Freilichtmuseum Kommern„Besucher“ erwartet eine virtuelle Ostereier-Suche
- Deutlich ruhiger gehe es trotz der neuen Technik wegen der Corona-Pandemie im Freilichtmuseum zu.
- Doch die Ruhe trügt. Hinter den Kulissen wird nämlich fleißig gearbeitet.
- Bei der Restauration eines historischen Gebäudes sind die Bauforscher sogar auf eine Überraschung gestoßen.
Mechernich-Kommern – Fachwerk trifft Facebook – im LVR-Freilichtmuseum in Kommern können am Sonntag virtuell Ostereier gesucht werden. Die Eier werden an besonderen Orten im Freilichtmuseum versteckt sein – beispielsweise im Quelle-Fertighaus zwischen Fernsehtruhe und Möbeln der 1960er-Jahre. Möglich macht die etwas andere Ostereier-Suche eine 360-Grad-Kamera. „Wir haben aktuell Zeit, uns auf unseren Sozialen Netzwerken fast schon neu zu erfinden“, sagt Museumsleiter Dr. Josef Mangold.
Kosten der Museen werden aus Rücklagen gedeckt
Auch die Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur sind derzeit geschlossen. Auch in diesem LVR-Museum wird hinter den Kulissen fleißig gearbeitet. „Wir planen beispielsweise die nächsten Wechselausstellungen, sichten Materialien und arbeiten intensiv an unserem Social-Media-Auftritt“, sagt Museumsleiterin Iris Hofmann-Kastner.
Langweilig sei es nicht, aber ungewohnt. „Ein leeres Museum ist nie schön“, sagt Hofmann-Kastner. Der Haustechniker habe den Museumsgarten auf Vordermann gebracht, sie selbst habe Zeit für Dinge, die sonst im Tagesgeschäft liegen blieben – wie den Inventarisationsstau abarbeiten. „Und natürlich treiben wir die Planungen fürs Römerfest voran“, sagt Hofmann-Kastner, die hofft, dass das Museum bald wieder öffnen darf. Es sei auf jeden Fall alles vorbereitet.
Das LVR-Industriemuseum in Kuchenheim hat ebenfalls – Stand jetzt – bis einschließlich 19. April geschlossen. Sämtliche Veranstaltungen sind sogar bis einschließlich 30. April abgesagt. Der Höhepunkt soll am Sonntag, 7. Juni, steigen. Dann steht der 30. Rheinische Wollmarkt an – zumindest noch.
Im Besucherbergwerk Grube Wohlfahrt in Rescheid fallen die sonst täglich stattfindenden Führungen aus. Die Zwangspause bedeute für den Heimatverein, der das Besucherbergwerk betreibt, null Einnahmen, sagt der Vorsitzende Karl Reger. Rund 2000 Euro an laufenden monatlichen Kosten deckt der Verein zurzeit aus den Rücklagen. Geld, das eigentlich in die Fertigstellung des neuen Anbaus fließen sollte.
Die einzige festangestellte Kraft werde ebenfalls aus dem Ersparten bezahlt und müsse nicht um ihre Stelle bangen, versichert er. Trotz Schließung sei der Verein aber aktiv. Liegengebliebenes aufzuarbeiten und aufzuräumen haben die Mitglieder auf der Agenda.
Durch die Schließung des Besucherzentrums von Vogelsang Ip und die Absage aller Veranstaltungen und Führungen sei man gezwungen, den Betrieb in allen Bereichen komplett auf Kurzarbeit in Höhe von 50 Prozent der regulären Arbeitszeit umzustellen, teilt Geschäftsführer Thomas Kreyes mit, der die Situation zudem als „Schlag für Vogelsang als Einrichtung“ bezeichnet. Im Prinzip seien sämtliche externen Einnahmen komplett weggebrochen. Das Kurzarbeitergeld soll den Mitarbeitern vom Betrieb aufgestockt werden, so Kreyes.
In der verbleibenden Zeit würden notwendige Aufgaben an dem großen Standort sichergestellt und sich auf den Wiederbeginn des Ausstellungs-, Bildungs- und Tagungsbetriebs vorbereitet. Dazu gehöre auch die technische Überarbeitung der Dauerausstellung „Bestimmung: Herrenmensch“. (tom/hab)
Deutlich ruhiger gehe es wegen der Corona-Pandemie im Freilichtmuseum zu, berichtet Mangold. Seit dem 13. März hat die Einrichtung geschlossen. Eine Ruhe, an die sich Mangold nicht gewöhnen möchte. Wie groß der finanzielle Schaden durch Corona sei, könne er noch nicht bewerten. Das hänge auch davon ab, wie lange das Museum geschlossen bleiben müsse. „Wenn wir dieses Jahr gar nicht mehr öffnen dürfen, wäre das der GAU. Wir rechnen derzeit, bis wir etwas anderes hören, mit dem 20. April als Termin für den Start in die Nach-Corona-Saison“, so Mangold.
„Jahrmarkt anno dazumal“ entfällt vollkommen
Selbst wenn das Museum dann wieder öffnen darf, für den „Jahrmarkt anno dazumal“ ist es zu spät. „Die Veranstaltung haben wir ersatzlos streichen müssen. Das ist sehr schade“, so der Museumschef. Auf dem Marktplatz Rheinland, wo sich sonst Tausende Besucher tummeln, wo Gaukler Gilbert die waghalsige Flohdame Fifine präsentiert, herrscht gespenstige Stille – wie im gesamten Museum.
Doch die Ruhe trügt. Hinter den Kulissen wird nämlich fleißig gearbeitet. Die Ausstellung „Trüb und Klar. Unser täglich Wasser“ ist fertiggestellt und wartet nun auf viele Besucher – nach der Wiedereröffnung. Zudem sind auf dem gesamten Gelände nach und nach Instandsetzungsmaßnahmen an Gebäuden sowie an Weidezäunen durchgeführt worden.
So manche Baustelle auf dem Museumsgelände
Mit Hochdruck wird laut Mangold die Bockwindmühle aus Spiel von den Zimmerleuten des Freilichtmuseums restauriert. An dem historischen Gebäude werden unter anderem die Treppe und der sogenannte Sterz erneuert. Der lange Holzbalken wird zur Ausrichtung der Flügel gegen den Wind benötigt. „Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, ist die Mühle wieder ein echtes Highlight“, so Mangold.
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Eine weitere Baustelle auf dem Museumsgelände befindet sich in der Baugruppe Marktplatz Rheinland. Seit August 2019 steht dort die Milchbar aus Brühl. Die 1955 nach amerikanischem Vorbild eröffnete Milchbar servierte in den Anfangsjahren neben purer Milch auch solche mit Mokka-, Erdbeer- und Bananengeschmack. In den 1960er-Jahren wurde sie zum Zentrum der Brühler Rockerbewegung.
Überraschende Entdeckung in einem historischen Gebäude
Bauforscher Dr. Carsten Vorwig und Restauratorin Katharina Rütten sind in dem historischen Gebäude auf eine Überraschung gestoßen: Im Thekenbereich der Bar befindet sich eine mit Holz vertäfelte Wand. Darunter vermuteten die Fachleute, aufgrund des offenkundigen Vorbaus der Vertäfelung, einen älteren Wandaufbau. Und tatsächlich fanden die Experten zu ihrer großen Freude eine original verputzte Wand aus dem Jahr 1955.
Mangold versucht, positiv zu denken. „Die Schließung hat uns einen Freiraum gebracht, den wir genutzt haben. Und doch – ein geschlossenes Museum tut einem in der Seele weh“, sagt der Historiker. Trotz Schließung sind die Hauswirtschafterinnen täglich aktiv. Auch wenn für die virtuelle Ostereier-Suche die moderne Technik ins Freilichtmuseum eingezogen ist, hat Hauswirtschafterin Hildegard Wolfgarten die Eier, die die Museumshühner gelegt haben, nach altem Brauchtum gefärbt – mit Roter Beete, Malve und Birkenblättern.
Neben dem Eierfärben haben die Hauswirtschafterinnen nicht nur vor den Feiertagen alle Hände voll zu tun. „Sie kümmern sich um Museums- und Ziergärten sowie um die 150 Tiere. Wir sind nicht nur ein Museum, sondern auch ein landwirtschaftlicher Betrieb“, erklärt Mangold, der die Zeit für Publikationen nutzt. So sei der Museumsführer überarbeitet worden und ein Flyer über den Bauhaus-Architekten Otto Bartning entstanden.