Durch Corona dezimiertNur eine kleine römische Legion in Nettersheim

Für die Kampftechniken der Römer in der Spätantike interessierte sich auch Franz-Peter Mauel (2.v.l.).
Copyright: Stephan Everling
Nettersheim – Ein wenig erinnerte das Römerlager am Samstag tatsächlich an die Widrigkeiten, mit denen sich die römischen Truppen in der Antike auseinandersetzen mussten. Denn nicht nur feindliche germanische Stämme bereiteten Schwierigkeiten, sondern auch immer wieder Krankheiten.
Ähnlich erging es den „Trucensimani“, der Gruppe vom Niederrhein, die die Gebräuche und Handlungen der römischen Soldaten der Spätantike wieder zum Leben erwecken. Corona machte es unmöglich, das eigentlich geplante Römerlager zu realisieren.
Über die Gepflogenheiten der Römer informiert
Stattdessen kamen drei Teilnehmer an den Steinrütsch nahe der ausgegrabenen Siedlung Marcomagus, um über Gepflogenheiten im römischen Reich zu informieren.
Der personellen Unterbesetzung entsprechend wurde kein festes Programm geboten, Schaukämpfe und Vorführungen mussten ausbleiben. Doch für die an der römischen Geschichte Interessierten boten sich umso mehr Möglichkeiten, mit den Akteuren ins Gespräch zu kommen und über den Gebrauch der verschiedenen Waffen informiert zu werden.
Besucher in die Tricks des Kriegshandwerks eingeweiht
Wie Franz-Peter Mauel aus Zingsheim, der sich eingehend von Tristan Koehn in die kleinen Tricks des Kriegshandwerks einweihen ließ. So bot der runde Schild, der in der Spätantike bei den römischen Truppen den vorher üblichen rechteckigen Schild abgelöst hatte, zahlreiche Möglichkeiten, nicht nur in der Defensive, sondern auch als Angriffswaffe benutzt zu werden.
Wie die Angreifer ihre Waffen einzusetzen wussten, demonstrierte Koehn. So war es möglich, mit den Widerhaken an der Speerspitze einen Gegner an seinem Kettenhemd aus der Formation zu ziehen und so einen Angriffspunkt zu schaffen.
Schriftliche Quellen stehen nicht zur Verfügung
Schriftliche Quellen dazu gebe es nicht, so Koehn: „Da schreibt kein Mensch drüber.“ Allerdings gebe es Schriften über Kampftechniken der Wikinger einige Jahrhunderte später, die mit der Spitze ihrer Äxte auf genau diese Weise die feindlichen Linien gesprengt hätten, indem sie die Gegner aus dem Schildwall herauszogen.

Viel kleiner als geplant, aber sehr informativ war das Lager der römischen Legion für die Besucher in Nettersheim.
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„Wir probieren solche Sachen aus“, sagte er. Insofern seien die Kampfvorführungen auch kein Klamauk oder Unterhaltung, sondern Experimente und der Versuch, zu erfahren, wie die Waffen bei den römischen Truppen eingesetzt worden seien. „Dazu besprechen wir uns auch mit Archäologen“, sagte er.
Bücher lesen reichte irgendwann nicht mehr
Denn vieles sei noch unbekannt. Etwa, ob die oft gesehene Darstellung von Gladiatoren, die einen Rundschild auf dem Bein halten, eine Ruheposition sei oder eine Kampftechnik. „Ich finde es sehr bequem, so einen Schild zu halten“, so Koehn.
Aus Geschichtsinteresse sei er zu diesem Hobby gekommen: „Bücher lesen reicht irgendwann nicht mehr, dann willst Du es ausprobieren.“ Er wolle experimentieren und die Geschichte verstehen. Wenn die Menschen gute Fragen stellen – wie in Nettersheim – mache das Spaß. „Manche Leute stellen so blöde Fragen, etwa, ob die Römer schon das Feuer gekannt hätten. Da macht es keinen Spaß“.
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Zwischen Kelten, Franken und Römern sei er geboren, sagte der Mauel schmunzelnd. Er habe großes Interesse an der römischen Geschichte: „Die hat mit ihren Stadtgründungen und der Kriegsmaschine noch Auswirkungen bis heute.“ Das sei zum Beispiel bei der Sprachgrenze zum Moselfränkischen zu sehen, die der Vinxtbach bei Bad Breisig seit den römischen Zeiten gebildet habe.