Bürgermeister Hans-Peter Schick schwenkt die weiße Fahne: Das Vussemer Dreigestirn regiert bis Aschermittwoch den Freistaat Mechernich.
Rathaussturm in MechernichWasserbombe legt Kommunikation der Prinzengarde lahm
Gelernt ist eben gelernt: Mit einem gezielten Wurf setzte der als Robin Hood verkleidete Mechernicher Beigeordnete Thomas Hambach beim Sturm auf das Rathaus mal eben die Kommunikationsanlage der närrischen Angreifer außer Gefecht. Dass der ehemalige Panzer-Kommandant dabei nicht auf Kamelle, Strüßjer oder sonstiges jeckes Wurfmaterial setzte, hatte (unbeabsichtigt) durchschlagenden Erfolg – denn Hambach hatte beim Anrücken des närrischen Volks einen mit Wasser gefüllten Luftballon vom Rathaus-Balkon geworfen. Und die Wasserbombe landete punktgenau auf dem Mischpult der Lautsprecheranlage, die daraufhin ihren Dienst quittierte.
Karl Theissen, der als Chef der Mechernicher Prinzengarde den Sturm der Jecken aufs Rathaus angeführt hatte, konnte es nicht fassen: „Das hat es auch noch nie gegeben“, sagte er kopfschüttelnd. Zum ersten Mal seit 2020 fand unter der Regie des Festausschusses Mechernicher Karneval wieder der traditionelle Sturm auf das Rathaus statt. Und wie gewohnt konnten sich die organisierten Jecken auch wieder auf die Unterstützung des närrischen Fußvolks verlassen – auch wenn das in diesem Jahr nicht ganz so zahlreich herbeigeströmt war wie in der Vor-Corona-Zeit.
„Endlich geht es wieder los“
Trotzdem wurde mit großer Freude und dem einen oder anderen Kölsch als Stärkung gefeiert und geschunkelt auf dem Platz vorm Rathaus. Carina und Susanne aus Mechernich freuten sich gemeinsam auf den Start des Straßenkarnevals: „Es ist toll, dass wir wieder richtig feiern können. Aber was die Stimmung angeht, ist das noch ausbaufähig bis Rosenmontag“, so das Fazit der beiden Freundinnen. Vera und Barbara, die aus Holzheim und Weyer nach Mechernich gekommen waren, nutzten ebenfalls die Gelegenheit, sich auf die tollen Tage einzustimmen: „Endlich geht es wieder los!“
Einen eklatanten Mangel gibt es in dieser Session hingegen an gekrönten Narrenhäuptern im Mechernicher Stadtgebiet. Und während der Kommerner Prinz Bit I. verständlicherweise der Teilnahme am zeitgleich stattfindenden Kommerner Kinderzug den Vorzug gegeben hatte, lag es am Dreigestirn aus Vussem, nach der erfolgreichen Eroberung des Rathauses den Goldenen Schlüssel der Stadt entgegenzunehmen.
Die Wasserbomben halfen nichts
Prinz Frank I. (Gummelt), Jungfrau Dunja (Falk Lodzinski) und Bauer Peter (Empt) waren mit jeckem Gefolge in Reisebusstärke angereist, um Bürgermeister Hans-Peter Schick zur Übergabe der städtischen Insignien zu bewegen. Angesichts der zahlenmäßigen Überlegenheit und der altgedienten Kanone, die die Prinzengarde vor dem Rathaus in Stellung gebracht hatte, schwenkte Schick schnell die weiße Fahne vom Rathausbalkon – da halfen letztlich auch keine Wasserbomben seines Adjutanten.
Vor seiner bis Aschermittwoch geltenden Abdankung erklärte Schick die Stadt Mechernich noch schnell zum Freistaat mit närrischer Monarchie als Regierungsform. Und nicht nur für Karneval galt sein Aufruf, sich nicht von „Wladi Putins Jrößenwahn“ schrecken zu lassen. Denn: „Mir wolle wedde Fredde hann!“