Ganze Baugruppe als VermächtnisWechsel an der Spitze des Freilichtmuseums Kommern
Mechernich-Kommern – Ein Quelle-Fertighaus, eine Original-Kneipe aus den Fünfzigern, eine Notkirche aus den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg – auf dem Marktplatz Rheinland im Freilichtmuseum Kommern können Besucher in die Zeit der 50er- und 60er-Jahre reisen und damit oft in ihre eigene Vergangenheit. Es ist eine besondere Baugruppe des Freilichtmuseums, ohne Dr. Josef Mangold würde es sie vermutlich nicht geben. Seit 2007 ist der 65-Jährige der Leiter des Museums. Ende Februar geht er in den Ruhestand.
„Ich habe viel Glück gehabt“, sagte Mangold in seiner Abschiedsrede am Freitagmittag vor etwa 60 Gästen im Pingsdorfer Tanzsaal im Freilichtmuseum. Er sei in seinem Arbeitsleben oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen, habe sich zur richtigen Zeit selbst etwas zugetraut und sei immer wieder auf Menschen gestoßen, die ihn gefördert und gefordert haben.
Das gelte besonders auch für seine Zeit in Kommern. „Ich bin auf ein ganz tolles Team gestoßen“, so Mangold. Den Erfolg der vergangenen Jahre verdanke das Museum deshalb allen Mitarbeitern. Erst durch die Zusammenarbeit und das gemeinsame Rumspinnen sei das alles möglich geworden, sagte Mangold. Einer alleine mit Ideen nütze nicht viel.
Veranstaltungen wie „Jahrmarkt anno dazumal“ initiiert
Ideen hatte Mangold in seiner Zeit genug. Das wurde in den Worten deutlich, die einige seiner beruflichen Wegbegleiter zum Abschied an ihn richteten. „Kreativ ist er immer“, sagte Karin Fankhaenel, Geschäftsführerin des Fördervereins Rheinisches Freilichtmuseum Kommern. „Er hat immer Ideen, wie man dem Förderverein Geld aus der Tasche ziehen kann“, fügte sie augenzwinkernd hinzu. Doch Mangolds Ideen kosteten nicht nur Geld, berichtete Dr. Ralph Elster, stellvertretender Vorsitzender des Kulturausschusses des LVR. Der Museumsleiter habe es auch geschafft, mit seinen Ideen für eigene Shops und Gastwirtschaften im Museum fast 30 Prozent seines Budgets selbst wieder einzuspielen. Das sei beachtlich, so Elster.
So locken der „Jahrmarkt anno dazumal“ oder der „Advent für alle Sinne“ immer wieder Tausende Besucher an. Auch Ausstellungen wie die zu 100 Jahre Erster Weltkrieg waren ein Erfolg. Zudem gelang dem Museum unter Mangolds Leitung die Rückzucht und Vermarktung des Deutschen Weideschweins als Kommern-Schwein.
Größtes Vermächtnis ist Marktplatz Rheinland
Sein größtes Vermächtnis aber bleibt der Marktplatz Rheinland. „Es war nicht leicht, damals den Kulturausschuss davon zu überzeugen, dass Kommern eine neue Baugruppe macht und nicht nur Fachwerkhäuser“, erinnerte sich Mangold an die Anfänge. Inzwischen zweifelt wohl niemand mehr. Es ist auch sein ganz persönlicher Lieblingsort im Museum. Wobei er gar nicht sagen könne, welches Haus ihm am liebsten sei, berichtete er. Das Tolle seien die originalen Gebäude. Die geben der Ausstellung laut Mangold wesentlich mehr Aussagekraft als ein nachgebautes Haus. So etwas gebe es in kaum einem anderen Freilichtmuseum.
Mit seiner Leidenschaft, so waren sich alle bei der Verabschiedung einig, habe Mangold andere angesteckt. Als einen „außergewöhnlichen Museumsmenschen und Volkskundler mit Leib und Seele“ bezeichnete ihn Milena Karabaic, Dezernentin für Kultur und landschaftliche Kulturpflege. Moderator Dr. Stefan Emondts nannte Mangold einen „Menschenfänger im besten Sinne“.
Werdegang
Josef Mangold wurde im April 1956 in Hermülheim geboren. Nach der Schule studierte er in Bonn Volkskunde, Rheinische Landesgeschichte und Historische Geografie. Anschließend absolvierte er ein wissenschaftliches Volontariat beim Rheinischen Museumsamt in Brauweiler.
1992 veröffentlichte er seine Dissertation zum Leben im Monschauer Land im 19. Jahrhundert. Von 1993 bis 2001 war Mangold stellvertretender Leiter des Bergischen Freilichtmuseums in Lindlar. Danach leitete er bis 2007 die Abteilung Volkskunde des LVR-Instituts in Bonn. 2007 erfolgte dann der Wechsel nach Kommern. Hier begann er 2009 mit dem Aufbau der Baugruppe Marktplatz Rheinland. Mangold ist verheiratet und hat zwei Töchter.
Die Kreativität, das Ausprobieren und der Kontakt zu den Menschen werde er am meisten vermissen, berichtete Mangold. Schon jetzt merke er, wie schwer es ihm falle, sich zurückzunehmen. Kommern sei eine tolle Spielwiese, auf der man vieles einfach mal ausprobieren könne. „Das wird mir schon fehlen.“
Mit dem VW-Bulli auf Reisen gehen
Dafür bietet der Ruhestand nun Zeit für anderes. Eine weitere Leidenschaft von Mangold ist sein VW-Bulli. Mit ihm und seiner Frau will er nun erst einmal auf Reisen gehen, denn das sei in den vergangenen Jahren zu kurz gekommen. Und er werde auch weiterhin wissenschaftlich tätig sein. In Kommern wolle er sich nach seinem letzten Arbeitstag am 28. Februar aber erst einmal nicht blicken lassen, um seinen Nachfolger Dr. Carsten Vorwig den nötigen Raum zu geben.
Letzterer arbeitet bereits im Museum und ist Spezialist für die Erforschung und Translozierung von historischen Gebäuden. Er teilt Mangolds Leidenschaft für das Museum und vor allem den Marktplatz Rheinland.
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Der ist nämlich noch lange nicht fertig. Die originale Inneneinrichtung und Ausstattung einer Eisdiele aus den 60er-Jahren hat das Museum schon, es fehlt noch ein passendes Gebäude.
Ein anderer Traum von Vorwig und Mangold ist ein Busbahnhof mit einem Original-50er-Jahre-Bus, mit dem die Besucher kleine Fahrten unternehmen können. Ideen gibt es in Kommern nach wie vor genug.