Nach Vorfall in Haltern am SeeWelche Folgen der Windrad-Einsturz in Euskirchen hat
Vlatten/Kreis Euskirchen – Von der 239 Meter hohen Maschine ist kaum etwas übrig: In einem Wald bei Haltern am See ist am Mittwoch ein Windrad eingestürzt. Warum die Anlage vom Typ N149 des Herstellers Nordex zusammenfiel, soll nun ein Gutachter herausfinden. Das Problem könnte aber nicht nur Windräder im Norden des Ruhrgebietes betreffen. Denn Anlagen des gleichen Typs sollen demnächst auch in der Eifel zum Einsatz kommen – beim Repowering des Windparks Vlatten.
Ob die Ereignisse von Haltern Auswirkungen auf den Park in Vlatten haben, ist unklar. Der Betreiber, die Gesellschaft Windpark Heimbach-Vlatten Nr. 21 aus Erkelenz, war für ein Statement am Freitag nicht zu erreichen.
Seit 2019 laufen Verhandlungen
Die Stadt Heimbach verhandelt bereits seit 2019 mit dem Betreiber über das Repowering. Gegen den Genehmigungsbescheid des Kreises Düren klagte die Kommune. Eine Einigung gibt es immer noch nicht. Geplant ist in Vlatten, die acht alten Windräder durch fünf neuere Modelle des Typs N149 zu ersetzen. Die Anlagen, die im Windpark errichtet werden sollen, haben eine Nabenhöhe von 125 Metern und einen Rotordurchmesser von 149 Metern. Mit einer Gesamthöhe von knapp 200 Metern sind sie zwar größer als ihre Vorgänger, aber kleiner als das eingestürzte Windrad in Haltern. Nach dem ursprünglichen Ablaufplan des Betreibers sollte schon in diesem Monat der Rückbau des alten Windparks vorbereitet werden. Die Stilllegung der Anlagen wäre für Dezember vorgesehen. Mit dem eigentlichen Rückbau will der Betreiber im Januar beginnen, parallel dazu sollen bis Juni die neuen Windräder gebaut werden. Im Juli 2022 sollen sie ans Netz gehen.
Auch im Windpark Kallmuth soll eine Anlage von Nordex gebaut werden. Allerdings handelt es sich bei dieser um das Modell N117 mit einer Gesamthöhe von rund 200 Metern. Der Erörterungstermin für die Anlage war ursprünglich für Januar geplant, wurde aber dann auf bisher unbestimmte Zeit verschoben.
Konkreten Handlungsbedarf sieht der Kreis Euskirchen noch nicht. Der Kreis gehe davon aus, dass die Ursachenforschung in Haltern noch dauern werde, sagt Kreissprecher Sven Gnädig. „Sollten sich durch den Vorfall Konsequenzen für Windkraftanlagen im Kreis Euskirchen ergeben, werden wir entsprechend handeln, etwa die Kontrollintervalle für die Anlagen anpassen.“ Doch vorher sei ein Erlass des Ministeriums abzuwarten. Die Wartung und Prüfung der Anlagen führt nicht die Genehmigungsbehörde durch, sondern der Anlagenhersteller oder von diesem beauftragte Serviceunternehmen. Gewartet werden Windräder in der Regel halbjährlich oder jährlich. Eine Prüfung des ganzen Bauwerks muss laut Bundesverband Windenergie alle zwei bis vier Jahre stattfinden.
Mehrere Vorfälle in der Region
In der Region gab es bereits mehrmals Vorfälle, bei denen Windräder zerstört oder beschädigt wurden. 2006 war eine Nordex-Anlage in einem Windpark südlich von Prüm betroffen: Ein rund 20 Tonnen schwerer Flügel krachte ohne erkennbaren Grund auf den Boden. Der Rotor brach zwei Meter oberhalb der Nabe an der dicksten Stelle. Im Fall streifte er noch den Turm, riss ein rund 80 Zentimeter tiefes Loch in die Erde, kippte zur Seite und zerbrach dann in seine Einzelteile. Ein Sprecher von Nordex sagte damals gegenüber dieser Zeitung, dass abgebrochene Rotoren selten, beschädigte häufig seien. Die Türme der Anlagen können nur durch große Kräfte zerstört werden, weil sie aus Stahlbeton bestehen. Die Flügel hingegen sind aus glasfaserverstärktem Kunststoff gefertigt und werden schon durch Blitzschlag beschädigt. In Schöneseiffen etwa wurden in der Vergangenheit durch Blitzschlag mehrere Flügel an Windrädern beschädigt, die dann ausgewechselt werden mussten.
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Auch andere Naturereignisse sorgen gelegentlich für Schäden an Windkraftanlagen. 2013 war ein Windrad in Vlatten während des Sturmtiefs Xaver abgeknickt und eingestürzt. Es war eines von acht im Windpark eines Landwirts. Inwieweit das Sturmtief für das abgeknickte Windrad verantwortlich war, fanden die Betreiber nicht heraus. Die eingestürzte Anlage in Vlatten sollte eigentlich Windgeschwindigkeiten von bis zu 180 Kilometern pro Stunde standhalten.