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Kaserne in MechernichPsychologische Unterstützung für Soldaten und ihre Familien

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Das Team des neu eingerichteten Familienbetreuungszentrums in der Bleibergkaserne Mechernich unter Leitung von Oberstabsfeldwebel Oliver Minwegen (2.v.l.) stellte sich gestern offiziell vor.

Mechernich – Wer sich früher, sagen wir mal, vor 30 Jahren, dazu entschied, Berufssoldat zu werden, der musste im Regelfall keine Angst haben, irgendwann einmal in kriegerische Handlungen verstrickt zu werden. Die Bundeswehr hielt sich bis weit in den 1980er Jahre von allen Krisenherden dieser Welt fern.

Das änderte sich mit dem Kosovo-Konflikt auf dem Balkan, wohin die Bundeswehr erstmals eigene Kräfte schickte, um die Ordnung im Land zu stabilisieren. Mittlerweile sind derartige Auslandseinsätze rund um den Globus zur Routine für die Truppe von Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen geworden.

Einsätze sind nicht ungefährlich

Das ändert allerdings nichts daran, dass die Angehörigen, die ihren Ehemann, Vater, Sohn oder Bruder zum Friedenseinsatz nach Afghanistan verabschieden, mit gehörigen Ängsten zurückbleiben. Ein Einsatz in einem krisengeschüttelten Staat wie im afrikanischen Mali ist nicht ungefährlich, auch wenn die Verluste der Bundeswehr bei Auslandseinsätzen nicht allzu hoch sind.

Um die Familien, die in der Heimat zurückbleiben, kümmert sich die Bundeswehr schon seit 1992 intensiv. Über das ganze Bundesgebiet verteilt gibt es inzwischen Familienbetreuungszentren, die sich der Aufgabe widmen, die Angehörigen der Soldaten im Auslandseinsatz so gut wie möglich zu unterstützen.

Eines dieser Betreuungszentren befand sich bis vor kurzem in Euskirchen und wurde jetzt in die Bleibergkaserne nach Mechernich verlegt.

Brigadegeneral angereist

Am Donnerstag wurde der neue Standort in Haus 19 offiziell eingeweiht, wozu als ranghöchster Militär Brigadegeneral Peter Gorgels anreiste. Im Beisein von Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und Dr. Sabine Dürholt als stellvertretender Landrätin übergab der General das neue Familienzentrum seiner Bestimmung.

Leiter der Einrichtung ist Oberstabsfeldwebel Oliver Minwegen, dem am Donnerstagmorgen die Aufgabe zufiel, das Familienbetreuungszentrum (FBZ) und seine sechs Mitarbeiter (vier davon sind weiblich) vorzustellen.

1000 Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan

Zurzeit hat die Bundeswehr 3465 Soldaten und Soldatinnen im Auslandseinsatz. Die meisten davon, nämlich fast 1000, dienen in Afghanistan, wo die politische Lage nach wie vor angespannt ist.

Aus dem Einzugsgebiet des Familienbetreuungszentrums Euskirchen sind aktuell 121 fern der Heimat stationiert. Was für die Familien alles andere als leicht ist, denn die Einsätze dauern in der Regel zwischen vier Monaten und einem Jahr. Die Trennung ist nicht nur für die Eheleute schwierig, sondern auch für die Kindern, denen ein Elternteil fehlt und die dadurch in der Schule mitunter in den Leistungen nachlassen.

„Hier setzt unsere Arbeit ein“, erklärte Oberstabsfeldwebel Oliver Minwegen. „Unser Team versucht, die Angehörigen bei monatlichen Treffen über die Situation in den Einsatzgebieten möglichst umfassend zu informieren.“ Wenn es in den Familien Probleme gibt, ist das FBZ rund um die Uhr telefonisch erreichbar – auch Dank der Unterstützung von ehrenamtlichen Helfern.

Psychologische Begleitung

Die Betreuung geht häufig über die Zeit des Auslandseinsatzes hinaus und umfasst sowohl für die Soldaten als auch für deren Familien auf Wunsch eine psychologische Begleitung. Der Standort Mechernich ist in erster Linie für den Großraum Köln-Bonn-Aachen und Trier zuständig.

Von der Mechernicher Bleibergkaserne aus organisieren Minwegen und seine Mitarbeiter auch geselligen Ausflüge in die weitere Umgebung – etwa zum Freilichtmuseum oder zum Weihnachtsmarkt auf Burg Satzvey.