Duotherm115 Mitarbeiter stellen in Zingsheim individuelle Rollladenkästen her
Nettersheim-Zingsheim – Wer am Zingsheimer Gewerbegebiet vorbeifährt, wird seinen Blick vielleicht kurz auf das Firmengebäude mit dem markanten Schriftzug „Duotherm“ lenken. Und dann mag er sich fragen, was dort in dem silberfarbenen Gebäude eigentlich hergestellt wird. Dabei ist es gar nicht mal unwahrscheinlich, dass viele Kreisbürger am Morgen ein oder mehrere Produkte der Firma benutzt haben, ohne es zu wissen.
Denn der Name „Duotherm“ findet sich nicht im Einzelhandel. „Wir verkaufen nicht an Endabnehmer“, sagt André Barth, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Firma. In der Regel könnte dieser auch nicht viel mit so einer Lieferung anfangen. Denn Duotherm liefert Rollladenkästen, fertig montiert, so dass die Fachbetriebe sie direkt weiterverarbeiten und einbauen können. „Die Vorschriften sind durch die Gesetzgebung immer komplexer geworden“, sagt Barth.
1999 hat er die Firma „Duotherm“ gegründet, nachdem er seit 1987 mit einer Handelsvertretung in der Branche tätig war. „Das, was wir machen, hat früher der Fensterbaubetrieb gemacht“, so Barth. Heutzutage kaufen die Fensterhersteller Rollläden mit ihrem Schriftzug ein – bei Duotherm in Zingsheim. „Wir sind die verlässliche Werkbank der Fensterbauer“, beschreibt Barth das Verhältnis zu den Kunden. „Als wir hier angefangen haben, musste es schnell gehen“, so Barth weiter – die Nachfrage sei da gewesen, genauso, wie die ersten Kunden. So wurde in dem Gewerbegebiet Zingsheim kurzerhand eine Halle auf die grüne Wiese gesetzt. An die Fertigungshalle wurde später ein Verwaltungstrakt angeschlossen, zu dem ein modernes Schulungszentrum gehört.
Unkompliziertes Betriebsklima
Der gebürtige Tondorfer Barth ist ein typischer Eifeler, der gerne lacht. So ist das Betriebsklima unkompliziert. „Wir haben ein super Team“, schwärmt Barth von seinen Mitarbeitern. Das vertraute Du gehöre dementsprechend zum Umgangston.
Das Geschäft von Duotherm klingt zwar unkompliziert, doch es erfordert eine ausgeklügelte Logistik. Sechs Meter lange Aluprofile werden angeliefert und nach den Angaben der Betriebe als Maßanfertigung konfektioniert. „Es gibt keine Norm, jeder Kasten wird individuell gefertigt“, erzählt Barth.
Direkt nach der Fertigstellung werden die Rollladenkästen verpackt und auf den Tag genau geliefert – das erspart zwar Lagerkosten, ist aber eine Herausforderung, die nur über maßgeschneiderte Computertechnik geleistet werden kann. Morgens erhält jeder Mitarbeiter digital eine Liste mit den Maßen und der Technik der Kästen, die er produzieren muss. Abends rollen die Laster vom Firmengelände und liefern die Waren aus.
Damit die Auslieferung reibungslos klappt, hat die Spedition einen Mitarbeiter abgestellt, der seinen Arbeitsplatz im Haus von Duotherm hat.
Hinter den Werktoren von Duotherm verbirgt sich noch eine handfeste Überraschung. Denn in dem Trakt, der das Verwaltungsgebäude und die Herstellung miteinander verbindet, stößt der Besucher unvermutet auf ein Tondorf im Kleinformat. Im Krämerladen etwa gibt es frisches Obst, das sich die Mitarbeiter nehmen können . Bauernhöfe und vor allem eine Kirche, die als Vorbild St. Lambertus, die Tondorfer Pfarrkirche hat, stehen hier, als wäre es ein Außenposten des Freilichtmuseums. „Das habe ich hier extra einbauen lassen“, sagt der 52-jährige Barth und lacht verschmitzt. Hinter den Fenstern in den Fachwerkfassaden herrscht jedoch reger Betrieb. „Wir haben mittlerweile überall Arbeitsplätze eingerichtet“, so Barth.
Für seine Kunden hat er in diesem Jahr ein Schmankerl parat. Da seine Belegschaft aus vielen Ländern der Welt kommt, durfte jeder Landesvertreter sein Lieblingsrezept aufschreiben. So entstand ein liebevoll gestaltetes, internationales Kochbuch. Natürlich durfte die Eifel nicht fehlen. Barth: „Ich habe das Knudeln-Rezept meiner Großmutter beigesteuert, heute noch mein Lieblingsgericht.“
Das Unternehmen
Der Name „Duotherm“ sei aus der Not geboren, sagt André Barth lachend. Eigentlich sollte die Firma „Eurotherm“ heißen, aber der Name war belegt. „Ich habe einen Kasten entwickelt, der sowohl in Neubauten als auch in Sanierungen verwendet werden kann“, begründet er das „Duo“. Der damals entwickelte Kasten „Thermo NB“ habe sich am Markt durchgesetzt.
Der Umsatz der Duotherm GmbH für 2018 wird laut Barth geschätzt bei rund 24 Millionen Euro liegen. In der Woche produziert der Zingsheimer Betrieb mit insgesamt rund 115 Mitarbeitern etwa 2500 Rollladen. „Ein großer Fensterbauer benötigt vielleicht 100 Rollläden in dieser Zeit. Neben normalen Kästen werden auch gedämmte Kästen aus Styropor in einer gesonderten Fertigungsstraße gebaut.
Aufgekauft wurde im Oktober der Geschäftspartner „Innoroll“ in Herborn. Dort sind 35 Mitarbeiter tätig. „Der Standort bleibt erhalten, aber die Produktlinien werden neu strukturiert“, berichtet Barth. Durch die Fusion werde der Gesamtumsatz auf etwa 27 Millionen Euro steigen.
Das größte Problem für die Firma sei der Mangel an Arbeitskräften. Selbst Zeitarbeitsfirmen könnten da nicht mehr aushelfen. So hat Duotherm neben Flüchtlingen auch Arbeiter aus Rumänien angeworben. Um die Sprachprobleme zu bewältigen, werden von der Firma samstags Deutschkurse angeboten. (sev)