Im April startet die Rurseeflotte in die Saison. Bis dahin erhält die Aachen eine Frischzellenkur, die einen mittleren sechsstelligen Betrag kostet.
Neuer Motor, neue SitzeWie die betagte Aachen vor der Saison auf dem Rursee saniert wird
![Ein Mann in Arbeitskleidung und Handschuhen ist im Maschinenraum des Rurseeschiffs Aachen und schraubt am Motor.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/05/652a87e5-417c-4e0e-ba63-e517917bb71f.jpeg?q=75&q=70&rect=0,448,1920,1080&w=2000&h=2666&fm=jpeg&s=c73cadf5c8db81d0ef6034b2fa06c73f)
Alles muss raus: Prokurist Martin Conzelmann schraubt an den alten Antriebsaggregaten, die ausgetauscht werden.
Copyright: Berthold Strauch
Es ist geschafft: Das Fahrgastschiff Aachen ist wieder wohlbehalten im Heimathafen in Schwammenauel angekommen. Vorausgegangen war der spektakuläre „Absturz“ des zweitgrößten Touristenkreuzers der Rurseeflotte Anfang Dezember. Das Transportseil der Slipanlage war plötzlich gerissen, während die Aachen per Seilwinde zu Wartungszwecken aus dem Wasser gezogen werden sollte. Das Schiff rutschte führungslos zurück in den Rursee, kurz bevor die Aktion abgeschlossen werden konnte. Es gab einen mächtigen Knall, Wasser spritzte umher.
Nach dem gelungenen zweiten Anlauf in Rurberg sind die Sanierungsarbeiten an der beschädigten Außenhaut inzwischen abgeschlossen. Zudem sind Teile ausgetauscht, an denen der Zahn der Zeit – sprich: der Rost – im Laufe der Jahrzehnte kräftig genagt hat.
Unter der Aachen ist die Arbeit ziemlich mühselig
Doch beendet sind die Arbeiten an dem Schiff längst nicht. Wenn Michael Breyer mit viel Krafteinsatz loslegt, stieben die Funken. Im Halbdunkel unter der Aachen macht sich der Geschäftsführer des Metallbau-Handwerksbetriebs Karl-Heinz Breyer GmbH aus Simmerath-Rollesbroich an die mühsame Arbeit. Der Abstand zwischen Schiffsboden und Betonuntergrund der Rampe ist so gering, dass er nur gebückt oder auf Knien zu Werke gehen kann. Aufrecht stehen ist hier unmöglich – das geht auf die Knochen.
![Ein Mann in Arbeitskleidung kniet auf dem Boden und arbeitet an einem Rohr an der Unterseite eines Schiffes, das aus dem Rursee an Land gezogen wurde.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/05/e5870099-c4d4-4979-b84c-50d7d6d6ae36.jpeg?q=75&q=70&rect=0,222,2560,1440&w=2000&h=1500&fm=jpeg&s=7c6bcaa077bd0145656d578793b78dbd)
Niederknien zum Arbeiten: Metallbauer Michael Breyer bringt die Unterseite des Fahrgastschiffs wieder auf Vordermann.
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![Ein Mann steht im Innenraum des Rursee-Schiffes Aachen an Sitzreihen aus Holz. Die Polster sind entfernt, sie werden durch neue ersetzt.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/05/28e7ba45-6226-4d58-b3b9-8c528798600a.jpeg?q=75&q=70&rect=0,90,2560,1440&w=2000&h=1500&fm=jpeg&s=6474ccb0cb9bcddb0934b2374fe32a91)
Entblößte Sitzbänke: Die alten Polster hat Philipp Heuken heruntergerissen, sie werden ersetzt.
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Mit seinem Mitarbeiter Gero Klemm hat sich Breyer vorgenommen, eine neue Kühlschlange in glänzend blauer Farbe unter den Schiffsrumpf zu montieren. Doch zuvor müssen Reste der alten Leitung weggeflext werden. Sie ist, ständig dem Wasser der Rurtalsperre ausgesetzt, löchrig geworden. Teils ist schon Kühlflüssigkeit ausgelaufen.
Nach dem erfolgreichen zweiten Schleppversuch hat das Schiff gegenüber dem Paulushof gelegen, abgesichert mit Baustützen, die ein Umkippen im Sturm verhindern sollten. Seit der vergangenen Woche wird an dem Schiff kräftig gearbeitet. Die Schrammen des Malheurs sind nun beseitigt. Dafür hat Philipp Heuken, der Sohn des Schiffsreeders Franz-Josef Heuken, den Boden abgeschliffen und grundiert. Mit einer in den Niederlanden besorgten Spezialfarbe ist vor dem Einwassern, der Rückführung in den See, eine schwarze Schutzschicht aufgetragen worden.
Das Rursee-Schiff wird mit einem neuen Antrieb ausgestattet
Kräftig einen mitbekommen hat auch der vordere der beiden Schlitten mit Rollen, auf denen das Schiff an Land geschleppt wird. Eine Metallstange ist durch den Aufprall so verzogen, dass der Schlitten nach dem planmäßigen Abtauchen des Schiffs in die Fluten wieder rausgezogen und gerichtet werden muss, wie Metallbauer Michael Breyer sagt. Für das Einwassern wird das Gestänge aufwendig gesichert.
![In blau gestrichene Rohre dienen der Motorenkühlung. Sie sind unter dem Rumpf des an Land gezogenen Rursee-Schiffs Aachen angebracht.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/05/6766abb1-db92-4fdf-b8f6-fc44cf465458.jpeg?q=75&q=70&rect=0,545,3000,1687&w=2000&h=2666&fm=jpeg&s=d99026a117aec951b85a1aea65527056)
Für den Schiffsdiesel unerlässlich ist die Kühlschlange an der Unterseite der Aachen.
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![Das Fahrgastschiff Aachen liegt in Rurberg neben dem Wasser des Rursees auf dem Trockendock, damit daran gearbeitet werden kann.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/05/d5257415-2ef2-415a-a1d5-33e8a48a1673.jpeg?q=75&q=70&rect=0,327,4000,2250&w=2000&h=1500&fm=jpeg&s=e6a5004525a805a98a15a04ab18aeb39)
Schönheitskur: Für einen mittleren sechsstelligen Betrag wird das Fahrgastschiff Aachen bis zum Saisonbeginn saniert.
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Die Kühlschlange hat die Aufgabe, die schweren Schiffsdiesel der Aachen im Fahrbetrieb mit den umströmenden Rurseefluten abzukühlen. Die Motoren haben bereits Jahrzehnte auf dem Buckel. In der „Werft“ des Unternehmens in Schwammenauel – sie entspricht dem Liegeplatz neben dem offiziellen Fahrgastanleger nahe der riesigen Staumauer der Rurtalsperre –, werden sie durch modernere Aggregate ersetzt.
Dazu wird eine Schiffsluke geöffnet, ein Kran hievt die tonnenschweren Antriebe heraus. Sie machen Platz für Maschinen der dritten Generation seit der Indienststellung der Aachen vor 50 Jahren.
Die Stella Maris hat die Aachen zur Werft in Schwammenauel geschleppt
Philipp Heuken und Prokurist Martin Conzelmann haben auf dem provisorischen Rurberger Trockendock den Motorentausch vorbereitet, zu dem auch das Ersetzen der mechanischen Schiffssteuerung durch eine elektronische Lösung gehört. „Das Steuerhaus ist leer“, so Philipp Heuken. Somit ist die Aachen nicht aus eigener Kraft nach Schwammenauel gefahren.
„Wir haben das Schiff mit unserer Stella Maris abgeholt“, erläutert er. Die beiden größten Schiffe der Rurseeflotte sind für dieses Manöver nebeneinander vertaut worden. So ging es dann am Freitag im Doppelpack und in trauter Eintracht auf die Reise zur betriebseigenen Werft. Die Stella Maris, das Flaggschiff der Familie Heuken, hat eine mächtige Last allein bewältigt.
Dennoch hat sich der zeitliche Aufwand für diesen Schwertransport in Grenzen gehalten, wie Philipp Heuken berichtet: „Es hat nicht viel länger als eine reguläre Tour laut Fahrplan gedauert“, lautet seine Bilanz. Darin ist die Dauer der Strecke zwischen Rurberg und Schwammenauel mit 45 Minuten angegeben.
Irgendwann werden wir auf dem Rursee CO2-neutral unterwegs sein.
Reeder Franz-Josef Heuken schwärmt von der bevorstehenden technischen Auffrischung für sein zweitgrößtes Fahrgastschiff auf dem Rursee nach dem Spitzenmodell Stella Maris. Durch eine aufwendige Nachbehandlungsanlage im Abgasstrom werde der Ausstoß des Dieselmotors entscheidend gereinigt, berichtet der Chef über den erhofften spürbaren Gewinn für die Umwelt.
Auch der Dieselverbrauch soll deutlich reduziert werden. Dabei verweist Heuken auf den Werbespruch der Reederei, eine „naturnahe Flotte“ zu betreiben. „Die weitere Senkung der Emissionen und damit eine Verbesserung des ökologischen Fußabdrucks bleibt das Ziel“, fügt Philipp Heuken an: „Irgendwann werden wir auf dem Rursee CO2-neutral unterwegs sein.“
In das Schiff wird ein mittlerer sechsstelliger Betrag investiert
Der Schifffahrtsbetrieb investiert laut Franz-Josef Heuken „einen mittleren sechsstelligen Betrag“ in die Auffrischung der Aachen. Neben dem Antrieb sollen zur Saisoneröffnung im April auch das Innere des Schiffs und die Außendecks in neuem Glanz erstrahlen. Derzeit ist Philipp Heuken mit der inneren Frischzellenkur beschäftigt.
„Nach rund 18 Jahren war die Sitzpolsterung der Passagierbänke einfach verschlissen“, erläutert der Vater und spricht von „Wohnschäden“, während der Sohn das etwas unschön gewordene Stoffmaterial abgetrennt, die Bänke losgeschraubt und seitlich zusammengeschoben hat. Darüber hinaus sollen alle Außenbänke, die ständig der Witterung ausgesetzt sind, komplett ersetzt werden.
Der Schiffsreeder erläutert, dass er im Zuge der bevorstehenden Neumotorisierung der Aachen auch über einen Elektroantrieb nachgedacht habe – so wie ihn die beiden Schiffe Seensucht und St. Nikolaus auf dem Obersee zwischen Einruhr und Rurberg wegen des Trinkwasserschutzes längst besitzen. Doch wegen der erforderlichen mächtigen Batterien hätte man aus Platzgründen dann spürbar weniger Passagiere über den See fahren können.
Die Saison
Die Vorsaison der Flotte der in Heimbach-Schwammenauel ansässigen Rursee-Schifffahrt KG beginnt am Wochenende vor Ostern, am Samstag, 12. April. Die Hauptsaison folgt ab Montag, 28. April, und endet am Sonntag, 7. September. Ab dann fahren die Rurseeschiffe bis zum Sonntag, 26. Oktober, nach dem Fahrplan für die Nachsaison.