Nasser Spaß mit Corona-RegelnBadeseen im Kreis Euskirchen haben wieder offen
- Die Temperaturen steigen, genauso die Lust auf einen Sprung ins erfrischende Nass. Doch die Corona-Krise macht die SItuation an vielen Badeseen schwierig.
- Auch im Kreis Euskirchen haben die Betreiber der Seen so ihre Probleme
- Wir haben uns an de beliebten Gewässern im Kreis mal umgehört.
Kreis Euskirchen – Schwimmen an den Badestellen ist erlaubt – das gilt seit Mittwoch auch für die Badeseen im Kreis Euskirchen sowie am angrenzenden Rursee und Obersee. Doch nicht nur in der Gemeinde Dahlem raufen sie sich da die Haare: Wie soll man bei einem offen zugänglichen Areal von der Größe des Kronenburger Sees die Einhaltung der jetzt verlangten Corona-Hygieneregeln und Abstandsstandards kontrollieren?
Und das, wenn es beim für den Feiertag und das Wochenende vorhergesagten, frühsommerlichen Wetter voll wird – vielleicht sogar sehr voll? Also nichts wie raus an den Badesee dürfte es dann für viele heißen.
Kronenburger See
27 Hektar Wasserfläche umfasst der See, an einer Längsseite gibt’s Liegewiesen, ein 2,7 Kilometer langer Rundweg führt um das Gewässer. Zäune sind nicht vorhanden, bislang waren Parkgebühren die einzige Zugangskontrolle. Schnell ist klar: Solch eine Freizeitanlage ist nicht mit einem eingezäunten kleinen Freibad vergleichbar.
Das hatten sie zumindest bis Dienstag auch bei der Gemeinde Dahlem gedacht und auf eigene Regelungen für die Badeseen bei der Wiedereröffnung gehofft. Doch beim Land NRW spielte man den Ball zurück (siehe „Das Ministerium“). Also muss jetzt auch die Gemeinde Dahlem sehen, wie sie auf Liegewiesen, beim Gang zur Imbissbude oder zu den Toiletten die einzuhaltenden Sicherheitsabstände von zehn Quadratmetern pro Gast auf dem Grün und 1,50 Meter im Wasser sicherstellen kann. Zum Hygieneplan gehört auch, Desinfektionsmittel bereitzustellen. Einmalhandtücher und Seifen auf den Toiletten sind ohnehin Pflichtprogramm.
Die Gäste
„Eine Zugangskontrolle am Parkplatz, da hätte ich nichts dagegen. Meine Daten würde ich nennen. Wir sind doch froh, dass wir nach Wochen des Home-Office wieder an den See dürfen!“ Uwe Dingels und Linda Schröder freuen sich auf die Besuche am Kronenburger See. Schröder: „Ich bin lieber hier als in einem kleinen Freibad. Hier kann man sich doch wirklich aus dem Weg gehen.“ (sli)
Was in einem eingezäunten Freibad mit Kassenhäuschen einfach ist, ist am Kronenburger See schwierig: Die Kontrolle der Besucher, die Aufnahme der persönlichen Daten zwecks Dokumentation und Rückverfolgung der Kontaktpersonen im Falle einer Corona-Infektion. „Wir müssen sehen, wie wir das regeln. Der See bleibt erst einmal offen“, so Erwin Bungartz, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters. Gegebenenfalls will er auch die Anmietung eines privaten Sicherheitsdienstes zur Badegästekontrolle nicht ausschließen. Die Möglichkeiten eines kleinen Ordnungsamtes wie dem der Gemeinde Dahlem sind schließlich schnell erschöpft.
Auf Hochtouren laufen bei Stephan Vigano die Vorbereitungen für die um fast fünf Wochen verspätet startende Sommersaison. Er kehrt den breiten Steg seiner Segelschule. Täglich schleppt er auf dem Hänger ein Boot zum See, bis alle sieben vertäut sind. Auch für ihn kommt die Öffnungsoption etwas überraschend. Er brauche zehn bis zwölf Tage Vorlauf, bis der erste Kunde zum Törn starten kann. Und jetzt noch die Kundendaten sammeln? Und nach jeder Runde das Bötchen desinfizieren? „Wenn es nicht anders geht…“, sagt der Segelschulleiter, der den Theorieunterricht in den vergangenen Wochen per Videokonferenz geleitet hat. Besser als nichts, ist er überzeugt. Schließlich mussten die Ausbildungstörns vor Mallorca längst abgesagt werden.
Die Triathleten Finn Willars und Nicolas Kremer haben derweil gerade wieder eine Runde im See gedreht. „Im Neo geht das“, so Kremer und meint den Schutzanzug. 30 Minuten brauchten die Sportler des SV Gerolstein für die Rundstrecke. Hobbyschwimmer sind nicht in Sicht. Das ist wohl der einzige Trost für die beiden Triathleten, deren Wettkämpfe – unter anderem der „Eifel Hero“ in Freilingen – in diesem Jahr abgesagt wurden. Als „Einzelschwimmern“ war ihnen ihr Tun ohnehin immer erlaubt – der Sicherheitsabstand unterwegs ist kein Problem. Wer sie auf der 2,8 Kilometer langen Runde kontrollieren wollte, müsste ohnehin sehr schnell sein.
Freilinger See
Was am Kronenburger See für Hektik sorgt, steht Rolf Hartmann, Bürgermeister von Blankenheim, erst noch bevor. Mit einer vom Verwaltungsgericht Aachen bestätigten Allgemeinen Verfügung hat er den Freilinger See bis zum 31. Mai sperren lassen: Sonnen auf der Liegewiese ist erlaubt, Baden nicht. Auch, weil er noch nach einem Konzept für die Öffnung der Toilettenanlage an der „Seebar“ sucht. Die Sanitäranlage muss entsprechend den Auflagen zuverlässig häufig gereinigt und desinfiziert werden. Ist das gewährleistet, ist auch die DLRG mit der Badeaufsicht wieder vor Ort. Dann kann der Badebetrieb wieder starten.
Das Ministerium
Auf eigene Regelungen des Landes für die Badeseen haben die Zuständigen in den Rathäusern der Kommunen gesetzt. Doch auf Anfrage hat das NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales die Hoffnung zerstört.
„In den in die Landschaft gebauten Badeseen war das Baden als Einzelperson ja zu keinem Zeitpunkt verboten. Diese Seen mit abgetrennten Badebereich gelten als Freibäder im Sinne der Corona-Schutzverordnung. Den Kommunen steht es offen, wo es sachlich geboten ist, strengere Auflagen zu erlassen“, so das Ministerium. (sli)
Rursee
Vier Badestellen und Freibäder gibt’s am Rur- und Obersee . Am Naturerlebnisbad Einruhr und am Sonnenstrand Eschauel ist die Sache recht einfach: Hier wird Eintritt erhoben, die Einlasskontrolle ist gegeben. Am Naturfreibad Rurberg und der Badestelle in der „Neuen Mitte“ Woffelsbach aber gibt es diese Möglichkeiten nicht. Hier könnten nur die gebührenpflichtigen Parkplätze gesperrt werden. „Aber es wird doch eigentlich immer gebadet, wenn es die Temperaturen erlauben“, sagt Manfred Sauer aus Woffelsbach. Er sieht das Treiben an der terrassierten Badestelle als Anwohner fast täglich. Ähnlich sehen es Peter und Gudrun Offermann: „Die Badegäste halten bislang ja noch Abstand, aber wenn erst mal Sommerferien in NRW sind, dann ist da alles dicht!“ Das Ehepaar ist skeptisch, ob Verständnis und Bereitschaft, sich an die Abstandsregeln zu halten, noch lange vorhanden sind.
Seepark Zülpich
Genau darauf muss auch die Seepark Zülpich gGmbH, eine 100-prozentige Tochter der Stadt Zülpich, setzen. Pressesprecher Torsten Beulen sieht das, was da auf die Damen im Kassenhäuschen am Haupteingang, das Outdoor-Pflegeteam und das Personal der „Strandbude“ zukommt, mit einer gewissen Entspannung: „Wir hatten schon am vergangenen Wochenende an die 900 Besucher. Das hat gut geklappt.“
Da war das Baden aber noch verboten. Ein Zaun, der eigentlich den Anflug der Graugänse verhindern soll, wurde jetzt abgebaut. Der Zugang zum Flachwasserbereich ist frei. Jetzt muss der Bademeister auch einen Blick für 1,50 Meter Abstand zwischen den Schwimmern auf rund 7000 Quadratmeter Wasserfläche haben.
Das Seepark-Team hatte aber noch eine ganz andere Aufgabe auf die Schnelle zu lösen: Da Duschen und Umkleiden bis auf Weiteres geschlossen bleiben müssen, wurde kurzfristig eine Stranddusche installiert.