AboAbonnieren

Bürgermeister lädt einIn Nettersheim wird der Rathaussturm clever verhindert

Lesezeit 2 Minuten
Karnevalisten stehen auf der Bühne und singen.

Dürfen beim närrischen Empfang der Gemeindeverwaltung auf keinen Fall fehlen: Die Rathausschwalben sorgten mit ihren Gesangsdarbietungen für tolle Stimmung.

Alaaf, Wau Wau, Helau und de Hals eraf: In Nettersheim sind nicht nur die Karnevalsrufe etwas anders, auch die Machtübernahme der Jecken ist es.

So manches wird in der Gemeinde Nettersheim anders gehandhabt als anderswo. So haben sich nicht nur die fünf Karnevalsgesellschaften der Gemeinde zu einem gemeinsamen Zug zusammengefunden, auch der Rathaussturm funktioniert hier andersrum. Wenn anderswo die Karnevalisten ins Rathaus einziehen, macht sich in Nettersheim die Verwaltungscrew auf, entert einen Karnevalssaal und lädt zum Prinzenempfang ein.

Und statt „dreimol Alaaf“ heißt es „Zengsem Alaaf“, „Neddeschem Wau Wau“, „Engelgau Helau“, „Märmare Alaaf“ – und schließlich kommt Tondorf mit seinem „Alaaf, Alaaf, de Hals eraf“.

Nettersheimer Bürgermeister hat mit Amazon zu kämpfen

Vom Holzkompetenzzentrum, das sich noch im Stadium der Wiederherstellung nach der Flut befindet, zog die Veranstaltung zur Machtübernahme der Jecken ein paar hundert Meter weiter in den Nettersheimer Dorfsaal .

Dschungeltollität oder Gummibaum? Der Nettersheimer Bürgermeister Norbert Crump.

Dschungeltollität oder Gummibaum? Der Nettersheimer Bürgermeister Norbert Crump.

Mit einigen Widrigkeiten hatte Norbert Crump bei seinem ersten Empfang seit seiner Wahl zum Bürgermeister zu kämpfen. „Eigentlich wollte ich als Prinz kommen, aber Amazon hat versagt...“, verriet er. Stattdessen hat er ein drei Jahre altes Outfit reaktiviert, einen Anzug mit bunten Gummibaumblättern. „Es hat schon einer gewitzelt, ich würde als Dschungelkönig gehen, dann bin ich doch eine Tollität“, so Crump.

In Zingsheim gibt es doch noch eine Prinzessin

Damit hätte er die Riege der Nettersheimer Tollitäten verstärkt, die zunächst nur aus Prinz Willibert I. von den Marmagener Löstig Jonge bestanden hatte. Doch unversehens hatte sich in Zingsheim doch noch eine Wiederholungstäterin gefunden. Prinzessin Christiane I., 2008 im Dreigestirn, entschloss sich spontan, nochmal anzutreten.

So wurde die Kindersitzung unverhofft zur Proklamationsveranstaltung. „Ich habe gesagt: Wenn das Kleid noch passt, dann mache ich es“, berichtete sie. Zwar hatte das Kleid gepasst, doch letztendlich hatte sie sich doch zu einem neuen Outfit entschlossen, das sie am Samstag in Dreiborn besorgte.

Eine Musikerin trägt ihr kleines Kind auf dem Rückem.

Karnevalsmusik geht auch mit kleinen Kindern: Lena Poth spielt die Querflöte in der „K’pelle Unterwegs“. Eines ihrer drei Kinder hatte sie kurzerhand auf den Rücken geschnallt.

Durchs Programm führten Uschi Mießeler und Stefan Grieshaber. Der Allgemeine Vertreter hatte mit dem Outfit eines Sitzungspräsidenten auch dessen Souveränität übergestreift. „Wer alles plant, ist nur zu faul zum Improvisieren“, sagte er, als der Karnevalsverein Engelgau das Konzept gleich zu Beginn über den Haufen warf und mit den Engelgauer Musikanten und der Tanzgarde auf die Bühne marschierte.

Fester Bestandteil sind die „Rathausschwalben“, der Chor der Verwaltungsmitarbeiter, die mit ihren Liedern für Stimmung sorgten. Die musikalische Begleitung der Sitzung besorgte die „K’pelle unterwegs“ unter Leitung von Pascal Mauel.