Die Verbraucherzentrale Euskirchen hat ihren Jahresbericht 2022 vorgestellt. 62 Prozent der 4800 Anfragen waren zum Bereich Energie.
Verbraucherzentrale EuskirchenEnergiefragen dominierten Beratungen im Jahr 2022
Monika Schiffer hat ihren Humor nicht verloren. „Ich kann nur raten: Augen auf bei der Beratungsthemen-Wahl“, sagt die Leiterin der Verbraucherzentrale in Euskirchen. Als sie sich vor Jahren, wie in der Beratung üblich, auf ein Thema spezialisierte, konnte sie noch nicht ahnen, dass 2022 ebendieses einen hohen Beratungsbedarf aufweisen würde: nämlich alles rund um das Thema Energie.
Strom, Gas, Öl, Wärme – kein anderes Thema habe die Menschen im vergangenen Jahr so sehr beschäftigt. Und es betreffe halt alle, so Schiffer: Hausbesitzer wie Mieter, Junge wie Alte, Unternehmen wie Vereine.
1200 Anfragen mehr als 2021
4800 Mal, davon 62 Prozent im Bereich Energie, wendeten sich Bürgerinnen und Bürger im vergangenen Jahr laut Jahresbilanz an die Verbraucherzentrale – das sind 1200 Anfragen mehr als 2021. Und das, obwohl die ersten neuneinhalb Monate in 2022 per Telefon oder Mailverkehr beraten werden musste. Erst dann wurde die Geschäftsstelle, die von der Flut erheblich betroffen war, wiedereröffnet. „Das war unser Highlight“, erinnerte sich Schiffer, als sie nun den Jahresbericht an Landrat Markus Ramers übergab.
Schiffer erinnerte daran, dass einige Energielieferfirmen, bei denen das Wohlergehen der Kunden offenkundig eher keine so große Rolle spielt, die ohnehin schwierige Lage nutzen, um Reibach zu machen. Plötzlich seien die Preise entgegen aller Vertragsabsprachen erhöht worden, berichtet sie. Andere lieferten einfach keine Energie mehr, was die Kunden zum Grundversorger trieb - mit teilweise höheren Preisen. Abschlagzahlungen wurden in einigen Fällen vervierfacht, was nicht bei wenigen Menschen Existenzängste hervorgerufen habe: „Da liegen die Nerven natürlich blank.“
1600 Rechtsberatungen
Auch wenn bei der Jahresabrechnung dann eine Rückzahlung erfolgt, müssten die Menschen das Geld ja erst mal aufbringen, kritisiert Schiffer ein solches Vorgehen: „Sie sind ja nicht das Kreditunternehmen für die Energielieferer.“
Schiffer ist aber froh, dass sie und ihre Kolleginnen und Kollegen vielen Bürgern hätten helfen und die entsprechenden Firmen in die Schranken weisen können – auch wenn ein großer der Teil der 1600 Rechtsberatungen beziehungsweise -vertretungen, die die Verbraucherzentrale 2022 vorgenommen hat, auf diesen Themenbereich fallen und von den Betroffenen starke Nerven forderten.
Warnung vor Fake-Firmen
Nicht zu vergessen die Flutopfer, die ihren Zählerstand in dem ganzen Stress nicht mitgeteilt hatten, dann aber auf Basis einer Schätzung zur Kasse gebeten wurden – auch wenn sie die beschädigte Wohnung das ganze Jahr über gar nicht nutzen konnten. Dass eine vermasselte Kommunikation sowie grobe Verfälschungen rund um das geplante Gebäudeenergiegesetz die Menschen zusätzlich beunruhigten, machte die Arbeit der Verbraucherschützer Schiffer zufolge auch nicht einfacher: „Viele Menschen sind verunsichert.“ Veranstaltungen zu diesem Thema seien immer noch sehr gut besucht.
Die weiteren Themen 2022 waren Alltagsverträge und Reklamationen (23 Prozent), Digitale Welt (9), Kredit- und Finanzprobleme und Reiseangelegenheiten (jeweils 3). Schiffer warnte auch vor Fake-Firmen im Netz, die Vorkasse nähmen, aber dann nicht lieferten.
2022 habe wieder einmal gezeigt, „wie enorm hilfreich und wichtig die Verbraucherzentrale ist“, stellte Landrat Ramers fest. Und so dürfte es auch bleiben, wie Monika Schiffer feststellt: „Wir haben in diesem Jahr heute schon so viele Akten, wie wir sie 2022 im August hatten.“