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Holzcampus EifelFünf Millionen für das Bauprojekt in Nettersheim

Lesezeit 3 Minuten

Auf dieser Industriebrache in Nettersheim soll der Holzcampus mithilfe passender Fördermittel errichtet werden.

Nettersheim – Die Idee ist rund zehn Jahre alt, doch auf einmal gewinnt sie neue Aktualität. Im Zusammenhang mit dem Strukturwandel im Rheinischen Revier soll nun tatsächlich in Nettersheim das Projekt „Holzcampus Eifel“ realisiert werden. Am Dienstagabend votierte der Ausschuss für Entwicklung und Bau der Gemeinde dafür, das Vorhaben zur Förderung anzumelden und den notwendigen Betrag für den ersten Bauabschnitt von 1,5 Millionen Euro im Haushalt des Jahres 2020 einzuplanen.

„Wo ist die Ziege?“

„Ist da auch meine Ziege drauf?“, fragte Bürgermeister Wilfried Pracht spontan, als der Vorsitzende der UNA-Fraktion, Franz-Josef Hilger, mit einem Zeitungsausschnitt an Ereignisse vor zehn Jahren erinnerte. Als Pracht im Winter 2009/10 an die Elfenbeinküste gereist war, um mit dem ivorischen Minister Moussa Dosso über die Möglichkeiten einer Kooperation in nachhaltiger Holzwirtschaft im damals schon geplanten Campus zu sprechen, erhielt er das Tier als Gastgeschenk. „Wo ist die Ziege?“ war denn auch die nicht ganz ernst gemeinte Frage von Hilger.

Im Kern geht es bei der Angelegenheit, mit der sich der Rat der Gemeinde in dieser Sitzungsperiode zu befassen hat, darum, das Millionenprojekt zu reaktivieren, das vor Jahren auf Eis gelegt wurde. Rund eine halbe Million Euro, so Pracht, seien bereits eingesetzt worden, um die Industriebrache an der Urftstraße bebaubar zu machen.

Kommune soll zahlen liefern

Ein Erbbaurecht sei erworben und die alten Gebäude abgetragen worden. Zudem existiere ein gültiger Bebauungsplan für den Bereich. „Hartnäckigkeit zahlt sich aus“, so Pracht. Nettersheim sei mit dem Holzcampus Eifel eine der wenigen Kommunen, die schon morgen den ersten Spatenstich realisieren könnten. „Das ist ein Glücksfall für uns“, freute er sich. Vom Wirtschaftsministerium NRW sei die Kommune gebeten worden, konkrete Zahlen zu liefern, damit das Projekt in der ersten Förderphase bei dem Geldgeber für den Strukturwandel im Rheinischen Revier angemeldet werden könne.

Denn mit dem Holzcampus war Nettersheim einer der wenigen Akteure, bei denen ein umsetzungsreifes Projekt in der Schreibtischschublade schlummerte, das nur noch auf die richtige Förderkulisse wartete. Durch einen Architektenwettbewerb, der damals stattfand, liegt sogar ein Gestaltungsentwurf vor (siehe auch „Die Idee“).

Förderquote steht noch nicht fest

Auf fünf Millionen Euro wird die Summe veranschlagt, die bis 2023 zur Realisierung des Holzcampus benötigt wird. Wie hoch dabei die Förderquote sein werde, stehe noch nicht fest, teilte der Allgemeine Vertreter des Bürgermeisters, Norbert Crump, mit. „Wir wollen in den Gesprächen mit dem Fördergeber eine sehr, sehr hohe Förderung erreichen“, ließ er durchblicken. Mit dem Projekt Holzcampus sei die Gemeinde mit einem starken Thema unterwegs. Nun suche man Kooperationspartner wie etwa die Energieagentur Eifel, die seit einigen Jahren ihren Sitz im Bürogebäude Schmitz an der Urftstraße habe. „Wir machen die Hausaufgaben und sorgen für die optimale Finanzierung“, so Crump.

Was aber nun aus dem ivorischen Gastgeschenk geworden ist, wusste Pracht nicht zu sagen: „Wo die Ziege geblieben ist, weiß ich nicht. Ich war nicht mehr da.“

Die Idee

Unter der Ägide des ehemaligen Leiters des Regionalforstamtes Horst-Karl Dengel bildete sich im Jahr 2008 mit dem Trägerverein „Wald und Holz Eifel“ das „HolzCluster Eifel“, das sämtliche Akteure in der holzerzeugenden und –verarbeitenden Branche umfasste.

Der Holzcampus Eifel sollte als Ausstellungs-, Bildungs- und Informationszentrum dienen.

Den damals ausgeschriebenen Architekturwettbewerb gewann das Münchener Architekturbüro Pfletscher und Steffan.

Die Planungen sahen auf dem rund neun Hektar großen Gelände eine Ausstellungshalle von rund 2240 Quadratmetern sowie Büro- und Seminargebäude vor. (sev)