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Gesundheitsversorgung ländlicher RaumDigitale Technik in Mechernich mehr nutzen

Lesezeit 3 Minuten

Das Telenotarzt-System ist im Kreis Euskirchen bereits im Einsatz.

Mechernich – Einen Blick in die Zukunft des Gesundheitswesens werfen – diese Gelegenheit bot sich jetzt im Kreiskrankenhaus Mechernich den Teilnehmern des Seminars „Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum – Innovative Ansätze im Fokus“. Rund 40 Teilnehmer hatten sich im Saal St. Elisabeth zu der Veranstaltung eingefunden, die verspätet begann. Dies hing mit den Corona-Schutzmaßnahmen zusammen. Da nicht alle Einladungen den Hinweis enthalten hatten, dass nur frisch getestete Personen Zugang haben würden, musste ein Teil der Besucher einen Umweg über die Teststelle in der nahe gelegenen Apotheke nehmen.

Kaum Fachärzte wegen geringer Bevölkerungsdichte

„Die geringe Bevölkerungsdichte erschwert die Ansiedlung von Fachärzten, für die sich eine Praxis insbesondere im Südkreis nur schlecht rechnet“, skizzierte Landrat Markus Ramers (SPD) das Thema der Veranstaltung. Mit der Digitalisierung böten sich neue Chancen. Die Geschwindigkeit, mit der neue Produkte und Dienstleistungen entwickelt würden, nehme ständig zu.

Ein Beispiel für ein bereits erfolgreich praktiziertes System ist das Projekt „Telenotarzt“, das nach einer Testphase vor zwei Jahren im Kreis Euskirchen eingeführt worden ist. Dabei nimmt die Besatzung eines Rettungstransportwagens über eine Videoschaltung Kontakt zu einem Notarzt auf. Der Mediziner kann über Kamera und Bildschirm den Notfallpatienten in Augenschein nehmen, Untersuchungen anordnen und Vitaldaten einsehen, so dass es möglich ist, lebensrettende Maßnahmen einzuleiten, ohne dass ein Notarzt vor Ort ist.

„Es gibt viele gute Ansätze, die noch nicht bekannt sind“, sagte Thorsten Schütze, Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses. Deshalb gehe es darum, flächendeckend mehr Teilnehmer zu finden und die neuen Ansätze in die Breite zu entwickeln. Wichtig sei der Nutzen für die Patienten, aber auch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Krankenhausmitarbeiter.

Digitale Vernetzung im Krankenhaus hilfreich

Gerade die digitale Vernetzung sei im Krankenhaus hilfreich, könne auch weiter im Gesundheitssektor eingesetzt werden. „In Deutschland sind Krankenhäuser und Arztpraxen in zwei Sektoren organisiert“, führte Schützes Kollege Martin Milde aus. In den Niederlanden seien die beiden Bereiche stärker miteinander vernetzt.

Technisch könnten Patientendaten schneller zwischen Arztpraxen und Krankenhäusern ausgetauscht werden. „Da tut sich die Politik aber schwer“, sagte Schütze. Gerade im Kreiskrankenhaus werde intensiv an und mit der digitalen Patientenakte gearbeitet, mit der die Informationen schneller zur Verfügung stehen könnten. „Dann ist ein MRT auch im Patientenzimmer verfügbar“, so Schütze.

Patientendaten aus Rettungswagen übermitteln

Auch werde demnächst eine Anbindung an die Leitstelle Realität, so dass die Vitaldaten des Patienten schon aus dem Rettungswagen in das Krankenhaus übermittelt werden könnten, während der Wagen noch in der Anfahrt sei. „Der Kreis Düren macht das schon“, so Schütze.

Aus einem Start-up sei ein Projekt entstanden, mit dem die Nachversorgung entlassener Patienten verbessert werde, führte er aus. Bisher müsse, wenn ein Patient einen Pflegeheimplatz benötige, aufwendig telefoniert und ein freier Platz gesucht werden. Jetzt gebe es eine Plattform, auf der freie Plätze von den Heimen eingestellt werden können. „Krankenhäuser, die das haben, können Patienten schneller in die Nachversorgung bringen“, sagte Schütze.

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Vorgestellt wurde zudem das Projekt AIDA, mit dem die telemedizinische Anbindung von Pflegeheimen an Arztpraxen realisiert wird. Dr. Benedikt Zumbé von der Familienmedizin Eifel in Tondorf stellte eine Instrumententasche vor, mit deren Hilfe Videosprechstunden durchgeführt werden können. Das System werde bereits in der Praxis erprobt. Auch Sensorik und Robotik in der Altenpflege, Vorbeugung im Alter und weitere Projekte wurden präsentiert, ehe die Teilnehmer zu persönlichen Gesprächen übergingen.