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EU-RichtlinieBelastetes Wasser aus dem Mechernicher Bergwerk soll gereinigt werden

Lesezeit 3 Minuten

300 Liter belastetes Wasser treten pro Sekunde am Mundloch des Burgfeyer Stollens aus. Dieses ließe sich um die Hälfte reduzieren.

Mechernich – „Wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt?“ So lautet auch nach Karneval das Motto. Von 1806 bis 1957 wurde im Mechernicher Bergwerk Bleierz abgebaut. Jetzt befassen sich Behörden erneut damit, wer für daraus resultierende Kosten aufkommen soll. Denn mit der Öffnung des Berges wurde die Büchse der Pandora aufgemacht: Schwermetalle wie Zink, Nickel und Cadmium fließen seitdem über Veybach, Erft und Rhein bis nach Rotterdam. Das hat Jahrzehnte lang niemanden groß gekümmert.

Doch seit einigen Jahren gibt es Überlegungen, wie die Gewässer schadstoffärmer werden können. „Im Zusammenhang mit der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie hat man sich mal wieder mit dem Thema beschäftigt“, erläutert Diplom-Geologin Iris Hanke von der Unteren Bodenschutz-Behörde des Kreises. Doch die Frage, wer das bezahlen soll, ist noch nicht beantwortet (siehe „Kostenfrage ungeklärt“).

Kallmuths Ortsvorsteher Robert Ohlerth teilte mit, dass man einen Bürgerantrag an die Stadt Mechernich gerichtet habe. Man wolle wissen, ob sich Hochwasser-Probleme ergeben können, falls an der hydrologischen Situation des Bergwerks etwas verändert werde. So befürchte man in Kallmuth, dass der Grundwasserspiegel ansteigen könne. Muss man sich künftig auf feuchte Keller einstellen, fragen sich einige Bürger besorgt. Auch Schevens Ortsvorsteher Hans Reiff wurde informiert, der daraufhin eine besorgte Anfrage an die Kreisverwaltung richtete.

Wasser müsste mit Ionenaustauscher aufbereitet werden

Hintergrund ist ein Gutachten des Ingenieursbüros Heitfeld-Schetelig in Aachen und der Essener Deutsche Montan-Technologie aus dem Jahr 2014, das im Internet eingesehen werden kann. Dieses war von der Bezirksregierung in Auftrag gegeben worden, nachdem sich 2013 ein Arbeitskreis mit Vertretern von Kreis, Bezirksregierung und Erftverband gebildet hatte.

Unstrittig war, dass das aus dem Burgfeyer Stollenmundloch in den Veybach austretende Wasser eigentlich mit Hilfe eines Ionenaustauschers aufbereitet werden müsste. Mit derartigen Anlagen können gezielt Schwermetalle aus Gewässern entfernt werden.

Gleichzeitig war den Verantwortlichen klar, dass dafür nicht die gesamte Menge des austretenden Wassers, insgesamt 300 Liter pro Sekunde, gereinigt werden müsste. Denn der von 1806 bis 1930 immer weiter in Richtung Westen vorgetriebene Burgfeyer Stollen gerät im Westfeld in einen anderen Grundwasser-Einzugsbereich. Und dort fließt unbelastetes Wasser. Wenn es gelänge, die unbelasteten 150 Liter pro Sekunde zu separieren, bräuchten nur die restlichen 150 Liter gereinigt werden.

Riesig sind die Ausmaße des alten Bergwerks: Frank Fritze und Geologin Iris Hanke sichten alte Pläne.

Die Ingenieure rechneten verschiedene Optionen durch und entschieden sich für die bis zu 2,6 Millionen Euro teure Variante E, die eine teilweise Entwässerung in den Bleibach bei Scheven vorsieht. Dafür müssten unter anderem zwei Wasserdämme mit Schieber eingebaut werden. Gewässer würden im Westfeld angestaut und durch den Schevener Stollen in den Bleibach geleitet. Laut den Ingenieuren handelt es sich um eine „technisch sicher beherrschbare Maßnahme“ mit hohem Einsparpotenzial.

„Wenn man Abwässer separiert, kann das weitreichende Konsequenzen für die Standfestigkeit des Materials haben“, warnt jedoch Frank Fritze, Leiter der Abteilung Umwelt und Planung beim Kreis Euskirchen. Und Hanke ergänzt: „Der Grundwasserstrom wird bislang durch den Burgfeyer Stollen gelenkt. In dem Moment, wo man diese Möglichkeit durch das Schließen der Wasserdämme unmöglich macht, wird sich die Grundwassersituation ändern.“ Kreis, Stadt Mechernich und Gemeinde Kall hätten deshalb gefordert, dass solche Auswirkungen genau beobachtet werden müssten. „Die Ausgestaltung des Burgfeyer Stollens ist sehr alt“, so Hanke. Zahlreiche Fragen seien zu klären: Was passiere bei Wasserstandsänderungen? Könnten Hohlräume zusammenbrechen? Und was bedeute das für die über dem Burgfeyer Stollen verlaufende Mülldeponie?

Das Gutachten ist unter folgender Adresse abrufbar:

www.flussgebiete.nrw.de