Norbert Heckelei ist ein vielseitiger Mann. Drei verschiedene Studiengänge hat er absolviert und lebte an den unterschiedlichsten Orten der Welt. Doch eines war in seinem Leben seit den 1970er-Jahren immer sein roter Faden: Umweltschutz, der Kampf gegen Atomkraft und für die Friedensbewegung.

Ins Umweltthema reingewachsen

1955 geboren, wuchs Heckelei als Jugendlicher in die Bewegungen hinein. Das Gefühl, dass auf der Welt einiges schiefläuft, trieb ihn schon damals um. Sein beruflicher Werdegang begann mit dem Studium in Osnabrück in den Fächern Deutsch, Politik und Sozialwissenschaften. 1980 schrieb er seine Examensarbeit über das Thema „Atomenergie und Entwicklung der Grünen Partei“. In Amsterdam ließ er sich zum zeitgenössischen Bühnentänzer und Regisseur ausbilden und machte in Boulder/Colorado an einer tibetanisch-buddhistischen Hochschule einen Master zum Tanztherapeuten. In allen drei Bereichen hat Norbert Heckelei gearbeitet.

Dabei traf er eines Tages auf das Stück „Ein Volksfeind“ von Henrik Ibsen. Das Drama aus dem Jahr 1882 befasst sich bereits mit dem Umweltthema. Spielort ist ein Kurort, dessen Gewässer mit Fabrik-Chemikalien vergiftet werden. Die Konflikte zwischen Politik, Wirtschaft, Journalismus und Bevölkerung wurden von Ibsen schon damals als tiefgreifend beschrieben. Er kritisierte unter anderem die Gleichsetzung von öffentlicher Meinung mit der Wahrheit. Ein brandaktuelles Thema also.

Unter anderem Ibsens Werk inspirierte Heckelei vor etwa fünf Jahren, ein Theaterstück zu schreiben, das sich mit Umwelt- und Klimaschutz beschäftigt. „Die Flutkatastrophe ist, wie auch das Fichten-Waldsterben, regionaler Ausdruck des Klimanotstands, der spätestens in den letzen drei Jahren nun auch vor Ort hautnah erfahren wird und in unserem Theaterstück eine wichtige Rolle einnimmt.“ Das Stück befindet sich also seit der Idee im Wandel, und das tut es weiterhin – bis hin zur letzten und einzigen öffentlichen Aufführung am 25. Mai ab 19 Uhr im Mechernicher Gymnasium am Turmhof.

„Da wird auch schon mal heftig diskutiert“, berichtet die Praktikantin Luca Marie Roelleke, die für dieses Projekt aus dem süddeutschen Schwetzingen angereist ist. „Der Zwiespalt zwischen Ökonomie und Ökologie, von Umsatz und Profit gegenüber dem Schutz des Planeten ist damals wie heute ein Thema“, so Norbert Heckelei.

Bundesweite Aufführungen an Schulen

Sein aktuelles Theaterstück mit dem Titel „Macht euch die Erde untertan“ wird an 15 Schulen aufgeführt. Der Nöthener Autor und Regisseur arbeitet mit einer professionellen Truppe. Seit Januar proben Bühnenprofis aus Berlin, Köln und Kamerun dieses laut Heckelei durchaus brisante Stück in der Bürgerhalle Mahlberg. Zwei Tage wurden im Kursaal Gemünd Aufnahmen für einen öffentlich zugänglichen Kurzfilm gemacht. Federführend war dabei der Berliner Kameramann und Projektmitarbeiter Marco Baré.

Das alles kostet viel Geld. Bevor der 67-Jährige mit dem Projekt loslegen konnte, mussten Förderer gefunden werden. Der Verein „Bewegung als Kunst und Wissenschaft“, kurz BKW, den Heckelei selbst mit Freunden und Bekannten 1992/1993 gründete, ist einer davon. An erster Stelle steht jedoch das Leader-Programm, das EU-Gelder für Projekte in ländlichen Regionen vergibt. Gespräche, Formulare und Anträge bestimmten zwei Jahre die Arbeit an seinem Vorhaben. Leader fördert in erster Linie Baumaßnahmen, betrat hier also Neuland. Insgesamt über 100 000 Euro mussten zusammengetragen werden. Neben Leader traten die Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW, die Baumeister Stiftung für nachhaltige Technologie und der Landschaftsverband Rheinland als Förderer ein.

Viel Ehrenamtliche Arbeit

Dabei hielt der Nöthener die Kosten so gering wie möglich, brachte beispielsweise alle Beteiligten in privaten Unterkünften in seiner Nachbarschaft unter. Eine richtige Crew gibt es nicht. Technik, Kostüme, Maske, die aufwendige multimediale Gestaltung und nicht zuletzt Materialtransport sowie die Tournee des Stückes managt er mit seiner Truppe selbst. Alle Stellen mussten deutschlandweit offiziell ausgeschrieben werden, was eine Menge zusätzliche Arbeit bedeutete. Außerdem textete er einen Song, den die Kölnerin Anna Mina Schneider vertonte und der im Stück von den Darstellern live gesungen wird. Vom Band läuft eine Einspielung vom „Hardchor“ des Bad Münstereifeler St.-Michael-Gymnasiums, der „We heal the world“ von Michael Jackson mit neuem Text eingesungen hat.

Das Interesse der Schulen zu wecken, gestaltete sich von sehr einfach bis sehr schwierig. Abgesehen davon, dass etliche Schulen bei der Flut ihre Turnhallen eingebüßt haben und über keine eigene Spielstätte mehr verfügen, traf Norbert Heckelei auf unterschiedliche Reaktionen. 15 Schulen von Euskirchen bis Simmerath und Monschau, also den Leader-relevanten Gebieten, kommen nun in den Genuss des Theaterstücks. Das sind etwa zwei Drittel der angefragten Schulen.

Die Aufführungen sind für die Schulen kostenlos. „Ein solches Projekt für rund 3000 Schüler gab es in der Eifel meines Wissens nach noch nie“, betont Norbert Heckelei. Und was will er mit dem Stück erreichen? „Wir möchten auf eine sehr anschauliche und mitreißende Weise an das Thema Klimanotstand heranführen und verschiedene Standpunkte erleben lassen. Text, Musik, Tanz, Interaktion, Foto- und Videokunst werden die Zuschauer begeistern.“

Das Stück

„Macht euch die Erde untertan“ ist ein wandelbares Theaterstück. Multimedial begleitet, zeigt es eine durchschnittliche deutsche Familie beim Abendbrot. Vater, Mutter und die beiden Kinder im jungen Erwachsenenalter diskutieren über Themen rund um den Klimaschutz. Hinzu kommen ein Migrant und ein Journalist.

Alle Charaktere erfahren im Laufe des Stückes eine Veränderung ihrer Persönlichkeiten, Meinungen und Haltungen. Es wird also spannend. Als professionelle Darsteller aus den Bereichen Schauspiel und Musical agieren Liza Reichardt, Clarissa Gundlach, Lukas Franke, Ngako Keuni, Igor Schwab und Christian Stock. Der Text stammt aus der Feder von Norbert Heckelei, der auch Regie führt. Das Stück dauert etwa zwei Stunden.

Die einzige öffentliche Aufführung findet am Donnerstag, 25. Mai, ab 19 Uhr im Gymnasium am Turmhof in Mechernich statt. Die kostenlosen Tickets können Interessierte per E-Mail reservieren. (bi) bewegungalskunstverein@ gmail.com