„Spannungen“ im KraftwerkInitiator Lars Vogt verpasst sein Festival in Heimbach
Heimbach – Während noch Mikrofone aufgebaut und der Flügel gestimmt wurden, spielten sich die ersten Musiker im Heimbacher Jugendstilkraftwerk ein. Von der Empore blickte Ning Feng in den Saal, wo für diese Woche zwischen Generatoren und Turbinen Bühne und Stuhlreihen aufgebaut sind. „Ich freue mich sehr auf den Abend“, sagte der Geiger. Er genieße das Ambiente und die Aufführungen: „Es ist wie ein Sommerfest.“
Außergewöhnliche Musik in unnachahmlichen Ambiente – nach der Corona-Pause kann auch das Kammermusikfestival Spannungen wieder stattfinden. Für das offizielle Eröffnungskonzert hatten sich die Organisatoren ein besonderes Programm mit fünf Stücken aus unterschiedlichen Stilrichtungen einfallen lassen.
Erkrankter Pianist Lars Vogt verfolgt die Konzerte per Livestream
Auch wenn die freudige Erwartung bei den Besuchern unübersehbar war, die seit Jahren immer wieder in das Kraftwerk pilgern, blieb ein Wermutstropfen. Denn der Initiator und künstlerische Leiter der Spannungen, der Pianist Lars Vogt, konnte aufgrund seiner Krebserkrankung nicht nach Heimbach kommen und im ersten Programmteil am Klavier sitzen.
„Seine Ärzte haben ihm dringend von der Reise abgeraten“, sagte Andreas von Imhoff, Produzent des Festivals. Es bestehe die vage Hoffnung, dass er im Laufe der Woche noch kommen könne. Vogt habe viele Konzerte in den letzten Monaten gegeben und sei viel gereist. „Wir sind alle extrem betroffen“, so Imhoff. Die Künstler würden seine Kraft in die Konzerte tragen, versprach er. Über Livestream verfolge Vogt die Konzerte. „Das gibt uns Kraft, das ist eine wichtige Verbindung“, sagte Imhoff.
Heimbacher Hoteliers halfen bei der Unterbringung
Ein Problem sei auch gewesen, dass das Hotel Klostermühle, in den Vorjahren Standquartier der Künstler, nicht zur Verfügung stehe. „Trotzdem konnten wir 40 Einzelzimmer organisieren“, zeigte sich der Produzent erleichtert. Die Heimbacher Gastronomie sei sehr hilfreich gewesen, die Hoteliers hätten sich abgesprochen, wo noch Zimmer zu kriegen seien.
34 Musiker sind in diesem Jahr dabei. „Deshalb haben wir einen strammen Probenplan“, sagte Imhoff. Die Künstler hätten ein volles Programm gewünscht. „Das ist ein wichtiges Statement“, betonte er. Jedoch habe man das Stipendiatenprogramm und die Schulbesuche in diesem Jahr nicht realisieren können.
Spannungen stehen unter dem Motto „Liebe“
Unter das Motto „Liebe“ haben die Organisatoren das Programm gestellt, das Vogt mit Unterstützung der Geigerin Antje Weithaas und der Klarinettistin Sharon Kam zusammengestellt hat. Prägnantestes Beispiel dafür war am Eröffnungsabend das „Siegfriedidyll“ für Kammerorchester von Richard Wagner, das dieser seiner Frau Cosima 1870 zum Geburtstag komponiert hatte.
Eröffnet wurde der Konzertabend mit Beethovens Quintett für Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Klavier in Es-Dur. Technisch brillant, fast zurückhaltend und nicht mit donnernder Dominanz spielte Kiveli Dörken den Klavierpart.
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Bekanntestes Stück des Programms war das Konzert von Telemann für Trompete, Streicher und Basso continuo Nr. 1 in D-Dur, das allerdings nicht ohne Ungenauigkeiten zu hören war. Moderne Klänge bot die „Techno Parade“ von Guillaume Connesson, die zwar wenig mit Techno zu tun hatte, doch rasante Rhythmik und fragile Interaktion von Querflöte und Klarinette aufwies. Den Schlusspunkt setzten die Musiker mit spätromantischen Klängen. Das Quintett für Klavier, zwei Violinen, Viola und Violoncello in E-Dur von Wolfgang Erich Korngold bot den triumphalen Ausklang.