MobilitätskonzeptEuskirchen will mit kleinen Schritten viel bewegen
Euskirchen – Jeder erzeugt Verkehr – aber keiner will ihn. Auf den Straßen sind immer mehr Fahrzeuge unterwegs. „Wo wird das enden? Sollen Kinder in Garagen spielen, weil sich Autos auf den Spielplätzen tummeln?“, heißt es zugespitzt in einer Mitteilung, mit der die Stadt Euskirchen auf ihr geplante Mobilitätskonzept aufmerksam macht.
Sie verfolgt damit das Ziel, „die negativen Auswirkungen des Verkehrs zu reduzieren und dennoch die Mobilität zu wahren“. Damit werde auch ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet.
15 000 Euskirchener befragt
Mit der Ermittlung der Grundlagen für besagtes Konzept begann die Stadt bereits 2017. Sie befragte 15 000 Euskirchenerinnen und Euskirchener zu ihrem Mobilitätsverhalten, etwa 3000 schickten Antworten zurück. Dabei kam heraus, dass 61 Prozent der Wege in Euskirchen mit dem Auto zurückgelegt werden (Mitfahrer einbezogen), 17 Prozent zu Fuß, 12 Prozent mit Bus und Bahn sowie 10 Prozent mit dem Fahrrad.
Verkehrsnetz wird unter die Lupe genommen
Im nächsten Schritt geht es nun darum, das bestehende Verkehrsnetz zu untersuchen und Defizite zu benennen, um am Ende der Bevölkerung Mobilitätsalternativen anbieten zu können. Dafür, so die Stadt, sei es unumgänglich, eine intelligente Verknüpfung aller Verkehrsmittel zu fördern.
„Wir wollen herausfinden, welche Anreize nötig sind, damit mehr Bürger auf Rad, Bus und Bahn umsteigen oder zu Fuß gehen“, sagte der Technische Beigeordnete Oliver Knaup, als er jetzt mit anderen Mitarbeitern der Stadtverwaltung sowie mit Herbert Eidam und Dirk Stein vom Kölner Planungsbüro Via das weitere Vorgehen erläuterte. Via gehört wie die Agentur Tippingpoints (Bonn) und die Rupprecht Consult GmbH (Köln) zu den externen Fachfirmen, mit denen die Stadt kooperiert.
Internet-Plattform bis Ende 2019 geöffnet
Das Mobilitätskonzept soll im Herbst 2021 fertig sein. Die Kosten belaufen sich auf rund 240 000 Euro. Davon werden etwa 90 000 Euro durch Zuschüsse des Landes abgedeckt.
Die Bevölkerung soll durch mehrere Beteiligungsformen angesprochen werden. So sind Infoveranstaltungen, Stadtspaziergänge und Radtouren vorgesehen. Verwaltung, Politik und lokale Experten in Sachen Verkehr werden sich kontinuierlich austauschen.
Die Plattform auf der städtischen Homepage ist bis Ende 2019 geöffnet. Den Zugang findet man auf der Startseite. (ejb)www.euskirchen.de
Anfang September hatten die Experten mit einer Verkehrszählung begonnen. An 69 Stellen im Stadtgebiet, meistens an größeren Knotenpunkten, so Eidam, installierten sie Kameras, die jeweils tageweise (dienstags oder donnerstags) die vorbeifahrenden Fahrzeuge registrierten. Der Datenschutz bleibe gewahrt, sagte Stein: „Die Kennzeichen werden nicht aufgenommen.“
Verkehrsmodell soll erarbeitet werden
Auf Basis ihrer Erhebung werden die Fachleute ein Verkehrsmodell erstellen. Es wird sie in die Lage versetzen, Veränderungen im Straßennetz, die sich als Empfehlung aus dem Konzept ergeben, im Vorfeld auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen.
Während die Zählung diese Woche endet, hat die dritte Phase der Datenermittlung gerade begonnen. Dabei setzen Via und die Stadt auf die Unterstützung der Bürger. „Es ist ein langer Weg. Wenn aber jeder einen kleinen Schritt macht, können wir viel bewegen“, sagte Knaup.
„Machen Sie mit! Wir planen die Mobilität der Zukunft“
Das Motto der zweiten Bürgerbeteiligung lautet deshalb „Machen Sie mit! Wir planen die Mobilität der Zukunft“. Die Verwaltung hat dafür auf ihrer Internet-Startseite eine Plattform freigeschaltet, auf der die Bürger Anregungen und Kritik formulieren können. „Man ruft dazu eine digitalisierte Karte des Stadtgebiets mit Zoom-Funktion auf. Über eine Leiste lassen sich Punkte markieren, zum Beispiel eine Kreuzung, an der nach Meinung des Nutzers ein Fußgängerüberweg fehlt“, sagte Eidam. Wer wolle, könne sein Anliegen illustrieren, indem er ein selbst geschossenes Foto von der betroffenen Stelle hochlade.
Änderungen der Buslinien?
Bürgermeister Dr. Uwe Friedl (CDU) kann sich auch vorstellen, dass Nutzer Änderungen bei den Stadtbuslinien vorschlagen, etwa neue Routen oder neue Takte. „Wichtig ist, dass keine banalen Mängel benannt werden wie ein Strauch, der in einen Radweg wächst. Dafür gibt es auf der Homepage der Stadt ein anderes Formular“, meinte Eidam.
Stadt hofft auf große Beteiligung
„Je größer die Beteiligung ist, desto aussagekräftiger werden die Schlussfolgerungen, die wir ziehen können – und desto besser wird das Mobilitätskonzept“, sagte der städtische Mitarbeiter Alexander Juffa und ergänzte: „Wir werden sicher nicht Tausende Rückmeldungen erhalten, aber jede einzelne ist wichtig.“