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Mahnfeuer und mehrLandwirte aus Kreis Euskirchen setzen Protest fort –  Fahrt nach Berlin

Lesezeit 5 Minuten
An einem Mahnfeuer der Landwirte an der B266 bei Wißkirchen stehen mehrere Zuschauer.

Mahnfeuer sind nach Angaben der beteiligten Landwirte im Lauf der Woche an verschiedenen Orten im Kreis Euskirchen geplant, um auf die Proteste gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung hinzuweisen.

Landwirte aus dem Kreis Euskirchen ziehen ein positives Fazit der ersten Veranstaltungen und planen weitere Aktionen im Lauf der Woche.

Dieter Michels, Hauptorganisator des Protestes rund um die A1 bei Blankenheim, ist immer noch sprachlos – fast zumindest. „Was wir da auf die Beine gestellt haben, ist einfach der Wahnsinn. Ich bin sehr stolz auf alle, die sich beteiligt haben“, sagt der Landwirt zu den Demos vom Montag. Jetzt die Hände in den Schoß legen? „Auf keinen Fall“, sagt Michels. Abgesehen davon, dass er jederzeit einen solchen Protest wieder organisieren würde, plant der Landwirt im Hintergrund schon die nächste Veranstaltung. Am kommenden Samstag soll im Blankenheimer Raum ein großes Mahnfeuer stattfinden.

Dazu soll gegen 17 Uhr zunächst eine weitere Sternfahrt mit Traktoren starten. Das Mahnfeuer findet dann im Anschluss in der Gemarkung Mülheim unweit des Autobahnendes statt. „Wir haben immer gesagt, dass wir Montag demonstrieren, danach stehen wir Rede und Antwort. Das wollen wir jetzt auch machen“, so Michels. Nach eigenen Angaben hat der Landwirt zahlreiche Lebensmittelspenden angeboten bekommen. Mit den potenziellen Spendern will er jetzt noch mal Kontakt aufnehmen. Die Spenden sollen dann am Samstag eingesetzt werden.

Erklärungsversuch für die „Ampel am Galgen“

Auch Landwirt Thomas Gräf aus Elsig ist mit dem Verlauf der Protestfahrten am Montag insgesamt zufrieden. „Wir haben im Vorfeld klargemacht, dass wir keine Darstellungen mit Puppen am Galgen sehen wollen bei den Fahrten, und daran haben sich auch alle gehalten“, so Gräf. Und die Ampel am Galgen, die mancherorts zu sehen war? „Für mich ist das ein Sinnbild für die Henkerspolitik, die die Bundesregierung uns Bauern gegenüber praktiziert“, versucht sich Gräf an einer Erklärung.

An einem Oldtimer-Traktor ist ein Galgen mit einer Ampel als Protest gegen die Politik der Ampelkoalition zu sehen.

Vereinzelt waren auch bei den Protestfahrten im Kreis Euskirchen Darstellungen einer Ampel am Galgen zu sehen.

Am kommenden Montag nach Berlin würde Dieter Michels zwar gerne fahren, um dort auch noch mal seinen Unmut über die eine oder andere politische Entscheidung kundzutun, das passe zeitlich aber nicht. „Wir müssen 700 Kühe melken. Das ist ein enormer Aufwand“, so Michels.

Bauern aus dem Kreis Euskirchen planen Fahrt zur Demo nach Berlin

Zahlreiche seiner Berufskollegen aus dem Kreis Euskirchen haben die Teilnahme an der Großdemo in Berlin jedoch fest eingeplant. „Ich bin am kommenden Montag selbstverständlich vor Ort“, sagt Helmut Dahmen, Vorsitzender der Kreisbauernschaft. „Insgesamt wird die Zahl der Teilnehmer aus dem Kreis bei rund 100 liegen“, schätzt Dahmen, Chef eines Milchviehbetriebs. Ein Bus sei bereits gechartert, der die Bauern aus dem Kreis nach Berlin bringen werde, andere Landwirte planten die Anreise auf eigene Faust, so Dahmen weiter.

„Vielleicht wird es auch einige geben, die mit dem Trecker bis in die Hauptstadt fahren, um dort an der Kundgebung teilzunehmen“, so Dahmen, der mit der Resonanz auf die bisherigen Protestveranstaltungen im Kreis Euskirchen sehr zufrieden ist: „Aus der Bevölkerung gab es sehr viele und überwiegend positive Rückmeldungen. Ich habe den Eindruck, dass es eine große Unterstützung aus der Gesellschaft für unsere Anliegen gibt.“

Unterstützung wünschen sich die Landwirte auch aus der Politik. „Die Übergabe unserer Resolution an die SPD-Bundestagsabgeordnete Dagmar Andres planen wir noch für den Lauf dieser Woche“, verrät Dahmen. Andres sei zu der Kundgebung am Montag in Euskirchen eingeladen worden, aber nicht erschienen, bedauerte Dahmen.

Landrat Markus Ramers lobt die Disziplin bei den Sternfahrten

Landrat Markus Ramers äußerte sich noch am Montagabend in den Sozialen Netzwerken zu den Protesten der Landwirte. „Auch die Landwirte haben das Recht, mit ihren Demonstrationen auf ihre Interessen hinzuweisen“, so Ramers.

Ähnlich wie die Polizei zog der Verwaltungschef ein positives Fazit. „Die Landwirte haben wieder einmal bewiesen, dass auf sie Verlass ist. So wurde in den entscheidenden Momenten eine Rettungsgasse gebildet, und auch auf den Winterdienst wurde Rücksicht genommen“, so Ramers. Es habe lediglich nur ein paar kleinere Ausnahmen gegeben. „In diesen Fällen sind die entsprechenden Maßnahmen ergriffen worden. Auch das gehört dazu“, sagte Ramers: „Ich kann als Landrat nur ein Lob und einen Dank aussprechen, dass sie sich so friedlich und ordnungsgemäß verhalten haben.“

Landwirte planen viele weitere Mahnfeuer im Kreis Euskirchen

Für die Landwirte im Kreis Euskirchen war nach der Kundgebung am Erftstadion am Montag mit den Protesten noch lange nicht Schluss. Am Montagabend brannten bei Roitzheim und Wißkirchen Mahnfeuer.

Zwischen Wißkirchen und dem Pendlerparkplatz an der B266 wurden die Strohballen um kurz nach 17 Uhr entzündet – mithilfe eines Traktors, Benzin und Pechfackeln. Etwa 30 Landwirte, Freunde und Schaulustige hatten sich an der Autobahn versammelt, um ihren Protest gegen die geplanten Kürzungen der Subventionen kundzutun.

Besucher eines Mahnfeuers an der B266 bei Wißkirchen. Im Hintergrund stehen einige Traktoren.

Das erste Mahnfeuer wurde bereits am Montag bei Wißkirchen entzündet. Etwa 40 Menschen waren zu der bei der Polizei angemeldeten Veranstaltung gekommen, die meisten von ihnen auf Traktoren.

Ihre Traktoren hatten sie entlang der Bundesstraße abgestellt. Immer wieder waren Solidaritätsbekunden in Form von lautem langgezogenem Hupen zu vernehmen. „Wir machen das hier nicht nur für uns Landwirte. Wir machen das für alle Menschen. Denn die gestrichenen Subventionen werden letztlich auf den Verbraucher umgelegt“, so ein Landwirt. Insgesamt vier weitere Mahnfeuer wurden am Dienstag in Euskirchen, in Weilerswist und in der Nähe von Straßfeld entfacht.

Protestfahrt mit 45 Traktoren rund um Zülpich

Im Lauf der Woche sollen noch weitere Mahnfeuer in verschiedenen Orten im ganzen Kreis Euskirchen dazukommen, sagte Kreis-Landwirt Dahmen: „Und es wird wohl auch noch einige kleinere Sternfahrten geben. Da müssen die Einzelheiten aber jeweils noch mit der Polizei abgesprochen werden.“

Offiziell angemeldet war bereits eine Protestfahrt am Dienstag im Raum Zülpich, an der sich nach Angaben der Polizei rund 45 Landwirte mit ihren Traktoren beteiligten. Gegen 7 Uhr starteten die Teilnehmer am Kreisel bei Niederelvenich, um über das Siechhaus und den Kreisel am Gewerbegebiet Zülpich zweimal eine Runde durch das Stadtgebiet zu drehen.


Weitere Protest-Termine im Kreis Euskirchen

Am Mittwoch (17.30 bis 20.30 Uhr) ist ein Mahnfeuer in der Nähe der Mülldeponie bei Strempt an der B 266 geplant, ein Weiteres soll bereits ab 16 Uhr in der Nähe des „Eifeler Alpenhofs“, ebenfalls nahe der B 266, lodern (auch wieder am 11.1. sowie am 13.1.).

Am Donnerstag, 11. Januar, wollen die Landwirte Mahnfeuer in Dürscheven (14.30 bis 21 Uhr), in Oberelvenich an der L 162 und in Rövenich am Siechhaus-Kreisel (jeweils 16 bis 19 Uhr) sowie in der Nähe der A1 bei Holzheim (17 bis 20 Uhr) entzünden.

Am Freitag, 12. Januar, startet gegen 6.30 Uhr am Siechhaus-Kreisel eine weitere Demofahrt der Landwirte rund um die Stadt Zülpich.