Dutzende Feuerwehrleute waren in Mechernich im Einsatz: An der Elisabethhütte hat im Krematorium eine Ofenlinie gebrannt.
Nach BrandHalle im Krematorium Mechernich einsturzgefährdet – Leichen und Urnen nicht betroffen
Die Flammen schossen meterhoch aus dem Gebäude, die Rauchsäule war kilometerweit zu sehen. Für die Feuerwehrleute war bereits auf der Anfahrt zur Elisabethhütte in Mechernich klar: Das Krematorium brennt. Am Mittwoch gegen 13.15 Uhr bemerkten die Mitarbeiter, dass in dem Gebäude ein Feuer ausgebrochen war. Sofort alarmierten sie die Rettungsleitstelle, die wiederum die Mechernicher Feuerwehrleute in Marsch setzte.
Wie das Feuer im Bereich des Gaseinlasses an der hinteren der drei Ofenlinien ausgebrochen ist, ist derzeit unklar. Laut Polizei griff der Brand über eine Styroporluke auf das Dach einer zweiten Halle über. Beide Hallen standen in Vollbrand.
Matthias Scharlau, Geschäftsführer der Krematorium Bonn-Rhein-Erft GmbH, sagte, dass sich die sieben Mitarbeiter, die zum Zeitpunkt des Brandausbruchs vor Ort waren, rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten. „Dass den Mitarbeitern nichts passiert ist, ist das Wichtigste“, sagte er unmittelbar, nachdem die Feuerwehrleute den Brand unter Kontrolle hatten.
Mechernich: 80 Leichen und 60 Urnen bleiben bei Brand unversehrt
Wie Scharlau berichtete, war der Kühlungsbereich von dem Brand nicht betroffen. Damit seien weder Leichen noch Urnen betroffen. Nach Informationen dieser Zeitung blieben etwa 80 Leichen und 60 Urnen in dem Mechernicher Krematorium unversehrt. Über ein Notstromaggregat wurde der weitere Betrieb des Kühlbereichs sichergestellt.
Nach Angaben von Geschäftsführer Scharlau ist dies der erste Brand, seitdem das Krematorium vor zwölf Jahren in Betrieb genommen wurde. Sowohl die Leichenhalle als auch der Bereich, in dem die Urnen aufbewahrt werden, waren laut Scharlau nicht betroffen. Diese Botschaft an die Angehörigen der Verstorbenen ist Scharlau wichtig: „Die Würde bleibt auch nach dem Tod erhalten.“ Und die sei „glücklicherweise trotz des Brandes nicht beeinträchtigt“.
Etwa eine Stunde, nachdem der Brand ausgebrochen war, wurden die Warn-Apps Katwarn und Nina ausgelöst. Durch das Feuer im Krematorium komme es im Bereich Mechernich, Roggendorf und Strempt zu Geruchsbelästigungen und Rauchniederschlag: „Gesundheitliche Beeinträchtigungen können nicht ausgeschlossen werden“, hieß es in der Mitteilung, die auf den Smartphones aufpoppte.
Nina und Katwarn: Bevölkerung wurde per App gewarnt
Die Menschen im betroffenen Gebiet sollten sich in geschlossene Räume begeben, Fenster und Türen geschlossen halten sowie Klima- und Lüftungsanlagen abschalten. Rund eine Stunde später stand fest, dass keine Gefahr für die Bevölkerung besteht. Die Warnung wurde um 15.15 Uhr aufgehoben.
Unter der Leitung von Michael Züll waren rund 80 Feuerwehrleute im Einsatz. Auch die Feuerwehr des Bundeswehrstandorts Mechernich war vor Ort. Deren Kräfte waren von Züll angefordert worden und hatten vom Standortältesten grünes Licht für den Einsatz am Krematorium erhalten. „Wir können da immer nur anfragen, weil sie ja eigentlich andere Aufgaben haben. Aber wir sind immer froh, wenn wir die Unterstützung erhalten“, so Züll.
Feuerwehr pumpte Wasser aus Bleibach, um Feuer zu löschen
Bis zu dem Zeitpunkt, als ausreichend Löschwasser zur Verfügung stand, war eines der Tanklöschfahrzeuge der Bundeswehr in den Pendelverkehr eingebunden, mit dem Löschwasser zur Einsatzstelle gebracht wurde. Der Grund für den Pendelverkehr: Laut Einsatzleiter Züll stand zunächst nur Wasser aus einem Hydranten zur Verfügung – zu wenig, um den Brand effektiv bekämpfen zu können.
Deshalb stellten die Einsatzkräfte die Wasserversorgung aus dem nahen Bleibach her. Am Bach im Bereich des Parkplatzes stauten die Einsatzkräfte das Wasser – unter anderem mit Schlauchbrücken und einem großen Plakat –, damit es besser abzupumpen war.
Gegen 16 Uhr waren die Löscharbeiten im Bereich des Krematoriums beendet. Zu diesem Zeitpunkt konnte auch die Sperrung der B 477 zwischen Mechernich und dem Mühlenpark-Kreisel aufgehoben werden.
Wie und wann der Betrieb im Krematorium wieder aufgenommen werden kann, ist laut Scharlau noch nicht klar. Man werde nun den Schaden aufnehmen und Fachfirmen mit den entsprechenden Analysen beauftragen. Möglicherweise könne der Betrieb mit den beiden nicht betroffenen Ofenlinien zeitnah wieder aufgenommen werden. Zudem werde man Kontakt zu den Bestattern und den Angehörigen der Verstorbenen aufnehmen und in jedem Fall dafür Sorge tragen, dass einer würdigen Einäscherung und Bestattung nichts im Wege steht.
Wie die Polizei am Donnerstag berichtete, sind ein Durchgangsflur sowie eine Halle einsturzgefährdet. Die Polizei hat den Brandort beschlagnahmt, die Brandermittler der Kreispolizei haben die Ermittlungen aufgenommen.