AboAbonnieren

Konzert in VoißelDieses Streichquartett passt in keine Schublade

Lesezeit 3 Minuten
Das Streichquartett „Badz“ um die Voißeler Cellistin Johanna Stein ist auf der Bühne zu sehen.

Jazzig, groovig, melodiös: Das Streichquartett „Badz“ um Johanna Stein überzeugte auf ganzer Linie.

Beim Konzertabend „Bei Steins“ im Mechernicher Ortsteil Voißel erlebten die Zuhörer, wie die Grenzen der Musikstile überwunden werden können.

Ein Streichquartett der besonderen Art war am Samstagabend in Voißel zu hören. Mit „Badz“ präsentierte sich am spätsommerlichen Konzertabend „Bei Steins“ eine Formation, die sich dem Schubladendenken widersetzt und ihren eigenen Weg durch die Genrelandschaft der Musik wählt.

Mehr als 80 Zuhörer waren zu der Veranstaltung gekommen. Bereits zum wiederholten Mal bat die Cellistin Johanna Stein das Publikum zum Konzert in den Garten des elterlichen Anwesens in Voißel.

Das war der Sound, den ich immer haben wollte.
Johanna Stein, Veranstalterin und Musikerin

Mal im Sommer, mal im Winter, immer Open-Air und mit der alten Scheune als Hauptakteur, die als Bühne für die Musiker genutzt wird. Ständiger Gast ist dabei der Lichtkünstler Jörg Rost aus Schwerte, der den Fachwerkhof mit farbigen Bodenstrahlern illuminiert.

Ständige Besucher der Steinschen Konzerte konnten dabei seit 2020 einen guten Überblick über den Freundeskreis der Musikerin gewinnen. Denn sie lädt mit Vorliebe Weggefährten und Kollegen ein, mit denen sie persönlich etwas verbindet. Auch sind in Voißel die Projekte, in denen Stein selbst aktiv ist, zu hören, was bei der umtriebigen und vielseitigen Cellistin nie angepasst und langweilig ist. Wie auch an diesem Abend.

Die Konzerte in Mechernich-Voißel erfreuen sich großer Beliebtheit

Den eröffnete sie, wie es mittlerweile Tradition bei den Konzerten im Steinschen Fachwerkhof ist, mit einem Soloset. „Eine Frau, ein Cello und 500 Jahre Musikgeschichte“ heißt das Programm, aus dem sie dem Publikum Teile vorstellte. Dabei gelang es ihr, die d-Moll-Suite von Bach, Flamenco mit „Spinning Wheel“ von der Popgruppe „Blood, Sweat and Tears“ zu einem überzeugenden Set zu vereinen.

Seit 15 Jahren arbeitet das Streichquartett „Badz“ zusammen. „Wir haben uns kennengelernt am Konservatorium in Arnheim beim Jazzstudium“, berichtete Stein. Dorthin sei sie nach ihrem klassischen Cellostudium in Glasgow gegangen. „Das war der Sound, den ich immer haben wollte“, schwärmte die 40-jährige Musikerin.

Wegen Corona musste einer der Musiker ersetzt werden

Das „Turtle Island Quartet“ aus Kanada hatte in den achtziger Jahren bereits das angestaubte Repertoire von Streichquartetten kräftig entrümpelt und war den Weg in die improvisatorische Freiheit des Jazz gegangen. „Badz“ geht diesen Weg noch weiter, alleine schon, weil mit dem Kontrabass von BenTai Trawinski ein Instrument mitwirkt, das als Pulsgeber im Jazz bekannt ist und so die stilistische Vielfalt erweitert.

Seit fünf Jahren war „Badz“ nicht mehr aufgetreten, das den Namen übrigens dem Autokennzeichen des Geigers Frank Brempel entliehen hat. Jedoch hat Corona die Wiedervereinigung in Voißel verhindert: Geiger und Gründungsmitglied Florian Vogel war erkrankt und wurde durch Paul Bremen ersetzt.

Jazzig, groovig, melodiös – mit viel Spielfreude setzten die vier Musiker die Akzente bei ihrem Konzert. Ob bei kollektiver Improvisation, neuen Songs oder Stücken, die seit Jahren im Programm des Ensembles sind, überzeugten sie durch perfektes Zusammenspiel und Lust, musikalische Grenzen zu erkunden. Mit viel Beifall wurden die Musiker vom Publikum gefeiert.