1000 Menschen haben sich im Kreis Euskirchen bei der App Corehelper registriert. Sie wollen im Ernstfall den Rettungsdienst unterstützen.
Tag der LebensretterErsthelfer sind im Kreis Euskirchen schneller als der Rettungsdienst
Mitten im Unterricht bricht plötzlich ein Schüler zusammen und reagiert nicht mehr auf äußere Einflüsse. Ein Schockmoment, den Dörte Grothues während ihrer Arbeit als Lehrerin von Kindern mit körperlicher Behinderung mehrfach miterleben musste.
„Mittlerweile bin ich zwar pensioniert, die Bedeutung, für ein Menschenleben in einem solchen Fall schnelle Hilfe leisten zu können, ist mir aber bis heute sehr bewusst.“ Erschrocken darüber, wie lange ihr letzter Erste-Hilfe-Kursus bereits zurücklag, entschloss sie sich zu einer Auffrischung und wurde dabei durch ihre Tochter auf die Ersthelfer-App „Corhelper“ aufmerksam. „Die Idee, eine Handy-App mit dem Notruf zu koppeln, fand ich großartig. Es kann Leben retten, wenn Menschen in der Nähe eines Notfalles schnell davon erfahren.“
Kreis Euskirchen: Mehr als 1000 registrierte Ersthelfer
Dies war auch die Idee von Martin Duske, Administrator von „Corhelper“, der am Samstag, zwei Jahre nach der Gründung des Netzwerkes, mit dem medizinischen Leiter Dr. Thomas Mann zum ersten Tag für Lebensretterinnen und Lebensretter ins Euskirchener Kreishaus eingeladen hatte. „Es ist unbeschreiblich toll, dass sich in dieser kurzen Zeit mehr als 1000 Ersthelfer im Kreis registriert haben, und gerade erst gestern haben wir den 500. Hilfseinsatz durch die App gezählt.“
Im Durchschnitt seien die Ersthelfer bei den bisherigen Einsätzen im Kreis dreieinhalb Minuten vor den Rettungskräften am Notfallort eingetroffen. Eine Zeitspanne, die Leben retten könne, wie Thomas Mann betonte: „Besonders in ländlicheren Regionen sind die Anfahrtswege häufig länger als in der Stadt. Dort kommt das Eingreifen der Ersthelfer besonders zum Tragen.“
Alarmierung erfolgt über die App auf dem Smartphone
Eine Alarmierung erfolge über die App, die mittels GPS die Entfernung zum Ausgangspunkt des Notrufs ermittelt und die nächstgelegenen Helferinnen und Helfer zum Ziel lotst. Dank der mehr als 1000 Registrierungen habe man in den vergangenen zwei Jahren bereits viel erreicht, dennoch zeige besonders der Blick zu Nachbarländern wie den Niederlanden oder Dänemark, dass noch reichlich Nachholbedarf bestehe.
„In Deutschland liegt die Quote von beobachteten Herzkreislauf-Stillständen, bei denen Laienhelferinnen und -helfer tatsächlich eingreifen, bei 42,7 Prozent.“ Dies sei im Vergleich zu dem Eintrag im deutschen Reanimationsregister von 2013 (27 Prozent) zwar bereits ein Fortschritt, in Dänemark liege die Quote jedoch bei 80 Prozent.
Menschen für derartige Themen zu sensibilisieren und dazu zu ermutigen, im Notfall helfend einzugreifen, sei daher schon im Schulalter von großer Bedeutung, so Mann. Diesem Zweck sollte auch der Tag der Lebensretterinnen und Lebensretter dienen.
Zudem sollte er den bereits registrierten App-Nutzern und den am Projekt beteiligten Hilfsorganisationen eine Plattform zum Austausch bieten. Mit modernster Technik präsentierten die Mitarbeiter der Malteser Einsatzübungen in der virtuellen Welt, während ein paar Meter weiter die Geschichte der medizinischen Arbeit im vergangenen Jahrhundert beleuchtet wurde.
Das ganze Projekt solle zu jeder Zeit auf freiwilliger Basis funktionieren und niemand müsse sich zu irgendetwas verpflichtet fühlen. „Auch im Besitz der App gibt es keine rechtliche Verpflichtung, einen Einsatz wahrzunehmen. Lebensrettung ist Teamsache und mit der App und an Tagen wie heute bringen wir das Team immer näher zusammen“, sagte Duske.