AboAbonnieren

Beratungsbedarf gestiegenDonum Vitae in Mechernich arbeitet auch im zweiten Lockdown

Lesezeit 4 Minuten

So kann eine Beratung während der Corona-Pandemie aussehen: Sarah Ax und Hedi Leuer (klein im Bild) sind froh über das Angebot, beraten aber lieber persönlich.

Mechernich – Ungewollt schwanger, Fehlgeburt, unerfüllter Kinderwunsch – all das passiert und belastet Frauen auch in Zeiten von Corona. Manch eine vielleicht gerade in diesen Zeiten, weil sie aufgrund der Pandemie bereits viele andere Sorgen hat. Umso wichtiger sei es, dass die Beratungsangebote für diese Frauen direkt schon beim ersten Lockdown als existenziell eingestuft worden seien, sagt Hedi Leuer. Seit 18 Jahren ist sie Beraterin bei Donum Vitae in Mechernich. Die vergangenen Monate haben auch ihren Arbeitsalltag verändert.

In 2020 sei die Zahl der Beratungsgespräche im Vergleich zu 2019 etwa gleich geblieben. Doch seit dem zweiten Lockdown sei eine deutlich gestiegene Nachfrage spürbar. Vor allen Dingen bei den Schwangerschaftskonfliktberatungen. Das beobachtet auch ihre Kollegin Sarah Ax. „Man merkt, dass jetzt so langsam die Auswirkungen kommen“, sagt sie. Sorgen machen sich die beiden Frauen deshalb nicht. Viel mehr freuen sie sich, dass die Frauen sich Hilfe suchen und auch wissen, wo sie die bekommen, sagen sie.

Beratung auch per Videokonferenz

Seit Sommer beraten Ax und Leuer auch per Videokonferenz. Schon im März 2020 habe die Landesregierung das Okay gegeben, Beratungsgespräche auch per Telefon oder Online-Videokonferenz zu führen, berichtet Leuer.

Angebot

Die Beratungsstelle der Donum Vitae im Kreis Euskirchen ist montags bis freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr telefonisch unter 0 24 43/ 91 22 38 und per Mail zu erreichen. Frauen, Männer und Paare können sich hier melden, wenn sie sich in einem Schwangerschaftskonflikt befinden, rechtliche oder medizinische Fragen zu einer Schwangerschaft haben, sie mehr über Verhütung und Familienplanung wissen wollen, eine Pille danach benötigen, Unterstützung nach einem Schwangerschaftsabbruch benötigen, eine Beratung zur Pränataldiagnostik wünschen, Hilfe nach einer Fehl- oder Totgeburt suchen oder einen unerfüllten Kinderwunsch haben.

Persönliche Termine sind auch im Lockdown möglich, allerdings gelten strenge Hygienevorschriften. Die Beratungsstelle hat auch FFP2-Masken für die Klienten. Auch wird darum gebeten, möglichst alleine zu kommen. Eine Kinderbetreuung während der Beratung, die bisher angeboten werden konnte, gebe es zurzeit auch nicht, berichtet Sarah Ax.

Wichtige Unterlagen und Dokumente wie den Beratungsschein bei einer Schwangerschaftskonfliktberatung erhalten die Klienten, die eine Telefon- oder Videoberatung wählen, per Post.

Zusätzlich gibt es von Donum Vitae bereits seit einigen Jahren eine kostenlose und anonyme Online-Beratung über ein geschütztes Portal. (jre)

info@donum-vitae-eu.de

www.donum-vitae-eu.de

www.donumvitae-onlineberatung.de

Bei ihnen habe es allerdings etwas Zeit in Anspruch genommen, ein sicheres Programm zu finden und einzurichten, erklärt sie weiter. Schließlich sind die Themen, die in der Beratung besprochen werden, sehr intim und fallen unter strenge Datenschutzregeln. Sie seien sehr froh, dass sie das jetzt anbieten können, sagt Ax. Zwar wollten die meisten Frauen nach wie vor einen persönlichen Termin. Aber: „Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass Klientinnen total dankbar sind“, berichtet Ax.

Hoher Aufwand

Denn für einige sei so ein Beratungstermin mit erheblichem Aufwand verbunden. Mit den neuen Möglichkeiten könne ein Termin, der für einige mit An- und Abreise sonst einen ganzen Tag in Anspruch genommen hätte, nun in einer Stunde abgehandelt werden. Für die ein oder andere sei das eine deutliche Erleichterung. Gerade auch für Fragen nach einer Beratung sei die Online- oder Telefon-Variante gut. Da könne man einfach noch einmal kurz nachfragen. Und es sei einfach zu handhaben, sagt Leuer. Um das geschützte Portal zu nutzen, brauche die Klientin nur ein Handy mit Videofunktion. Sie bekomme dann einen Link zugeschickt mit Zugangsdaten und müsse sich nirgendwo anmelden.

Aber es gebe auch Nachteile. Normalerweise sitze sie ihren Klientinnen schräg gegenüber, berichtet Leuer. „Wenn eine Frau bitterlich weint, kann ich mich neben sie setzen“, berichtet sie. Wenn das für die Frau in Ordnung sei, könne sie sie auch mal in den Arm nehmen. Vor dem Bildschirm oder am Telefon sei das nicht möglich. „Ich erlebe mich selber immer noch lieber in der Face-to-Face-Beratung“ sagt sie.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Persönlich kann man noch mehr zwischen den Zeilen lesen“, sagt auch Ax. Dennoch, sie habe auch schon sehr gute Beratungsgespräche per Video oder Telefon geführt. Das komme eben auch ganz auf die jeweilige Frau an. „Wir Menschen sind so unterschiedlich.“ Deshalb solle das Angebot auch nach der Corona-Pandemie bestehen bleiben, sodass jede Frau die Variante wählen kann, mit der sie sich am wohlsten fühlt.