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Kein frohes FestKirchendecke der St. Lambertus in Holzheim ist einsturzgefährdet

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Pfarrer Erik Pühringer (l.) und der Holzheimer Kirchenvorstand Hans-Joachim Emonds in der einsturzgefährdeten Pfarrkirche St. Lambertus.

Sind geschockt vom Ausmaß der Schäden: Pfarrer Erik Pühringer (l.) und der Holzheimer Kirchenvorstand Hans-Joachim Emonds.

Bei Sondierungsarbeiten zur Dachreparatur stellten Bauexperten weitere Schäden in der Holzheimer Pfarrkirche St. Lambertus fest: Die Decke ist einsturzgefährdet.

Die Nachricht verbreitete sich in Holzheim wie ein Lauffeuer: Wegen Einsturzgefahr der Decke ist die Pfarrkirche St. Lambertus derzeit geschlossen – auch an Weihnachten finden dort keine Gottesdienste statt. „Wir waren alle geschockt, als wir in der vergangenen Woche erfahren haben, wie gravierend die Schäden sind“, beschreibt Kirchenvorstand Hans-Joachim Emonds, der auch Ortsbürgermeister in dem Mechernicher Ortsteil ist, die Stimmung im Dorf und in der Gemeinde.

Pfarrer Erik Pühringer hatte unmittelbar nach Bekanntwerden des Sicherheitsrisikos die Pfarrkirche in Absprache mit dem Kirchenvorstand schließen lassen. „Sämtliche Gottesdienste werden ab sofort im benachbarten Pfarrheim gefeiert“, sagte Pühringer bei einem Ortstermin. „Dort haben wir Platz für maximal 100 Gottesdienstbesucher. An jedem anderen Tag im Jahr wäre das mehr als ausreichend, aber Weihnachten wird es natürlich eng.“

Die Balkenkonstruktion der einsturzgefährdeten Decke der Pfarrkirche St. Lambertus in Mechernich-Holzheim.

Über den Holzbalken der Deckenkonstruktion befand sich eine Plane, unter der sich Feuchtigkeit gesammelt hatte.

Eigentlich sollte in Kürze mit der Sanierung des Kirchendachs begonnen werden. „Alles war geplant und genehmigt“, sagt Emonds. Rund 600.000 Euro aus den verschiedensten Töpfen standen für die Gesamtmaßnahme zur Verfügung. „Bei Sondierungsarbeiten wurden dann die Schäden in den Balken der Deckenkonstruktion entdeckt“, berichtet der Kirchenvorstand.

Folie sorgte für Schimmelbildung

Fachleuten nach hat sich zwischen Dach und Flachgewölbe eine Wasserschicht gebildet und die Balken teilweise zersetzt. „Da war eine Folie eingebaut, die dazu geführt hat, dass der Hausschwamm, ein Schimmelpilz, ideale Bedingungen hatte“, beschreibt Pühringer, was die ersten Untersuchungen der Bauexperten ergeben haben: „Ob auch das Mauerwerk betroffen ist, auf dem die Balken aufliegen, wird sich noch zeigen.“

Zur Höhe des Schadens oder gar zu den notwendigen Sanierungskosten kann der Pfarrer noch keine Angaben machen. „Wir haben das Okay, dass wir das Geld, das für die Sanierung des Dachs vorgesehen war, jetzt in die Sanierung der Decke stecken können“, so Pühringer weiter. Das sei die Grundvoraussetzung, um überhaupt an die Reparatur des Kirchendachs denken zu können. Über das weitere Vorgehen soll mit dem Kirchenvorstand von St. Lambertus gesprochen werden.

Aushang an der Tür der Pfarrkirche St. Lambertus in Mechernich-Holzheim.

Der Zugang zur Kirche ist aus Sicherheitsgründen versperrt. Ein Aushang informiert die Gemeindemitglieder an der Kirchentür.

Holzheimer wollen Kirche erhalten

Eventuell könnten nun „mutige neue architektonische Lösungen angedacht und vielleicht auch verwirklicht werden, die der derzeitigen Situation der Gottesdienstbesucher gerecht werden“, so der Pfarrer. Und natürlich steht auch die Frage im Raum, was mit dem Kirchengebäude geschehen soll, wenn die Kosten der fachgerechten Sanierung des Baudenkmals in die Höhe schießen: „Ab einer gewissen Schadenssumme wäre das für den Kirchenvorstand sicher nicht mehr darstellbar“, gibt Emonds zu bedenken: „Trotzdem ist es unser Ziel, das Baudenkmal so lange wie möglich zu erhalten.“

Auf die große Bedeutung der Kirche verweist auch Pühringer: „In Holzheim haben wir nur knapp 400 Gemeindemitglieder. Aber es kommen auch regelmäßig Gläubige aus anderen Dörfern in diese sehr schöne Kirche.“ Zu Weihnachten müssen die Holzheimer übrigens auch auf festliches Geläut von St. Lambertus verzichten: Weil im Glockenturm morsche Balken gefunden wurden, schweigen die Kirchenglocken bis auf Weiteres.


Kirche wurde einst mit Lottogewinn errichtet

  1. Der Westturm von St. Lambertus ist der älteste Baukörper und stammt vermutlich von der ursprünglichen Kirche, die im Jahr 1067 erwähnt wird. In den folgenden Jahrhunderten wurde das Gotteshaus mehrfach umgebaut. „Im 19. Jh. war sie nicht mehr ausreichend für die Pfarre“, heißt es in der örtlichen Chronik.
  2. Als Pfarrer Damian Velder (1791-1861) und seine Verwandten einen großen Lotteriegewinn machten, stifteten sie das Geld für eine neue Kirche, die 1844 errichtet wurde. Anschließend wurden die Decke und die übrigen Wände ausgemalt. 1972, 1975 und 1978 musste die Kirche restauriert werden. (thw)
  3. Über die Gottesdiensttermine an Weihnachten informiert die Gemeinschaft der Gemeinden Mechernich auf ihrer Internetseite.