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PlatzmangelKommunen im Kreis Euskirchen setzen auf Containerdörfer für Geflüchtete

Lesezeit 5 Minuten
Man sieht einen großen Containerbau, umgeben von Feld.

Im Zülpicher Industriegebiet hat die Stadt eine neue Geflüchteten-Unterkunft für bis zu 50 Menschen aufstellen lassen.

Selbst ohne zusätzliche Schutzsuchende durch das Erdbeben in der Türkei und Syrien sind die Kapazitäten fast aufgebraucht.

Welche Auswirkungen das schwere Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet auf die Zahl der ankommenden Geflüchteten in Deutschland haben wird, kann man heute noch nicht mit Sicherheit sagen. Doch auch ohne eine weitere Verschärfung der weltweiten Fluchtursachen ist klar: Die Kapazitäten in den Unterkünften für Geflüchtete sind auch in den Städten und Gemeinden im Kreis Euskirchen vielerorts erschöpft. Einige Kommunen setzen bei der Schaffung weiterer Unterkünfte auf die Nutzung von Containern. So soll vermieden werden, dass zum Beispiel Turnhallen umfunktioniert werden müssen, um Geflüchtete unterzubringen.

Zülpich

Bis zu 50 geflüchtete Menschen will die Stadt in einem neuen Containerdorf unterbringen. Die Siedlung aus 36 Containern habe eine Fachfirma im Zülpicher Industriegebiet aufgebaut, teilte die Verwaltung mit. „Die Zahl der Menschen, die in Deutschland vor Krieg und Verfolgung Zuflucht suchen, ist in den vergangenen Monaten wieder deutlich gestiegen. Auch in Zülpich wurden zuletzt wieder mehr Geflüchtete aufgenommen“, heißt es zur Begründung. In bestehenden Gemeinschaftsunterkünften sowie in Privatwohnungen seien mittlerweile beinahe alle Plätze belegt.

„Wir wollten auf jeden Fall vermeiden, dass Turnhallen oder Dorfgemeinschaftshäuser für dieses Zwecke umgenutzt werden müssen“, erklärte Bürgermeister Ulf Hürtgen: „Deshalb haben wir uns – in Abstimmung mit den politischen Entscheidungsträgern – für die Schaffung einer weiteren Gemeinschaftsunterkunft entschieden.“

Als nächstes würden die Räume eingerichtet und ans Versorgungsnetz angeschlossen, heißt es weiter. Trotzdem wolle die Stadt unverändert auf dezentrale Lösungen setzen: Besitzer leerstehender Wohnungen bittet die Verwaltung deshalb, geeignete Räumlichkeiten zu melden.

Wer an einer solchen Vermietung Interesse hat, kann sich unter der Tel.: 02252/52335 oder per E-Mail bei Annette Jülich-Meiser von der Stadtverwaltung melden. ajuelich@stadt-zuelpich.de

Mechernich

„In den aktuell vier Unterkünften für Geflüchtete im Mechernicher Stadtgebiet sind derzeit 288 der 324 verfügbaren Plätze belegt“, erklärt Dezernent Ralf Claßen. Daher soll nun in den ehemaligen Kita-Containern am Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Mechernich die fünfte Unterkunft entstehen. Die Kita-Kinder sind bereits umgezogen in neue Räume in der Innenstadt und in Kommern-Süd. Wenn die Umbauarbeiten nach Plan laufen, sollen dort ab März ausschließlich geflüchtete Familien untergebracht werden. „Je nach Belegung können hier bis zu 40 Menschen wohnen“, erläutert Claßen, der das Projekt gemeinsam mit Fachbereichsleiterin Kati Jakob betreut.

Beide freuen sich, dass die evangelische Kirche als Grundstückseigentümerin die Nutzungsänderung mitträgt und unterstützt. „Darüber sind wir sehr froh – auch, dass die Zusammenarbeit mit dem Caritasverband so gut funktioniert“, sagt Claßen im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Mitarbeiter der Caritas übernehmen die soziale Betreuung der Geflüchteten: Das Team um Alexander Neubauer, Koordinator der Flüchtlingshilfe Mechernich sowie städtischer Integrationsbeauftragter, und Case-Managerin Nadja Abel arbeitet dabei seit Jahren eng mit der Stadt zusammen. „Zwar ist die geplante Unterkunft ein reines Selbstversorgerhaus mit eigener Küche, doch die Caritas-Mitarbeiter werden von ihrem Standort im ehemaligen Casino aus die Betreuung der Familien sicherstellen“, berichtet Claßen.

Euskirchen

Die Stadt Euskirchen richtet das ehemalige Bünder-Gelände im Winkel zwischen Pützbergring und der Straße An der Vogelrute als Standort für die Unterbringung von Geflüchteten her. „Wenn wir weitere Zuweisungen erhalten, können wir die Menschen dort unterbringen“, sagte Pressesprecher Tim Nolden am Dienstag auf Anfrage.

Bei den Unterkünften handelt es sich um Modulbauten. Eine Gebäudereihe steht bereits, drei weitere werden folgen. Alles in allem könnten darin bis zu 140 Personen Platz finden. Die maximale Zahl hänge jedoch von der Zusammensetzung der Gruppen ab, die nach Euskirchen kämen, hatte der Erste Beigeordnete Alfred Jaax kürzlich im städtischen Ausschuss für Generationen und Soziales erklärt. Man werde zum Beispiel auf Familienstrukturen achten.

Die Nutzung von Sporthallen sieht die Verwaltung als „allerletzte Option“, da die Situation des Schulsports ohnehin schon außerordentlich angespannt sei, hieß es in einer vorangegangenen Sitzung des Ausschusses. Deshalb sei „die kurzfristige Schaffung von Unterbringungsoptionen in Modulbauweise unabwendbar“.

Hellenthal

Bereits im Dezember sind in Blumenthal die ersten Bewohner in das Containerdorf der Gemeinde Hellenthal eingezogen. „Inzwischen sind dort knapp 30 Personen untergebracht“, sagte Fachbereichsleiter Michael Huppertz. Obwohl die Container für bis zu 60 Personen zugelassen seien, wolle man die Maximal-Belegung vermeiden. „Da sind Konflikte sonst programmiert“, so Huppertz weiter. Deshalb will die Gemeinde eine zweite Containerunterkunft errichten: „Wir befinden uns derzeit aber noch in Gesprächen mit Grundstückseigentümern.“


Kapazität in der ehemaligen Eifelhöhen-Klinik soll noch diese Woche erhöht werden

Wie die Bezirksregierung auf Anfrage mitteilte, wird die Kapazität in der Geflüchtetenunterkunft in Marmagen noch im Laufe der Woche angehoben. Laut Vanessa Nolte, Pressesprecherin der Bezirksregierung, sollen in den kommenden Tagen 200 Geflüchtete in der ehemaligen Eifelhöhen-Klinik untergebracht werden.

Aktuell sind es 100 Geflüchtete. Bis zu einer Belegung von 100 Menschen kann laut Wolfgang Andres, Pressesprecher des Kreises, der Brandsicherheitswachdienst durch eigene, geschulte Kräfte der Einrichtung sichergestellt werden – im Fall der Eifelhöhen-Klinik durch das Deutsche Rote Kreuz (DRK), das Betreiber der Unterkunft ist. Um die Kapazität zu erhöhen, muss eine externe Brandsicherheitswache installiert werden. Dies soll laut Bezirksregierung nun geschehen.

„Die Haushaltsmittel zur Einrichtung der Brandsicherheitswache wurden am Montag vom Ministerium zugesprochen“, so Nolte. Zunächst werde nunmehr das Deutsche Rote Kreuz beauftragt, die Brandsicherheitswache bis zum 30. April zu stellen.

Sobald das DRK durch den Nachunternehmer in der Lage sei, die Brandsicherheitswache einzurichten, werde die Kapazität der Notunterkunft in enger Abstimmung mit dem Kreis Euskirchen angehoben. (tom)