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Der „Mäusefänger“Dr. Michael Faber verabschiedet sich vom Freilichtmuseum Kommern

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Die Hochseilartistentruppe Geschwister Weisheit aus Erfurt, deren Plakat Dr. Michael Faber an der Tür seines Büros befestigt hat, holte der stellvertretende Direktor des Kommerner Freilichtmuseums erstmals in die Eifel. Seine Historischen Jahrmärkte wurden Riesenerfolge. Nun geht der 65-jährige Bonner in Pension.

Mechernich-Kommern – „Man muss selber Faszination ausstrahlen, unter den Menschen sein. Die Leute müssen das Gefühl haben, da laufen nicht so ein paar abgehobene Typen mit Schlips und Kragen rum, sondern die gehören zu uns“, formuliert Dr. Michael Faber (65), stellvertretender Leiter des Freilichtmuseums Kommern, sein Credo. Seit rund 35 Jahren ist der Landesmuseumsdirektor für das Freilichtmuseum in Kommern tätig. Nun nimmt er Abschied und geht in den Ruhestand.

Faber ist unter anderem zuständig für Veranstaltungen und hat damit eine außerordentlich glückliche Hand bewiesen, die dem Freilichtmuseum Besucherströme zugeführt und auch die Museumslandschaft selbst geändert hat. Als Faber 1983 als wissenschaftlicher Referent mit dem Aufgabenbereich Museumspädagogik nach Kommern kam, befand sich das Museum im Umbruch.

„Als ich anfing, gab es vier ländliche historische Baugruppen. Damals konnten die Großeltern ihren Enkelkindern noch alle Handwerksgeräte erklären. Heute verstehen die aber nur noch Bahnhof“, sagt Faber. Die Zeitgeschichte, jene Epoche, die ein Teil der Zeitgenossen noch bewusst erlebt hat, wird für das Museum immer wichtiger. Und deshalb hat das Freilichtmuseum neue Themen erschlossen.

Historische Vergnügungsgeschäfte als Mäusespeck

Faber war sich schon immer klar darüber, dass man auch im Museum mit Speck Mäuse fängt: „Der Speck sind beispielsweise die historischen Vergnügungsgeschäfte auf unserem Jahrmarkt oder die Darbietungen unserer Veranstaltungen »Zeitblende«. Damit fangen wir Mäuse, die bisher noch gar nicht im Museum waren“, erläutert er.

Moderiert auch: Faber beim Talk mit Leo Wilden (r.), der zweimal Deutscher Meister mit dem FC wurde.

Bei der jüngsten „Zeitblende“, bei der es um das Jahr 1968 ging, hatte Faber eine Demonstration mit dem Megafon angeführt. „Die Leute hatten Spaß ohne Ende“, freut er sich. „Da waren die Freaks von damals dabei, die wirklich selbst auf die Straße gegangen sind.“

Volkskunde, Kunstgeschichte und Völkerkunde hat Faber in Bonn studiert. Er selbst hätte sich aber auch durchaus vorstellen können, in den Höheren Dienst bei der Feuerwehr einzutreten, weil er sich in seiner Jugend für Medizin und den Katastrophenschutz interessierte. Doch dann wurde ihm immer stärker bewusst, wie viel die Volkskunde mit den Menschen zu tun hat.

Erfolgsausstellungen

Er habe sich mit Zigeunerforschung beschäftigt, wollte sogar über die Volksgruppe der Jenische, die eine eigene Geheimsprache haben, arbeiten. Doch dann ergab sich die Gelegenheit, als studentische Hilfskraft bei Dreharbeiten des Instituts für Landeskunde auf dem Pützchens Markt in Bonn ein paar Mark dazu zu verdienen. Dabei stellte er erstaunt fest, dass es weder sozial-, wirtschafts- noch kulturgeschichtlich etwas über Schausteller gab.

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Er schlug daher seinem Professor Heinz Cox vor, darüber zu promovieren. Der stimmte zu, dann war Feldforschung angesagt: „Als junger Mann zum Mitreisen“ war Faber unterwegs: Karussellbremser, Losverkäufer und Recomandeur (Ansager) an einer Varietébude war er, und knüpfte dabei viele Kontakte zu Schaustellerfamilien.

Es sei ein Glücksfall gewesen, dass er in Kommern eine Stelle gefunden habe, freut sich Faber. Der Bonner sagt, unter dem Leiter Dr. Dieter Pesch habe er sehr kreativ sein dürfen. Ein großer Erfolg war die Ausstellung „Kindheit Spielzeit“, die zehn Jahre lief.

90 Veranstaltungen gebe es mittlerweile pro Jahr im Museum. Der 1995 erstmals gestartete Historische Jahrmarkt war natürlich Fabers Idee, entstanden beim Gläschen Wein. Faber wusste, wo es noch historische Fahrgeschäfte gab, konnte die Schausteller gewinnen mitzumachen. Er holte auch die Hochseilartisten Geschwister Weisheit aus Erfurt nach Kommern. Sie hätten den Jahrmarkt zum Erfolg geführt.

Gehofft hatte man damals auf 20 000 Besucher, doch es bildeten sich lange Schlange an den Kassen und 35 000 kamen. Auch Faber machte mit – als der „Henker“ des Museums. Das habe ihm Spaß gemacht, er habe dabei aber auch immer Informationen vermitteln wollen.

Als „Henker“ beim Historischen Jahrmarkt erlangte Faber große Bekanntheit.

Auch die vor zehn Jahren anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Museums entwickelte Veranstaltungsreihe „Zeitblende“ war seine Idee und ist sehr erfolgreich. „Es ist ein kontinuierliches Angebot geworden, das sich aber auch stetig verändert“, sagt Faber.

Zeit zum Reisen

Der Bonner hat noch viele Pläne: Er will künftig an den Gestaden des Mittelmeers mit seinem elfjährigen Sohn Léon segeln, wissenschaftlich arbeiten, Kochkurse belegen und wieder ein Instrument lernen. „Ich will mir in Ruhe alles mal angucken, was Nachhaltiges machen.“

Faber war lange Jahre geschäftsführender Präsident des Malteser Hilfsdienstes von Albanien, den er sogar aufgebaut hatte. Er könne sich daher vorstellen, auch in diesem Bereich wieder tätig zu werden, sagt er.