Der Name wurde geändert, die Idee bleibt unverändert modern. In der Alten Tuchfabrik entsteht ein neues Innovations- und Gründungszentrum.
„Meilenstein“Ideenwerkstatt für nachhaltige Wirtschaft im Kreis Euskirchen geht an den Start
Aus Sustainable Innovation Hub wird Ideenwerkstatt – sonst ändert sich nix. Der sperrige Name ist weg. Die Idee unverändert modern. In der Alten Tuchfabrik zwischen Euskirchen und Euenheim wird ein Innovations- und Gründungszentrum entstehen. Die Förderzusage für den Kreis Euskirchen ist da, die Tinte unter der Kooperationsvereinbarung trocken.
1,9 Millionen Euro kostet das Projekt, das vor allem eins sein soll: eine Startrampe für innovative Projekte, Nachhaltigkeitsstrategien, Start-up-Unternehmen, Co-Working und Veranstaltungen. Mit 1,5 Millionen Euro fördert der Bund das Projekt, den Rest übernimmt der Kreis. Aktuell benötigt man eine gehörige Portion Kreativität, um sich vorzustellen, dass ab Herbst im zweiten Obergeschoss die Ideenwerkstatt wirklich an den Start gehen soll.
„Das ist ambitioniert, aber wir schaffen es. Auch wenn wir über die eine oder andere Sache drüber bügeln müssen“, sagt Martin Schommer, Eigentümer der Alten Tuchfabrik. Tatsächlich liegen die Leitungen für die Fußbodenheizung noch frei, und die 630 Quadratmeter an Fläche sind einfach nur eine Fläche. Von Experimentierräumen oder innovativen Büros ist gerade so rein gar nichts zu erahnen.
Nach Angaben von Iris Poth, Wirtschaftsförderin des Kreises Euskirchen, ändert sich das nun im Handumdrehen. Der Grund: Eine Architektin aus dem Kreis Euskirchen hat den Zuschlag für das Projekt erhalten und kann nun mit der Planung beginnen. Landrat Markus Ramers bezeichnete das Vorhaben als „Meilenstein für den Kreis Euskirchen“. Die nun unterzeichnete Kooperationsvereinbarung mit den sechs Unternehmen aus dem Kreis sei „ein besonderer Moment, weil viel Arbeit in das Projekt geflossen ist“, so Ramers, der sich bei der Wirtschaftsförderin und ihrem Team für das Geleistete bedankte. Der Kreis wolle die Unternehmen bei der Transformation zu einem nachhaltigen Wirtschaften unterstützen.
Und die Alte Tuchfabrik stehe sinnbildlich für diesen Prozess, denn auch die Tuchfabrik, die 1982 als letzte im Euskirchener Stadtgebiet geschlossen wurde, habe große Wandlungen hinter sich, so der Landrat. „Dieser Standort birgt für das Projekt viele Chancen“, betont Wirtschaftsförderin Poth. Begleitet wird das Vorhaben durch ein gefördertes Projektmanagement.
Zudem unterstützt unter anderem die Stabsstelle Wirtschaftsförderung das Ganze. „Aber ohne Partner aus der Wirtschaft ist eine erfolgreiche Umsetzung nicht denkbar“, so Ramers. Neun Partner, darunter die e-regio, die IHK, Jenniches Treppenbau sowie Klaus Pfeil Fensterbau und das Mechernicher Unternehmen Jopp, hat der Kreis bereits gewonnen – weitere seien willkommen, so Poth. Gemeinsam solle ein Bündnis für nachhaltige und klimaneutrale Unternehmen im Kreis Euskirchen gegründet werden, erklärte Landrat Ramers.
Stimmen
Georg Stoffels, Hauptgeschäftsführer HWK Aachen: „Wir unterstützen dieses Verbundprojekt, da die Transformation der Gesellschaft im Bereich der Nachhaltigkeit, der Digitalisierung und des Klimaschutzes ohne das Handwerk nicht denkbar ist.“
Stefan Dott, Geschäftsführer der e-regio: „Wir setzen uns dafür ein, unsere Region für nachfolgende Generationen nachhaltiger und lebenswerter zu gestalten. Die Energie- und Wärmewende im Kreis Euskirchen ist für uns eine Herzensangelegenheit. Daher unterstützen wir den Aufbau der Ideenfabrik sehr gerne tatkräftig mit unserer Expertise.“
Bernhard Jenniches, Geschäftsführer von Jenniches Treppenbau: „Handwerker sind nachhaltig und alles andere als konservativ, sondern ungemein kreativ. Wir freuen uns, dabei zu sein.“
Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer IHK Aachen: „Wir können nur gratulieren. Die IHK Aachen unterstützt in der Ideenfabrik bei der Verbesserung des Weiterbildungsangebotes im Bereich der Nachhaltigkeitsberufe oder etwa beim Aufbau geeigneter Transferstrukturen für den Zugang von Unternehmen zu Innovationen für mehr Nachhaltigkeit.“
Weiterbildungen und Projektmanagerin
Der Kreis Euskirchen hat ein ambitioniertes Ziel. Bis 2026 sollen mindestens 100 Unternehmen aus der Region unterschiedlicher Größen und Branchen klimaneutral sein. Basis für dieses Ziel ist die Neuausrichtung des wirtschaftlichen Entwicklungskonzepts mit dem Ziel, zur „Modellregion Nachhaltiger Wirtschaftsstandort“ zu werden.
Innerhalb der Wirtschaftsförderung habe man sich entsprechend neu aufgestellt und fortgebildet. Das alles komme der neuen Ideenwerkstatt zugute, sagt Wirtschaftsförderin Iris Poth: „Wir werden Unternehmen beraten, wie sie nachhaltig wirtschaften können.“ Ab 2026 müsse jedes Unternehmen ab zehn Mitarbeitern einen jährlichen Nachhaltigkeitsbericht erstellen, so Poth.
Doch nicht nur das eigene Team habe sich fortgebildet, es werde auch vergrößert, berichtet die Chefin der Wirtschaftsförderung im Kreis Euskirchen. Die Weilerswisterin Isabelle Jescke wird sich nach Angaben von Iris Poth als geförderte Projektmanagerin ebenfalls um die Umsetzung der Ideenwerkstatt Nachhaltige Wirtschaft kümmern.