Bisher wenig gefragtDas Hebammenmobil ist in Schleiden und Mechernich unterwegs
Mechernich/Schleiden – Schirin Batista-Jäger hat an dem Morgen sehr viel Zeit, um ihren Job zu koordinieren. „Heute Morgen war noch keiner da“, sagt sie. Dabei ist das um diese Uhrzeit gar nicht ihre Aufgabe. Batista-Jäger ist Hebamme und steht jeden Dienstag in Mechernich und Schleiden mit dem Hebammenmobil des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB), um Schwangere zu beraten und zu untersuchen. Doch es sei einfach nichts los, sagt sie. Und das geht schon seit Wochen so.
Hebammenmobil für alle Frauen geöffnet
„Es wird noch nicht richtig angenommen“, sagt auch Anke Schamper von Donum vitae in Mechernich und wundert sich darüber. Denn eigentlich klagen Schwangere überall über zu wenig Hebammen. Seit einigen Wochen besteht das Angebot nun schon, doch eine Nachfrage gab es bisher nicht.
Mit der Flut hat es eigentlich wenig zu tun, auch wenn es aus Spenden, die im Rahmen der Fluthilfe an die Aktion Deutschland Hilft gesammelt wurden, finanziert wird. Und es dürfen auch Frauen kommen, die nicht flutbetroffen sind. Schwangere, die keine Hebamme finden. Beratungen, Untersuchungen und Hilfe bei Fragen – all das bietet Batista-Jäger im Hebammenmobil an.
Schließlich ist der Kleinbus mit allem ausgestattet, was zu einer fahrenden Hebammenpraxis dazugehört: Eine Liege und einem Waschbecken in einem abgetrennten Bereich für die Privatsphäre, einen Tisch mit bequemen Stühle für das Gespräch und sogar eine Wickelauflage für die Kleinsten und eine Babywaage gibt es. Nur Geburten und die Betreuung der Frauen während der Geburt, kann Batista-Jäger nicht anbieten.
Schwangerenberatung bei Donum vitae
Werbung liege eigentlich genug aus, so Schamper. Apotheken, Arztpraxen und auch andere Hebammen erzählen Schwangeren von dem Angebot. „Vielleich ist es mit Scham behaftet“, überlegt Schamper. Doch dafür bestehe kein Grund, möchte sie den Frauen Mut machen. „Das ist ein geschützter Rahmen“, so Schamper.
Und: Bei Bedarf können auch Folgetermine vereinbart werden. Diese finden dann in den Räumen des Vereins Donum vitae statt, bei dem Batista-Jäger auch angestellt ist. Neben der Schwangerenberatung bietet der Verein auch Beratungen bei sozialrechtlichen Fragen wie zum Thema Kindergeld und weitere finanzielle Hilfen oder bei psychologischen und pädagogischen Fragen wie Überforderung, nachgeburtliche Krisen, Verhütung und plötzlicher Kindstod.
„Besonders der Beratungswunsch nach Totgeburten hat zugenommen“, sagt Schamper. „Mütter und Väter wollen nach so einem Ereignis stark sein, aber Trauer braucht ihre Zeit und ist auch nach einem halben Jahr noch normal.“ Auch Konfliktberatungen bieten die Sozialpädagogen und die Psychologin an. Dort stieg die Zahl ebenfalls im Vergleich zu den vergangenen beiden Jahren, zumindest wenn das zweite Halbjahr 2022 wie das erste wird, sagt Schamper.
Einsteigen beim Gesunden Quartier in Papageiensiedlung
Als nächstes Projekt plant Donum vitae in das „Gesunde Quartier“ in der Mechernicher Papageiensiedlung mit einzusteigen. Das Projekt hat die Gesundheitsförderung im Blick, und das möglichst niederschwellig. Außerdem geht Batista-Jäger in Schulen, um über ihren Beruf und die Tätigkeitsfelder, aber auch über Liebe, Sex, Freundschaft und die Periode altersgemäß und auf freiwilliger Basis aufzuklären.
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Aktuell werde überlegt, ob das Angebot auch auf die Grundschulen ausgeweitet werden solle. „Immer mehr neunjährige Mädchen bekommen heute schon ihre Periode. Das sollten wir ernst nehmen“, sagt Batista-Jäger.
Das Hebammenmobil des ASB steht jeden Dienstag von 9 bis 11 Uhr auf dem Marktplatz in Mechernich. Von 11.30 bis 13 Uhr ist das Mobil am Markt 32 in Schleiden anzutreffen. Das Angebot ist kostenfrei, lediglich die Versichertenkarte ist erforderlich. Eine Terminvereinbarung ist nicht notwendig.