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Nach der LandratswahlGrüne würden Winckler gern für Kreis Euskirchen gewinnen

Lesezeit 4 Minuten
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Der unterlegene Landratskandidat von CDU, FDP und UWV, Johannes Winckler, hört zu, während Wahlsieger Markus Ramers (SPD) spricht. 

  1. Johannes Winckler ist in der Stichwahl zum Landratsamt von Euskirchen seinem Kontrahenten Markus Ramers (SPD) unterlegen.
  2. Doch viele im Kreistag geben die Hoffnung nicht auf, Winckler dennoch in den Kreis zu holen, als Ramers' Ständigen Vertreter.
  3. Das hat Winckler allerdings deutlich abgelehnt.

Kreis Euskirchen – Nein, sie hatten keinen schönen Abend. Ute Stolz (CDU), Hans Reiff (FDP) und Franz Troschke (UWV) mussten am Sonntag zusehen, wie der von ihnen favorisierte Landratskandidat Johannes Winckler eine bittere Niederlage einstecken musste – und sie mit ihm gleich mit.

Und dennoch: An ihrem Vorhaben, im Kreistag ein Bündnis zu bilden, ändere das nichts – auch wenn mit einem Landrat Winckler dieses zwei statt nun eine Stimme Mehrheit hätte. „Das klappt im Landtag ja auch seit Jahren“, blickt Reiff auf die knappe schwarz-gelbe Mehrheit in Düsseldorf.

Stolz appelliert an die Disziplin der Kreistagsabgeordneten

Stolz ist nach eigenem Bekunden klar, „dass wir dann sehr diszipliniert sein müssen“. Nicht auszudenken, wenn ein oder zwei Mitglieder bei einer Abstimmung fehlten und die vier AfD-Abgeordneten das Zünglein an der Waage spielen könnten – Thüringen lässt grüßen.

„Das darf nicht passieren“, sagt Reiff. So viele knifflige Entscheidungen würden aber im Kreistag nicht getroffen, zeigt sich Stolz gelassen. Eine aber ganz sicher: die Wahl des Nachfolgers von Manfred Poth. Und da haben die Beteiligten die Hoffnung auf Johannes Winckler noch nicht ganz aufgegeben.

Gratulation an Ramers auch von Martin Schulz

Wenn Ende 2020 oder Anfang 2021 bei der Kreis-SPD Vorstandswahlen anstehen, wird der gewählte Landrat Markus Ramers nicht mehr für den Vorsitz kandidieren. Als Landrat habe er eine gewisse Neutralitätspflicht, das lasse sich mit einem Parteivorsitz nicht vereinen.

Zu den Gratulanten gehörten Ex-SPD-Bundeschef Martin Schulz, SPD-Landeschef Sebastian Hartmann. Gerüchten, dass die Landespartei den Wahlkampf finanziell unterstützt haben, widerspricht Ramers: Mitgliederbeiträge, Abgaben der Mandatsträger sowie Spenden hätten die Wahlkampfkasse gefüllt. Warum sollte auch eine Landespartei ausgerechnet in den Kreis Euskirchen investieren, wo die SPD noch nie etwas Nennenswertes gewonnen hat?

„Als ich vor gut einem Jahr auf einem Bundesparteitag in einer Runde erzählt habe, dass ich im Kreis Euskirchen Landrat werden möchte, haben schon einige gelächelt“, erinnert sich der künftige Landrat. (sch)

Der hatte zwar vor der Stichwahl und dann noch mal am Wahlabend ausgeschlossen, Platz zwei im Kreishaus zu übernehmen. Aber sollte er es sich anders überlegen, liefe er einige offene Türen ein. „Wir würden auf jeden Fall darüber nachdenken“, so Reiff. Troschke, der dieser Personalie schon vor der Stichwahl einiges abgewinnen konnte, kann das auch nach der Wahl. Ute Stolz zeigt sich ebenfalls nicht abgeneigt.

Dickes Lob für Winckler von den Grünen

Das dickste Lob für Winckler kommt aber ausgerechnet von den Grünen, die der 49-Jährige offenkundig in Video-Gespräch zu grünen Themen überzeugt hat. „Gute Leute soll man nicht gehen lassen“, so der wiedergewählte Fraktionschef Jörg Grutke.

Ein Duo Ramers/Winckler in der Chefetage ist nach dem Wahlkampf, den beide gegeneinander führten, denkbar. Ramers muss ohnehin mit der Person arbeiten, die ihm der Kreistag auf den Posten wählt. Beide haben bei allen politischen Gegensätzen einen fairen Wahlkampf mit gegenseitigen Respekt geführt.

Wer im Streaming-Duell dieser Zeitung sah, wie sie deutlich, aber stets respektvoll über Kita-Beiträge oder die Nutzung der Eifelhöhenklinik stritten, dann aber erklärten , was sie am jeweils anderen schätzten, könnte zu dem Schluss kommen, dass Ramers sich Schlimmeres vorstellen könnte als Winckler im Nachbarbüro.

Wann das aber frei wird, ist noch nicht klar. Poth hat noch nicht erklärt, wann er in Pension gehen wird. Für Ute Stolz wäre es wünschenswert, wenn Poth noch einige Zeit dranhängen würde – natürlich nur, wenn Poth dazu bereit und das Vorhaben mit dem Beamtenrecht vereinbar wäre: „Es könnte nicht schaden, wenn ein neuer Landrat zunächst noch einen erfahrenen Mann an seiner Seite hätte.“

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Auch Ramers zeigte sich erfreut, dass er und Poth „noch für ein paar Monate“ zusammen arbeiten. Er könne sich auch vorstellen, dass danach wieder ein Allgemeiner Vertreter installiert würde. Das käme die Kommunen, die den Kreis über eine Umlage finanzieren, günstiger als ein Kreisdirektor.

Dass ein Landrat ohne eine politische Hausmacht im Kreistag gut und lange agieren kann, hat Noch-Amtsinhaber Günter Rosenke elf Jahre lang eindrucksvoll bewiesen. Auch wenn sich eine Mehrheit ohne Ramers’ SPD abzeichne, die Grünen würden Ramers notfalls gegen CDU/FDP und UWV helfen, so Grutke: „Wir werden ihm gegen diese Mehrheit zur Seite zu stehen.“