MedizinstudiumAngehende Chirurgen operierten in Mechernich Schweinefüße
Mechernich – Konzentriert gehen die jungen Leute an ihre Aufgabe. Sie bohren und klammern, sie nähen und gipsen. Ein wenig erinnert die Szenerie an einen Heimwerkerworkshop. Doch weit gefehlt. Denn im Kreiskrankenhaus üben Chirurgie interessierte Medizinstudenten, die praktischen Fähigkeiten, die für ihren Beruf notwendig sind. Gerade in der Chirurgie ist die Bedeutung handwerklichen Geschicks nicht zu unterschätzen.
Chirurgie erinnere ein wenig an das Kfz-Handwerk, pflegte einst ein Chirurg aus dem Odenwald zu sagen: Aufmachen und gucken, was nicht in Ordnung ist. Jan Weber, Oberarzt am Kreiskrankenhaus, muss lachen, als er das hört. „Ein wenig stimmt das schon, ich war schon immer handwerklich orientiert“, gesteht er.
„Chirurgie ist immer noch ein Handwerk“
Doch mittlerweile wissen die Operateure durch die verschiedenen bildgebenden Verfahren schon recht genau, was sie erwartet. „Man muss sich vorher sicher sein, was man tut“, sagt Weber. Das sei schon allein durch die Dokumentationen und Beratungen notwendig.
Aber eine Operation sei auch ein Prozess. „Chirurgie ist immer noch ein Handwerk, das muss trainiert werden“, so Weber. Zu seinen Studienzeiten sei die praktische Ausbildung kaum vorgekommen. Er selbst habe Glück gehabt, in einen Modellstudiengang geraten zu sein. Und heute seien die Praxis-Inhalte Standard.
Nähen, Knoten und Gipsen stehen auf dem Programm
Das Interesse der angehenden Ärzte an praktischer Erfahrung ist dennoch groß. 26 Studierende verschiedener Universitäten nehmen an dem Workshop teil. Seit sieben Jahren gibt es das Angebot, das gemeinsam mit dem Bund der Chirurgen realisiert wird. Nach Fachvorträgen von erfahrenen Ärzten des Krankenhauses stehen die praktischen Übungen auf dem Programm, bei denen die Studierenden das Gelernte mit den neuesten technischen Möglichkeiten in die Tat umsetzen können.
Immer wieder wechseln dabei die Themenfelder. „Im letzten Jahr hatten wir eine Thorax-Drainage, das war sehr interessant“, so Weber. In diesem Jahr stehen Naht und Knoten, minimalinvasive Chirurgie, Gipsen und die Osteosynthese auf dem Programm.
Dabei stellen auch externe Dozenten Geräte vor, die im Kreiskrankenhaus zum Einsatz kommen. Marcel Weber von der Firma DePuy Synthes lässt die Studierenden mit gespaltenen Bambusrohren üben, wie im Ernstfall gebrochene Knochen mit Schrauben fixiert werden. Fasziniert bohren die Workshop-Teilnehmer mit der kleinen Bohrmaschine Löcher, die nicht auf der anderen Seite des Holzes herauskommen dürfen – im Ernstfall wäre dort das Gewebe.
Im Nebenraum präsentiert Corinna Jaixen-Fiegen von der Firma Meditronic Geräte, mit denen aufwendige Klammernähte gesetzt werden. Mit zwei Zangen, die in eine nicht einsehbare Halbkugel führen, üben die Studierenden die minimalinvasive Chirurgie. Nur über Bildschirme sehen sie, wie sie kleine Stangen sortieren oder Fäden um Haken wickeln.
Das könnte Sie auch interessieren:
„Das ist ein bisschen wie ein Videospiel“, sagt Florian Plag, der noch etwas mit der Materie kämpft. Es sei anders, als er sich das gedacht habe, vielleicht sollte er seinen Spezialisierungswunsch doch noch einmal revidieren, überlegt er. Doch nach einigen Versuchen geht es besser. „Übungssache“, sagt er, während er die Schlinge um den Haken legt.
„Ich will Chirurgin werden“, sagt Ionna Tsuole. Sie habe sich daher gezielt für den Kurs angemeldet. Fasziniert betrachtet sie das Klammernahtinstrument, mit dem zur Probe Schwammtücher aneinander getackert werden. „So ein Gerät kriegt man sonst niemals in die Hand“, berichtet sie, bevor an der nächsten Station an Schweinefüßen das Vernähen von Wunden trainiert wird.
Von Operationen im Urwald bis zur Robotik
Auch Eckart Geyer ist angetan. Er ist aus Lübeck gekommen. „Generell freut man sich, was in der Praxis machen zu können“, sagt er.
„Es macht Spaß, es ist super“, wirbt Oberarzt Weber für seinen Berufszweig. Für den, der handwerklich geneigt sei, sei das ein befriedigender Beruf, der ein weites Feld biete – von Operationen im Busch bis zur Robotik. Es sei eine Synthese aus Wissenschaft und Technik. „Das Spektrum ist riesig, und der Lohn ist immens, denn man kann Menschen helfen“, schwärmt er.