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Helfer und Spender gesuchtMechernicher Tierheim leidet unter Corona-Krise

Lesezeit 4 Minuten

Hund Berti wartet auf Freiwillige, die mit ihm Gassi gehen wollen. Tierheimleiter Reiner Bauer und Stellvertreterin Elke Muttschall sind gespannt, ob sich Helfer melden.

Mechernich – Wer geht in Corona-Zeiten noch Gassi mit den Hunden aus dem Tierheim in Mechernich? Die Frage stellt sich Tierheimleiter Reiner Bauer nicht. Noch nicht, muss man genauer sagen. Anderes aber belastet ihn schon jetzt.

Berti, der ein wenig irritiert an der Leine ist, wäre so ein Kandidat, wenn einer der freiwilligen Gassi-Geher für die Hunde im Tierheim wegen Corona ausfallen würde. Wer kann das derzeit ausschließen? Doch Berti braucht mindestens einmal, besser zweimal seinen angeleinten Ausgang. Daran ändert auch Corona nichts. Derzeit übernimmt das Team des Tierheims für Berti und sieben andere Hunde bei Bedarf einfach auch noch diesen Job.

Auch vier „Listenhunde“ sind dabei

Reiner Bauer und Elke Muttschall, Leiter und Stellvertreterin des Mechernicher Tierheims, wirken entspannt. Noch, muss man sagen: „Wir haben derzeit nur acht Hunde hier, normalerweise wären es mehr als ein Dutzend um diese Jahreszeit“, sagt Bauer. Doch auch acht Vierbeiner müssen versorgt werden – neben all den anderen Tieren, den rund 55 Katzen etwa.

Und da zeigt sich: An den Wochenenden ist noch Verlass auf die festen freien Gassi-Geher für die Hunde im Zwinger und den Boxen am Burgfey unterhalb von Mechernich. Doch unter der Woche, tagsüber, da könnte es bald knapp werden.

Helfer gesucht

Wer Berti, den Mischling, an der Leine Gassi führen will, sollte werktags zwischen 9 und 12 Uhr und von 13 bis 17 Uhr Zeit haben, dazu gewissenhaft prüfen, ob Bertis Halsband fest genug sitzt, ihn von anderen Hunden, Fußgängern, Joggern oder Radfahrern im Sicherheitsabstand entfernt halten – und Berti nicht füttern. Wasser nach längeren Gängen reicht.

Aktuell sucht Bauer vorausschauend nicht nur Menschen, die gerne Gassi gehen, sondern auch bereit sind, schmutzige Arbeiten zu übernehmen: Nicht das Striegeln des Ponys ist gemeint, sondern das Ausmisten der Ställe von Schweinen, Schafen oder Ziegen. Dem Tierheim-Fasan Futter vor den Schnabel zu streuen, wäre auch im Angebot. Elke Muttschall grinst: „Aber nur für eine Frau. Der ist gerade toll vor Frühlingsgefühlen und geht auf Männer los.“

Gemeint sind also Helfer für Arbeiten im Tierheim selbst, da man ja auch hier nicht ausschließen kann, dass krankheitsbedingt vielleicht Ersatz gefunden werden muss. Das könnte sein, wenn jemand aus dem Team vorbeugend in Quarantäne müsste. Das Coronavirus selbst überträgt sich nach bisherigen Erkenntnissen nicht vom Tier auf den Menschen. Häufig hat Bauer das in den vergangenen Tagen verunsicherten Tierbesitzern am Telefon erklärt.

Wer helfen will, sollte per E-Mail Kontakt aufnehmen. (sli)

info@tsv-mechernich.de

Vier der acht Vierbeiner sind problemlose Alltagshunde wie Berti. Die vier anderen aber sind so genannte „Listenhunde“, für die die Gassi-Geher einen bestandenen Sachkundenachweis mitbringen müssen. Und schon diese verständliche Auflage verkleinert den Kreis der Kandidaten, die ohnehin immer mindestens 18 Jahre alt sein müssen.

Vermittlung geht online weiter

Reiner Bauer weiß das. Schon seit Wochen versuchen er und sein Team aus weiteren vier Vollzeitmitarbeitern, einer Teilzeitkraft und vier über 450-Euro-Jobs Beschäftigten, so viele Fundtiere wie möglich zu vermitteln. „Mit dem Corona-Ausbruch in China war doch klar: Das kommt auch zu uns“, so Bauer. Er sollte recht behalten. Die Vermittlungstätigkeit setzt er auch in Zeiten des Kontaktverbots fort – aber nur noch online.

„Wir nehmen auch nach wie vor Fundtiere auf“, so Elke Muttschall. Das ist immerhin eine der sichersten Einnahmequellen fürs Tierheim neben Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Als Kreistierheim ist es vertraglich zur Fundtierannahme zwischen Weilerswist und Udenbreth verpflichtet und kann dafür eine Rechnung an den Kreis schreiben.

Andere Quellen aber fallen für das Tierheim gerade weg: An die 30 000 Euro nehme man pro Jahr alleine durch die wöchentlichen Mittwochsflohmärkte ein, so Reiner Bauer. Geld kommt auch bei der jährlichen Großveranstaltung in die Vereinskasse. Und jetzt? „Dauern die Kontaktverbote länger als September, sind wir bankrott“, so seine Befürchtung.

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Und das ausgerechnet in dem Moment, in dem die Arbeiten am neuen Hundehaus in vollem Gange sind. „Wir verlegen gerade die Fußbodenheizung“, so Reiner Bauer. Der Neubau soll im Juli fertig sein. So war jedenfalls der ursprüngliche Plan. „Es ist aber leider alles teurer geworden als vorgesehen. Uns fehlen 60000 Euro“, so der Tierheimleiter. Reiner Bauer bleibt trotzdem optimistisch: „Auch in diesen Zeiten. Vielleicht finden sich ja noch Spender, die uns helfen.“

Zudem hat er noch etwas ganz anderes auf dem Herzen: „Wissen Sie, Lkw stehen derzeit bis zu 20 Stunden im Stau an den Grenzen. Ich möchte hoffen, dass gerade keine Tiertransporte stattfinden. Für die Tiere sind die Wartezeiten mit unerträglichen Schmerzen verbunden.“