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„Der richtige Schritt“Gespräche über Fusion des VfL Kommern und der TuS Mechernich

Lesezeit 6 Minuten
Sportplatz schild

Über eine gemeinsame Nutzung der Sportanlage in Kommern diskutieren gerade die Vereinsverantwortlichen.

  1. Die Zweckbindung für das Eifelstadion, die sportliche Heimat der TuS Mechernich, läuft 2022 aus.
  2. Daher macht eine unvorstellbare Fusion zweier Vereine in Mechernich die Runde.
  3. Das sagen die Verantwortlichen zu der Idee.

Mechernich-Kommern – Es klingt unvorstellbar, könnte aber schon bald Realität werden: Der VfL Kommern und die TuS Mechernich machen beim Fußball gemeinsame Sache. Zur Debatte steht nicht nur eine gemeinsame Nutzung der Sportanlage in Kommern, sondern auch eine Fusion der beiden Abteilungen. Der Grund für die Gedankenspiele: Die Zweckbindung für das Eifelstadion, die sportliche Heimat der TuS Mechernich, läuft 2022 aus. Dann könnte die Politik auf die Idee kommen und das Areal am Johannesweg zu Bauland machen – ohne dass ein Landeszuschuss in Höhe von 168 000 Euro zurückgezahlt werden müsste. Den hatte die Stadt 2002 erhalten, als sie das Eifelstadion für etwa 400 000 Euro saniert hatte.

Das sagt der Vorsitzende des VfL Kommern

„Alles andere als eine Fusion ergibt keinen Sinn“, sagt Dr. Hans-Wilhelm Garrelfs. Laut VfL-Chef haben bereits erste Gespräche zwischen dem VfL und der TuS stattgefunden. Darin sei eine Fusion aber noch nicht thematisiert worden. Es sei vielmehr um eine Zusammenarbeit bei der Jugend gegangen. Auch eine gemeinsame Nutzung der Sportanlage in Kommern sei diskutiert worden. „Die Gespräche waren gut und konstruktiv. Aber es werden sicherlich noch viele folgen müssen“, so Garrelfs. Neu seien solche Überlegungen nicht. Bereits vor 15 Jahren habe man über eine gemeinsame Sportanlage diskutiert. Die Pläne seien damals am Veto des ehemaligen TuS-Vorsitzenden Wolfgang Weilerswist gescheitert, so der Kommerner.

mechernich kommern straßenschild

Kommern und Mechernich trennt nur ein Kilometer. Vielleicht spielen beide Orte bald gemeinsam Fußball.

Garrelfs macht im Gespräch mit dieser Zeitung deutlich, dass die jetzige Infrastruktur der VfL-Sportanlage für eine gemeinsame Nutzung – in welcher Form auch immer – nicht ausreiche. „Wir brauchen mindestens zwei neue Sportplätze, und mit vier Kabinen kommen wir bei dann mehr als 20 Jugendmannschaften auch nicht weit“, sagt der VfL-Vorsitzende, der den Zusammenschluss der Fußballabteilungen für den „richtigen Schritt in der Zukunft“ hält. Einen Zusammenschluss der gesamten Vereine wolle er auch nicht ausschließen. In diesem Fall heiße Zukunft in den nächsten ein bis vier Jahren, so Garrelfs. Eine Spielgemeinschaft erachte er nicht als sinnvoll, weil damit kein Spielbetrieb auf Verbandsebene möglich sei.

Das sagt der Vorsitzende der TuS Mechernich

„Wir haben ein Problem. Das Problem heißt Hans-Peter Schick“, sagt Dr. Peter Schweikert-Wehner, der neben seinem Engagement für die TuS auch in der Mechernicher SPD aktiv ist. Der Verwaltungschef und Christdemokrat lasse die TuS bei der Sportplatzfrage am langen Arm verhungern.

Er favorisiere einen Platz im Stadtgebiet, verweist aber auch auf aktuelle Probleme mit den Anwohnern. „Es gibt zu wenig Parkplätze, und über die Lautstärke hat man sich auch schon beschwert“, so Schweikert-Wehner: „Die Infrastruktur der gesamten Anlage ist suboptimal. Da muss etwas passieren. Und darüber wüssten wir gerne schon vor Ende der Zweckbindung Bescheid.“

Das sagt der Abteilungsleiter Fußball bei der TuS

„Es waren sehr konstruktive Gespräche, die sich um eine gemeinsame Nutzung der Sportanlage in Kommern gedreht haben“, sagt Harald Hohmeier, Fußball-Abteilungsleiter bei der TuS Mechernich. Alles andere sei noch kein Thema gewesen. Es sei aber deutlich geworden, dass noch viele weitere Gespräche geführt werden müssten. „Allein schon wegen der Kapazität“, so Hohmeier: „Insgesamt wären es etwa 20 Jugend- und fünf Seniorenteams. Ein solcher Trainingsbetrieb ist nicht auf zwei Plätzen zu regeln.“

Thema im Ausschuss

Das Eifelstadion in Mechernich beschäftigt am kommenden Dienstag, 10. September, ab 17 Uhr die Mechernicher Politik. Die SPD hat einen entsprechenden Antrag im Stadtentwicklungsausschuss gestellt.

Die Genossen bitten die Verwaltung darum, sich zur Zukunft der Sportanlage am Johannesweg zu äußern.

Im SPD-Antrag wird die Verwaltung unter anderem aufgefordert zu prüfen, ob bei einem möglichen Neubau Fördermittel abgerufen werden können. Die Zweckbindung für das Eifelstadion läuft 2022 aus.

Zwar seien aktuell nur drei Seniorenmannschaft im Spielbetrieb (eine bei der TuS, zwei beim VfL Kommern), aber mittelfristig sollen es laut Hohmeier wieder mehr sein. „Es gab die Überlegung, eine gemeinsame zweite Mannschaft zu bilden, weil sowohl der VfL als auch wir personelle Probleme hatten, aber das war in der Kürze der Zeit nicht mehr möglich“, so der Abteilungsleiter. Ihm sei wichtig, dass der Fokus bei den Überlegungen nicht nur auf dem Fußball liege. „Im Eifelstadion haben wir eine Laufbahn, dort können Bundesjugendspiele stattfinden, die Schüler können zu Fuß zum Platz gehen. Nach Kommern müsste man mit dem Bus fahren“, so Hohmeier. Klar sei aber auch, dass die TuS eine sportliche Heimat brauche.

Das sagt Mechernichs Bürgermeister

„Die Politik hat sich noch gar keine Gedanken gemacht“, sagt Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick (CDU) und fügt hinzu: „Die TuS muss wissen, was sie will.“ Es spreche durchaus das eine oder andere Argument auch für das Eifelstadion – beispielsweise, dass es die einzige Sportstätte im Stadtgebiet ist. Ein neues Stadion im Stadtgebiet sei unrealistisch, so Schick.

Das Eifelstadion, in dem die TuS Mechernich ihre Heimspiele austrägt, könnte zu Bauland werden.

Da sei es viel realistischer, dass der VfL Kommern und die TuS Mechernich fusionierten. „Ich würde eine gemeinsame Lösung begrüßen. Für mich ist eine Fusion die naheliegende Lösung“, sagt der Bürgermeister. Er könne nicht verstehen, dass gerade die älteren Mitglieder sich vehement gegen einen Zusammenschluss wehrten, da eine Fusion die Zukunft der jüngeren Mitglieder sichere. Dass die Sportanlage in Kommern bei einer Fusion schnell an ihre Grenzen komme, sei absehbar, so der Verwaltungschef. Man müsse zwar Grunderwerb tätigen, aber er sehe nicht viele Argumente, die gegen eine Erweiterung der Anlage sprächen.

Der Sportplatz der Bundeswehr in Mechernich ist für Schick keine Option. „Darüber sprechen wir aktuell nicht. Solange die Bundeswehr hier in Mechernich ist, ist das ein Tabuthema.“

Das sagt der Vorsitzende des Stadtsportbundes

Elmar Esser skizziert drei mögliche Szenarien: Kommern und Mechernich fusionieren, die beiden Vereine gründen eine Spielgemeinschaft oder sie nutzen gemeinsam die Sportanlage in Kommern – als eigenständige Vereine. „Kommern und Mechernich zusammenzubringen, ist nicht einfach“, sagt der Vorsitzende des Stadtsportbundes.

Für ihn sei das Eifelstadion mitten in Mechernich das Nonplusultra. „Ansonsten ist im Stadtgebiet einfach kein Platz“, so Esser.

Als positives Beispiel führt der Stadtsportbund-Chef die Spielgemeinschaft Rotbachtal/Strempt an: „Etwas Besseres, als zusammenzuarbeiten, konnte beiden Vereinen nicht passieren. Daran können sich Mechernich und Kommern ein Beispiel nehmen.“ Er habe bei den bisherigen Gesprächen mit beiden Vereinen mit am Tisch gesessen. Dabei sei es vor allem um die Frage gegangen, was die Vereine bei einem Wegfall des Eifelstadions machen.

Das sagt der Vorstand der Jugendspielgemeinschaft

Stefan John ist Vorstandsmitglieder der JSG Mechernich/Feytal/Weyer. „Es besteht aus unserer Sicht aktuell keine Veranlassung, aktiv auf Kommern zuzugehen“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung. Es seien alle Möglichkeiten gegeben, dass die Jugendspielgemeinschaft weiter ihrer Arbeit nachgehen könne – und die sei in den vergangenen Jahren gut gewesen.

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Die ablehnende Haltung habe nichts mit dem VfL zu tun, sondern eher mit der eigenen Arbeit. Bis auf die A-Junioren seien alle Jahrgänge im Jugendbereich im Spielbetrieb – teilweise sogar doppelt. „Wir plädieren dafür, dass die JSG in der aktuellen Form erhalten bleibt“, erklärt John. (tom)