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BlasmusikMit zwei Konzerten wurden 6500 Euro für die Fluthilfe im Kreis Euskirchen erspielt

Lesezeit 3 Minuten
Eine Gruppe Menschen steht zusammen. Sie halten zwei große Schecks, auf denen jeweils 6250 Euro an Spenden für Fluthilfeorganisationen ausgewiesen sind.

Bei zwei Benefizkonzerten sammelten die Mitglieder des Volksmusikerbundes Spenden für Flutbetroffene und übergaben sie an Landrat Markus Ramers (3.v.l.) sowie an Vertreter der Malteser und des ASB.

Mit zwei Konzerten hat das Projektorchester des Volksmusikerbunds im Kreis Euskirchen 800 Besucher begeistert.

Beim ersten Blick auf die Notenblätter wäre Michael „Joe“ Zeitzen vor Schreck fast vom Stuhl gefallen. „Das, was Dirigent Nico Haag uns damals geschickt hat, ging weit über das übliche Repertoire von Schützen- und anderen Dorffesten hinaus“, berichtete der Vorsitzende des Kreisverbandes Euskirchen im Volksmusikerbund: „Die ausgewählte sinfonische Blasmusik stellte uns wirklich vor eine Herausforderung. Jetzt sind wir aber umso glücklicher, sie gemeistert zu haben.“

Größter Motivationsfaktor neben dem Wiederaufbau des Netzwerkes der Musikvereine im Kreis nach der coronabedingten Zwangspause sei vor allem der gemeinnützige Charakter des Projekts gewesen. „Im neu gewählten Vorstand waren wir uns schnell einig, dass wir auch etwas zur Unterstützung der Flutopfer beitragen wollten. So entstand durch die Initiative von Dirigent Nico Haag die Idee für unsere Benefizkonzerte im Frühjahr“, so Zeitzen.

81 Musiker aus 37 Vereinen im Kreis Euskirchen waren auf der Bühne

Lediglich vier gemeinsame Proben hatten die insgesamt 81 Musiker aus 37 Vereinen des Kreises zur Verfügung, um sich auf diese Auftritte vorzubereiten. Aller anfänglichen Nervosität zum Trotz gelang es den Akteuren im Alter zwischen 14 und 84 Jahren, selbst in dieser kurzen Zeit eng zusammenzuwachsen.

Zunächst im Mechernicher Gymnasium am Turmhof und einen Monat später auch in der Hellenthaler Grenzlandhalle begeisterten sie ihre insgesamt 800 Konzertbesucher mit fulminanten Auftritten.

Auch dank der Unterstützung von Mitarbeitern des Leader-Projekts, die insbesondere organisatorische Unterstützung bei der Suche nach Räumlichkeiten für die Proben oder bei der Verteilung der Noten leisteten, sind so im Zuge der beiden Abende 6500 Euro an Spenden durch die Zuhörer zusammengekommen. Am Donnerstag konnte diese Summe schließlich im Kreishaus an Landrat Markus Ramers sowie Vertreter des Malteser Hilfsdienstes und des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) übergeben werden.

Die Fluthilfe von Maltesern und ASB wird mit den Spenden unterstützt

„Die Flutkatastrophe war ein Jahrtausendereignis. So etwas lässt sich nicht einfach innerhalb von zwei Jahren aus der Welt schaffen“, betonte Landrat Markus Ramers: „Es gibt immer noch sehr viel zu tun. Darum bin ich froh, dass Institutionen wie der Volksmusikerbund weiterhin Unterstützung für die Betroffenen leisten.“

Nachdem die gröbsten Schäden nach und nach beseitigt waren, rückte die psychologische Hilfeleistung immer mehr in den Vordergrund, wie Claudia May vom ASB erklärte. Ziel sei nun auch die Ausarbeitung eines Konzepts für traumapädagogische Gruppenarbeiten. „Dies soll denjenigen als eine Art Auffangbecken dienen, denen nach wie vor sehr viel auf der Seele lastet“, so Mey. Eine zweite wichtige Säule der Unterstützung, der die Spenden zugute kommen sollen, sei die kulturelle Aufarbeitung.

„Dies bezieht sich besonders auf Projekte im öffentlichen Raum für das Gemeinwesen und die Vereine“, berichtete Michaela Boland, Pressesprecherin der Malteser Fluthilfe NRW. Im Rahmen dieser Hilfe seien bereits Zirkusprojekte für Kinder sowie finanzielle Unterstützung für Schwimmkurse umgesetzt worden. „Aktuell laufen die Planungen für ein Fußball-Kleinspielfeld in Arloff, um immer mehr Normalität zu schaffen und auch für kurze Zeit für Ablenkung zu sorgen.“

Welch große Rolle diese Ablenkung für Flutbetroffene auch zwei Jahre nach der Katastrophe spielt, hat Joe Zeitzen im Zuge der Benefizkonzerte immer wieder erfahren. „Wir wollen uns dort einsetzen, wo es noch wehtut, obwohl der Estrich schon trocken ist. Die Spenden richten sich daher an Projekte, die genau dies widerspiegeln.“ Auch kündigte Zeitzen an, dass man bereits jetzt an Veranstaltungen für das kommende Jahr arbeite.