Das vor zwei Jahren gegründete Euskirchener Unternehmen Medidama, das bisher Corona-Tests durchführte, übernimmt den Brandsicherheitswachdienst für die Flüchtlingsunterkunft in der früheren Eifelhöhen-Klinik in Marmagen.
Eifelhöhen-KlinikEuskirchener Firma sorgt für Brandsicherheit in Flüchtlingsunterkunft
Vor ziemlich genau zwei Jahren haben Daniel Pöthmann und Markus Birkenheuer das Unternehmen Medidama gegründet. Allein im vergangenen Jahr haben sie nach eigenen Angaben mehr als 60 000 Corona-Tests im Kreis Euskirchen durchgeführt – beispielsweise auf dem Parkplatz des Reals in Euskirchen.
Nun wartet die nächste Herausforderung auf die beiden Dom-Escher. Spätestens zum 8. März stellt das Unternehmen die Brandsicherheitswache in der ehemaligen Eifelhöhen-Klinik in Marmagen. Seit Anfang Januar sind dort im Auftrag der Bezirksregierung Köln Geflüchtete untergebracht.
Zahl der untergebrachten Geflüchteten wird auf 500 ansteigen
Betrieben wird die Flüchtlingsunterkunft vom Deutschen Roten Kreuz (DRK), das aktuell den Brandsicherheitswachdienst durch eigene, geschulte Kräfte sicherstellt. Sobald eine externe, professionelle Brandsicherheitswache vor Ort ist, gehen die Verantwortlichen davon aus, dass die Zahl der Geflüchteten auf bis zu 500 ansteigen wird. Derzeit sind es nach Informationen dieser Zeitung knapp die Hälfte.
Nun haben sich Pöthmann und Birkenheuer nach eigenen Angaben selbst ein Bild vor Ort gemacht. „Geiles Team und gute Leute. Es ist alles top. Wir freuen uns auf die Aufgabe“, sagt Pöthmann, der nach eigenen Angaben ein Team von etwa 50 bis 60 Mitarbeitern benötigt, um die Brandsicherheitswachen gewährleisten zu können. Wie groß das Team letztlich wird, hänge davon ab, wie viele Festangestellte und wie viele Mini-Jobber dabei sein werden.
Mitarbeiter-Team war bisher für Corona-Tests eingesetzt
Laut Pöthmann hat das Unternehmen den Mitarbeiterpool innerhalb von nur einer Woche auf mehr als 35 ausgebaut – davon fünf, die Vollzeit arbeiten wollen. Alle benötigen ein erweitertes Führungszeugnis. „Wir haben praktisch bei null angefangen. Nun sind wir schon ein großes Stück weiter. Unser Team kommt nun aus dem gesamten Kreis Euskirchen“, sagt Birkenheuer.
Die Motivation für die Herausforderung: das Medidama-Team. „Wir hätten es sehr schade gefunden, wenn wir unsere Angestellten nach dem Ende der Corona-Tests hätten vor die Tür setzen müssen“, so Pöthmann. Da zahlreiche ausgebildete Feuerwehrleute auch Corona-Tests genommen hätten, sei die Idee gekommen, den Hut für die Brandsicherheitswache in den Ring zu werfen.
Doch was erwartet das Unternehmen und was für Aufgaben haben die Mitarbeiter? Aktuell werden laut Birkenheuer zwei Feuerwehrleute und mindestens ein Truppführer benötigt, um die Brandsicherheitswache zu gewährleisten. „Wir sind vornehmlich nicht für die Brandbekämpfung zuständig“, erklärt Pöthmann. Mal einen brennenden Mülleimer löschen oder einen möglichen Mikrowellenbrand bekämpfen – das sei alles überhaupt kein Problem und selbstverständlich.
Die eigentliche Aufgabe der Brandsicherheitswache sei, zu kontrollieren, ob die Flucht- und Rettungswege frei sind. Und im Ernstfall die Flüchtlingsunterkunft zu evakuieren.
Gerade zu Beginn des Jahres, als die ehemalige Eifelhöhen-Klinik als Flüchtlingsunterkunft an den Start gegangen ist, löste die Brandmeldeanlage oft aus. Mehrmals in der Woche rückte die Feuerwehr aus, um dann festzustellen, dass es mal wieder ein Fehlalarm war.
Seit dem 10. Januar waren es laut veröffentlichter Einsatzstatistik der Nettersheimer Feuerwehr insgesamt 18 Alarmierungen durch die Brandmeldeanlage. So sprang die Anlage sogar an, weil ein Security-Mitarbeiter zu heiß geduscht hatte. „Das Problem war und ist, dass die Anlage sehr sensibel reagiert und sehr schnell auslöst“, sagt Pöthmann. Das liege aber auch daran, dass die Nutzung der ehemaligen Reha-Klinik nun eine andere sei. Damals seien die Zimmer anders genutzt worden.
„Wenn du einen bettlägerigen Patienten hast, ist das etwas anderes als ein Zimmer, in dem eine geflüchtete Familie lebt“, so Pöthmann. Mittlerweile habe es sich eingependelt, sagt ein Marmagener CDU-Politiker, der namentlich nicht genannt werden möchte. Nach Informationen dieser Zeitung ist es technisch möglich, dass es zunächst eine Art internen Alarm gibt. Erst wenn dieser nach einer gewissen Zeit nicht weggedrückt wird, alarmiert die Einsatzleitstelle im Kreishaus die Feuerwehr. Ein solches Vorgehen muss aber mit dem Betreiber und dem Kreis Euskirchen abgestimmt werden.
Um für kleinere Löschmaßnahmen vorbereitet zu sein, wollen Birkenheuer und Pöthmann ein Kleinlöschgerät für die Flüchtlingsunterkunft besorgen, das größer ist als ein handelsüblicher Feuerlöscher.
DRK Euskirchen und Medidama richten sich auf längeren Einsatz ein
Das ist aber nicht das einzige, was die Geschäftsführer besorgen wollen. Für die Angestellten soll es einheitliche Kleidung geben. „In allen Gesprächen mit den Mitarbeitern haben wir betont, dass sie zu Beginn flexibel sein müssen“, sagt Pöthmann, der als Oberbrandmeister auch selbst viele Schichten schieben will.
Der Vertrag mit Medidama läuft zunächst bis Ende April – genau wie der des DRK für die Flüchtlingsunterkunft. Sowohl Pöthmann als auch Rolf Klöcker als Geschäftsführer des Kreis-DRK gehen davon aus, dass der Vertrag bis Ende des Jahres verlängert wird. Auch, weil in den vergangenen Wochen die Zahl der Geflüchteten in Marmagen bereits stetig gestiegen ist. Und damit der Bedarf vorhanden ist.
Kölner Bezirksregierung spricht vom maximal 749 Geflüchteten
Doch was ist, wenn die Brandsicherheitswache personell aufgestockt werden muss, wenn noch mehr Geflüchtete kommen? Maximal spricht die Bezirksregierung von 749 Menschen. „Dann müssen wir schauen, wie und ob wir das gestemmt bekommen“, sagt Pöthmann.
Nach Angaben des Kreises Euskirchen ist offen, ob die Zahl der Feuerwehrleute bei der Brandsicherheitswache abhängig von der Zahl der Geflüchteten ist. „Wenn mehr Geflüchtete untergebracht werden sollen, muss die Bezirksregierung über ihren Brandschutzgutachter darlegen, wie sie den Brandschutz sicherstellen möchte – also wie viele Mitarbeiter nötig sind“, sagt Wolfgang Andres, Pressesprecher des Kreises.
Landesregierung NRW machte eine Rolle rückwärts
Dass die ehemalige Eifelhöhen-Klinik als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden könnte, kam vor etwa einem Jahr erstmals ins Gespräch. Die Bezirksregierung Köln hatte das Gebäude in Marmagen als Puffereinrichtung für Geflüchtete aus der Ukraine ins Visier genommen.
Ursprünglich war ein Start Ende April angestrebt, doch nach vielem Hin und Her verzögerte sich der Beginn immer wieder. Letztlich trennte sich die Bezirksregierung vom ursprünglichen Betreiber. Das Land verabschiedete sich sogar von der Idee komplett, bevor die Rolle rückwärts folgte. Seit Januar ist nun das Deutsche Rote Kreuz Betreiber der Flüchtlingsunterkunft, in der nicht nur Menschen aus der Ukraine untergebracht sind. Für die Zuteilung ist die Bezirksregierung Arnsberg zuständig.