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Kreis-Gesundheitsamt in EuskirchenWarum Blutspenden jetzt wichtig sind

Lesezeit 5 Minuten

Zählt zu den Stammgästen bei den Blutspende-Aktionen in der Lommersumer Turnhalle: Monika Dickopp.

  1. Sind Blutspendetermine in Zeiten des Coronavirus noch zwingend notwendig?
  2. Ja, sagen der DRK-Blutspendedienstes West und das Kreis-Gesundheitsamt in Euskirchen
  3. Doch Menschen mit grippalen Infekten oder Erkältungssymptomen sollten sich erst gar nicht auf den Weg zur Spende machen.

Kreis Euskirchen – „Ruhig Blut lautet die Devise.“ Stephan David Küpper tritt zunächst einmal verbal kräftig auf die Bremse, bevor er die Frage beantwortet, ob Blutspendetermine in Zeiten des Coronavirus noch zwingend notwendig sind. „Wer gesund und fit ist, kann Blut spenden. Auch wenn Kliniken geplante Operationen verschieben, werden Spenden dringend zur Versorgung der Patienten in akuten Notsituationen und chronisch Kranker benötigt“, so der Sprecher des DRK-Blutspendedienstes West.

So sieht es auch das Kreis-Gesundheitsamt in Euskirchen, das DRK-Geschäftsführer Rolf Klöcker grünes Licht für alle Spendetermine gegeben hat. „Wir legen dabei großen Wert auf Hygiene wie Hand-Desinfektion und messen auch die Temperatur der Spender, bevor sie zur Ader gelassen werden“, sagt Klöcker. Zudem werde darauf geachtet, dass der Sicherheitsabstand gewahrt bleibe.

Sicherheit der Spender

Doch wie ist es um die Sicherheit der Spender und der Empfänger von Blutkonserven bestellt? Die geltenden Bestimmungen gewährleisteten einen hohen Schutz für Blutspender und Empfänger, sagt Küpper: „Menschen mit grippalen Infekten oder Erkältungssymptomen sollten sich erst gar nicht auf den Weg zur Spende machen.“ Die Ärzte würden sie ohnehin nicht zulassen. Das gelte auch für potenzielle Spender, die Risikogebiete bereist hätten.

Erfahrener Spender: Marko Farken lässt sich von Ärztin Nadine Kremer nach dem Anamnese-Gespräch den Blutdruck messen .

Sind Blutpräparate für Transfusionsempfänger sicher? Daran habe sich auch durch Covid-19 nichts geändert, so der Sprecher des DRK-Blutspendedienstes West: „Für die Übertragbarkeit des Erregers durch Blut gibt es keine gesicherten Hinweise. Transfusionen sind sicher und unverzichtbar.“ Zudem würden die Aufsichtsbehörden das Prozedere engmaschig beobachten und analysieren.

So läuft es ab

Doch wie laufen die Blutspendetermine zurzeit ab? Wir machten die Probe aufs Exempel und rückten zum Ortstermin nach Lommersum aus.

„Schön, dass Sie zu uns gekommen sind“, werden die Besucher in der Turnhalle von Fabio Werner vom Jugendrotkreuz freundlich begrüßt: „Ich messe erst einmal Ihre Körpertemperatur, wenn Sie sich vorher bitte die Hände hier gründlich desinfiziert haben.“ Werner nimmt ein Fieberthermometer und richtet es auf die Stirn des Neuankömmlings, in diesem Fall eine junge Frau. Ein blaues Licht erscheint auf der Stirn, dann ist die „Fiebermessung“ schon vorbei, kontaktlos und aus sicherer Distanz.

Erstmal wird das Fieber gemessen: Nadine Helmsen aus Ottenheim und Fabio Werner, der aus sicherer Distanz die Werte ermittelt.

„Normaltemperatur“ stellt Werner fest und sagt eine Zahl. Die unterliegt dem Datenschutz, weshalb sie hier nicht genannt werden darf. Nadine Hermsen ist nach eigenen Angaben Erstspenderin und einem Aufruf gefolgt, der in den Tageszeitungen und in Sozialen Netzwerken verbreitet worden ist. Denn Blutkonserven werden knapp. Hat die Corona-Krise Auswirkungen auf die Spendebereitschaft der Menschen? Ja und nein. Denn wer glaubt, die Zahl der Blutspender werde drastisch abnehmen, weil Bundes- und Landesregierung gezwungen sind, immer drastischere Maßnahmen zu ergreifen, und weil die Kanzlerin dazu rät, unnötige Sozialkontakte zu vermeiden, der sieht sich getäuscht.

Zwischen 60 und 80 Teilnehmer

„Wir haben beim Lommersumer Blutspendetermin immer zwischen 60 und 80 Teilnehmern“, sagt Lisa Graubner, Blutspendebeauftragte des DRK-Ortsvereins Weilerswist. Wie viele es diesmal werden würden, habe keiner abschätzen können. Doch der Zustrom der Spender in die Turnhalle der Johannes-Vincken-Gemeinschaftsgrundschule reißt in den ersten beiden von drei Stunden nicht ab.

Die Menschen halten zwar Abstand zueinander, lassen sich aber nicht davon abhalten, sich zum Blutspenden in einer Reihe anzustellen, nachdem sie im Foyer von Guido Schulze und seinem Team in Empfang genommen worden sind.

Im Gegensatz zu bisherigen Blutspendeterminen haben die Helfer diesmal den Ablauf entzerrt und dezentralisiert. Die Blutgruppen-Bestimmung ist in einen speziellen Kontrollpunkt in einer ruhigen Ecke der Turnhalle ausgelagert worden.

Ausführlicher Anamnese-Bogen

Doch zunächst müssen die potenziellen Spender einen dreiseitigen Anamnese-Bogen auszufüllen. Dann werden sie von DRK-Ärztin Nadine Kremer einzeln zum persönlichen Check in einen Nebenraum gelotst. Sie misst Blutdruck und bespricht mit den Spendern wie etwa Marko Farken aus Vernich Details. „Blutspenden senkt den Blutdruck“, sagt die Medizinerin. Farken lacht, denn er spendet bereits zum 32. Mal Blut: „Ich arbeite in Brühl, deshalb gehe ich mal in Weilerswist, mal in Lommersum oder in Brühl zum Termin. Je nachdem, wie es zeitlich bei mir am besten passt.“

14 Erstspender

In Lommersum haben acht Helfer der DRK-Bereitschaft Weilerswist und des Jugendrotkreuzes den Blutspendetermin mit den sieben Experten vom DRK-Blutspendedienst West organisiert. In den drei Stunden von 17 bis 20 Uhr kommen 78 Menschen zur Blutspende, einige lassen sich von Freunden hinbringen. Über 14 Erstspender freuen sich Lisa Graubner und ihr Team abschließend.

In Weilerswist habe man vor zwei Wochen ebenfalls einen turnusmäßigen Blutspendetermin organisiert. Dort hätten 120 Menschen Blut gespendet, um Unfallopfern oder Kranken zu helfen. Auch hier habe man mit 15 Erstspendern eine recht große Zahl registriert, wie Lisa Graubner berichtet.

Das Deutsche Rote Kreuz, so Graubner, benötige Nachwuchs, also Ehrenamtler oder Jugendliche, die sich der Organisation anschließen wollten.

Wer Interesse an der Mitarbeit habe, könne sich per E-Mail direkt an den Ortsverein wenden. (bz)

Gemeinschaftsleitung@drk-

weilerswist.de

Monika Dickopp ist Stammgast bei den Blutspendeterminen. Die ehemalige Schützenkönigin der Lommersumer St.-Hubertus-Schützenbruderschaft ist bereits zum 21. Mal dabei. Für Daniela und Patrick Schmitz aus Weilerswist ist es eine Premiere. Die Pharmazeutisch-technische Assistentin einer Apotheke und der Informatiker kommen erstmals zum Aderlass. Sie haben den dringenden Aufruf des DRK gelesen. „Es gibt keinen triftigen Grund, das nicht zu tun“, sagt Patrick Schmitz. „Wenn nicht jetzt, wann dann“, sagt seine Frau.

Der Ansturm war deutlich größer als vom DRK erwartet.

Ähnlich sehen das viele der insgesamt 14 Erstspender. So auch Marion Leufer aus Weilerswist, die es sich nach der Erfassungs- und Untersuchungsprozedur auf einer der Liegen bequem macht. Sie überlässt dem DRK den halben Liter Lebenssaft sehr gerne. Alles im Blick haben dabei die Helfer des Weilerswister DRK sowie die Experten des DRK-Blutspendedienstes West.

Ruhe und Stärkung

Nach dem freiwilligen Blutverlust braucht der Körper zunächst einmal Ruhe und eine Stärkung. Hier kommt das Küchenteam von Lisa Graubner und ihrer Stellvertreterin Jutta Werner zum Einsatz.

In einem Nebenraum haben die DRK- und JRK-Helfer ein leckeres Buffet mit Kaffee, Tee, anderen Getränken und herzhaften Speisen aufgebaut. Brötchen, eine Käseplatte und unterschiedliche Wurstsorten sind im Angebot. Zudem wird eine leckere Kartoffelsuppe kredenzt.

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„Wir haben einen Versorgungsauftrag“, begründet Michael Aust vom DRK-Blutspendedienst West, warum das Rote Kreuz auch in Zeiten der Corona-Krise um Blutspenden bittet. Denn ohne die Konserven seien unaufschiebbare Operationen nicht möglich. In Lommersum und Weilerswist könne man sich darauf verlassen, dass die Spender bereitwillig und in Scharen kommen, freut sich Aust.