81 Jahren engagieren sich derzeit im Kreis Euskirchen als Sprachpaten im Programm „Smile“. Zu wenig. Vor der Corona-Pandemie waren es 200.

„Die Sprache ist einfach elementar für die Integration und die Bildung der Kinder“, sagt Suzana Kilickeser, die sich im Kommunalen Bildungs- und Integrationszentrum (KoBIZ) des Kreises Euskirchen um die Einsätze der Sprachpaten kümmert. Rund 90 Ehrenamtler im Alter zwischen 18 und 81 Jahren engagieren sich derzeit im Kreis Euskirchen aktiv in dem Programm.

Eine von ihnen ist Elisa Schmitz aus Reifferscheid. Unmittelbar nach Beginn des Krieges in der Ukraine, als die ersten Geflüchteten nach Deutschland kamen, fasste sie den Entschluss, einen aktiven Beitrag für die ankommenden Menschen zu leisten. „Und weil Kinder es besonders schwer haben, wollte ich mich da engagieren“, sagt die junge Frau, die aktuell ein Lehramtsstudium absolviert.

Das Programm läuft bereits seit einigen Jahren sehr erfolgreich im Kreis Euskirchen
Suzana Kilickeser, Kommunales Bildungs- und Integrationszentrum des Kreises Euskirchen

Sie meldete sich beim „Smile“-Programm an und unterstützt seitdem einmal pro Woche zwei Kinder aus der Grundschule Reifferscheid beim Erlernen der deutschen Sprache. „Das Akronym Smile steht für ‚Sprachbildung mit individuellem Lernerfolg‘“, erklärt Suzana Kilickeser: „Das Programm läuft bereits seit einigen Jahren sehr erfolgreich im Kreis Euskirchen.“

Aktuell suche sie jedoch weitere Menschen jeglichen Alters, die einmal in der Woche für eine Stunde mit einem neu zugewanderten Kindergarten- oder Schulkind Zeit verbringen. „Wir hatten schon einmal einen Pool von rund 200 Sprachpaten, aber während der Corona-Pandemie haben sich leider vor allem ältere Ehrenamtler zurückgezogen“, bedauert Kilickeser.

Einsatzorte sind in der Regel Schulen und Kindertagesstätten

Der Einsatzort ist in der Regel die jeweilige Schule oder die Kindertagesstätte des Kindes. In Reifferscheid, wo aktuell alle rund 170 Hellenthaler Grundschulkinder unterrichtet werden, arbeitet das Team von Schulleiterin Gaby von der Heydt mit insgesamt vier Sprachpatinnen zusammen. „Manchmal trauen sich die Kinder im Klassenverband nicht, ihre Deutschkenntnisse anzuwenden. Das Programm ist für alle zugewanderten Kinder eine echte Bereicherung, weil sie im Austausch mit dem Sprachpaten regelrecht auftauen und mehr Sicherheit bekommen“, so die Pädagogin: „Das ist eine tolle Ergänzung der schulischen Angebote, und wir sind alle sehr froh, dass es dieses Programm gibt.“

Die Sprachpatinnen und -paten bieten „ihrem“ Kind ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, schaffen eine vertrauensvolle Atmosphäre und entdecken gemeinsam mit ihrem Patenkind durch Spielen, Vorlesen, Malen, Singen, Basteln oder einfach nur Erzählen und Zuhören wie nebenbei die deutsche Sprache.

Koordinatorin Suzana Kilickeser und Sprachpatin Ulrike Schmitz präsentieren auf einem Tisch in einem Klassenzimmer der Grundschule Reifferscheid Spiele und Spielsachen.

Koordinatorin Suzana Kilickeser und Sprachpatin Ulrike Schmitz zeigen ausgewählte Spiele, die in der Sprachförderung eingesetzt werden.

„Ich hatte zunächst gar keine hohe Erwartungshaltung, weil es eben dauert, bis sich Erfolge einstellen“, sagt Sprachpatin Elisa Schmitz.

Aber bereits zu sehen, wie sich die Kinder auf die gemeinsame Zeit freuen, mache sie sehr glücklich. Derzeit trifft sie sich einmal pro Woche mit einem aus Polen stammenden Geschwisterpaar. Zu Beginn der Stunde kommt ein Kartenspiel auf den Tisch. „Uno spielen wirklich alle Kinder gerne, egal, wo sie herkommen“, sagt Schmitz lachend.

Die Studentin hat bereits eine weitere Sprachpatin anwerben können: ihre Mutter Ulrike, die derzeit ein aus Rumänien stammendes Kind betreut.

„In den größeren Kommunen Euskirchen und Mechernich haben wir derzeit die meisten Sprachpaten“, berichtet Kilickeser. „Bedarf für neue Paten haben wir aber im ganzen Kreis Euskirchen – aktuell besonders in der Gemeinde Dahlem.“


Neue Sprachpaten werden gesucht

Bevor die Interessierten ihre Patenschaft beginnen, werden sie von den Fachleuten des KoBIZ qualifiziert. In drei Modulen geht es beispielsweise um die Methoden der Sprachförderung, um die Sprachpatenstunde, um die Situation der Kinder (Trauma, Flucht) sowie um die Bedeutung der Muttersprache oder um Mehrsprachigkeit. Die nächsten Schulungstermine beginnen ab dem 14. Februar. Weitere Infos erhalten Interessierte bei Suzana Kilickeser, Tel. 02251 /15697 oder per E-Mail. (thw)

suzana.kilickeser@kreis-euskirchen.de