„Kaiserlicher Backenbart“Kommerner tritt bei internationalen Bart-Meisterschaften an
- Ernst Pingen nimmt an internationalen Bart-Wettbewerben teil
- Er tritt in der Kategorie „Kinn- und Backenbärte – Typ Kaiser“ an
- Pingen erzählt von seinen Erfolgen – und wann der Bart auch schon mal stört
Mechernich-Kommern – Die Wandlung zu seiner Majestät Franz Josef I. von Österreich vollzieht der 70-jährige Ernst Pingen bereits seit mehr als 30 Jahren. In Konkurrenz zu anderen Bartträgern tritt er in Wettbewerben in der Kategorie „Kinn- und Backenbärte – Typ Kaiser“ an. Und zwar mit großem Erfolg.
„Früher habe ich den Bart einfach wachsen lassen“, erzählt der Kommerner. Damals hing Pingens Gesichtshaar noch links und rechts des Munds nach unten. Heute sorgt er mit viel Aufwand dafür, dass der Bart, majestätisch nach oben geschwungen, sein Gesicht dekoriert.
Geschichte des Barts
Bereits in der Frühzeit trugen Männer Bärte. Sie dienten dem Schutz vor Sonne oder Schmutz. Zudem hatten sie eine einschüchternde Wirkung auf Rivalen.
Erste Bartpflege mit Bartöl und Pflanzenfarbe ist von frühen Hochkulturen in Mesopotamien bekannt. Die alten Ägypter malten sich bisweilen Bärte auf und entfernten echte Barthaare. Ob Griechen, Römer oder Angelsachsen: Der Bart war zu allen Zeiten beliebt. Bei den Griechen war er ein Zeichen von Weisheit. Bei den römischen Herrschern war je nach Geschmack alles in Mode: von Glattrasur bis Rauschebart.
Auch im 19. und 20. Jahrhundert war die Barttracht den Moden unterworfen: Ludwig XIV. mochte es glattrasiert, Heinrich IV. setzte mit dem Rund-um-den-Mund-Bart „Henriquatre“ Trends.
Im Europa des 18. und frühen 19. Jahrhunderts trug ein Gentleman keinerlei Gesichtsbehaarung, die war eher den rauen Männertypen vorbehalten. Der Schnauzbart galt später als Markenzeichen des Offiziers, der Vollbart als Zeichen des Revolutionärs. (dth)
Anfang April gewann Ernst Pingen die Süddeutsche Internationale Bartmeisterschaft in Worms. Er erreichte 67 von 70 möglichen Punkten. Bei der Wertung komme es auf die Länge, die Form und das Volumen des Barts an, erklärte er. Zu Wettkämpfen trägt Pingen, Mitglied im Schwäbischen Bart- und Schnauzerclub Schömberg, immer seine Bayerntracht und seine weiße Jacke mit den Abzeichen bereits gewonnener Wettkämpfe. „Im Alltag bin ich nicht so gestriegelt“, gibt er lachend zu. Unter der Woche trage er Kniebundhosen, am Wochenende Ledertracht.
„Meine Frau ließ ich nie an meinen Bart ran“
Pingens Bart ist Chefsache: „Meine Frau ließ ich nie an meinen Bart ran“, erzählt er in Gedanken an seine vor einem halben Jahr gestorbene Gattin Wilhelmine. Und das, obwohl sie Friseurin war. Unangemeldeten Besuchern die Tür öffnen? „Ohne Bartpflege undenkbar“, so Pingen. Um den Bart morgens in Form zu bringen, benötigt er Schaumfestiger und drei verschiedene Haarsprays – mit Härtegrad drei, vier und fünf. In der einen Hand den Föhn, bringt er mit der anderen die Barthaare in Position. In seinem Bad hängt dazu extra ein dreitüriger Spiegelschrank.
Mehr als fünf Minuten braucht Pingen für sein morgendliches Ritual aber nicht. Abends kämmt er das Haarspray aus seinem Backenbart. „Ich klappe ihn zum Schlafen nach unten“, sagt Pingen, „damit er mich nicht ins Auge piekst, wenn ich auf der Seite schlafe.“
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Immer mit dabei: Sein Spiegel
Als Schützenbruder sei ihm der Bart beim Schießen auch schon mal ins Auge geraten, so der ehemalige Schützenkönig. Trotzdem schätzt Pingen seinen kaiserlichen Backenbart wegen der einfachen Pflege – zumindest im Vergleich zu anderen Bartkreationen. Mit Bartöl oder Balsam hat er nichts am Hut: „So eine Matscherei mache ich nicht.“
Seit er 1997 bei der Weltmeisterschaft in Pforzheim den neunten Platz belegte, reist Pingen quer durch Deutschland, um an Europa- und Weltmeisterschaften teilzunehmen. Mit dabei ist immer Pingens dreitüriger Spiegel, den er überall aufstellen kann. Zur Weltmeisterschaft, die Mitte Mai in Antwerpen stattfindet, reist Pingen allerdings nicht. Er will seinem Bart ein bisschen Ruhe zum Nachwachsen gönnen – und fährt erst einmal in den Urlaub.