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Interview mit Thilo Lenhard„Das Arbeitszeitmodell des Kreis Euskirchen ist beeindruckend“

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Thilo Lenhard steht in der Baustelle des Kreishauses und deutet in den leeren Raum.

Im Kreis Euskirchen kämpfen die Verwaltungen in den Kommunen mit einem Fachkräftemangel. Gerade Ingenieure werden gesucht. Thilo Lenhard ist einer.

Thilo Lenhard (46) ist Architekt und arbeitet im Immobilienmanagement des Kreises Euskirchen. Seine Stelle in der freien Wirtschaft hat er aufgegeben.

Sie waren Angestellter in einem Architektenbüro in Euskirchen. Warum dann der Wechsel in eine öffentliche Verwaltung?

Lenhard: Ich bin Euskirchener und wollte Euskirchener bleiben, auch was den Standort meiner Arbeit betrifft. Das hat mich in den letzten Jahren davon abgehalten, mich wegzubewerben.

In der Privatwirtschaft hätten Sie mehr verdienen können, oder?

Ja, es gab lukrativere Angebote, wenn ich hätte in Bonn oder Köln arbeiten wollen. Geld ist aber nicht alles. Ich hatte gewartet, in Euskirchen die richtige Stelle zu finden. Dann bot sich die Arbeit beim Kreis an.

Was macht den Kreis für Sie so attraktiv, obwohl er nicht so viel bezahlt wie die Privatwirtschaft?

Für mich ist Lebensqualität auch wichtig. Ich kann mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, statt mit dem Auto im Stau zu stehen oder Stunden in der Bahn zu verbringen. Diese Zeit würde mir für Familie oder Hobbys fehlen. Nachdem ich in Köln studiert hatte, bin ich neun Jahre lang von Köln nach Euskirchen gependelt. Währenddessen haben wir eine Familie gegründet und beschlossen, nach Euskirchen zu ziehen. Jetzt leben wir seit zehn Jahren hier, und ich habe die kurzen Arbeitswege zu schätzen gelernt.

Haben Sie den Wechsel zum Kreis schon einmal bereut?

Nein. Anfangs war ich skeptisch, habe mich aber darauf eingelassen. Inzwischen weiß ich, wie eigenverantwortlich man hier arbeiten kann. Das ist schon toll. Die Aktenberge verschwinden, es wird digital an modernen Arbeitsplätzen gearbeitet. Das Arbeitszeitmodell ist beeindruckend, eine Arbeitszeitfeststellung gab es für mich früher nicht. Heute weiß ich: Wenn ich mal mehr arbeite, gibt es dafür später mehr Freizeit. Das ist ein Mehrwert fürs Familienleben.

Würden Sie auch jungen Menschen einen solchen Schritt empfehlen?

Ja, wir sind schon ein besonderes Team. Wir könnten sicher noch Leute gebrauchen. Allein wegen der Flutfolgen gibt es viel zu tun.