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Kreatives HobbyNettersheimer haucht alten Fachwerkbalken neues Leben ein

Lesezeit 3 Minuten
Winfried Dederichs

Jede Menge Nägel muss Dederichs zuweilen aus den Balken herausholen.

Roderath – Der ehemalige Nettersheimer Wehrführer Winfried Dederichs (68) ist seit vier Jahren im Ruhestand. Das bedeutet nicht, dass er untätig ist: Vor fünf Jahren hat er seine kreative Ader entdeckt. Fachwerk-Eichenbalken – viele sind Hunderte von Jahren alt – schenkt er neues Leben in Form von dekorativen Raumobjekten. Die können sich durchaus sehen lassen, etliche dienen derzeit schon in vielen Wohnungen oder Gärten als stimmungsvoller Blickfang.

Angefangen hat alles bei einem Trip nach Hamburg. Auf einem Museumsschiff habe er eine Ausstellung mit hochwertigen Stelen gesehen, erinnert sich Dederichs. Da machte es plötzlich „klick“ bei ihm. „Mensch, das könntest du doch auch machen“, sei ihm da durch den Kopf gegangen.

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Wie viele Formen Holz annehmen kann, zeigt sich beim „Kölner Dom“, der auch zur Sammlung gehört.

Anfangs habe er auch Lehrgeld gezahlt, erinnert er sich. Ziel war es, einen Großteil der durch den Verkauf der Stelen erzielten Einnahmen an die Hilfs-Organisation „Rumänien Sunshine“ zu spenden. Zunächst habe er nicht gewusst, was bei möglichen Interessenten für seine Raumobjekte überhaupt ankommen könnte. „Was passt im Garten, was in der Wohnung?“, fragte er sich. Nach und nach habe er einen Sinn dafür bekommen, was gefallen könnte. „Mittlerweile habe ich ein ganz schönes Sortiment zusammen“, sagt er stolz.

Bei Abrissarbeiten alter Häuser oder Scheunen wird Dederichs hellwach und sichert sich die alten Balken. „Wenn Winfried ein Stück Holz in der Hand hat, weiß ich: Aha, jetzt ist er wieder beschäftigt“, lächelt seine Frau Wilhelmine. „Jedes Holzstück ist anders“, erklärt Dederichs seine Faszination. Wenn er im „Knorrenkeller“, einem ehemaligen Rübenlager, einen Holzbalken bearbeite, müsse er zunächst von Schmutz, Putz, Draht oder Nägeln befreit werden. „Ich hatte mal einen Balken, in dem steckten über 450 Hufnägel. Die hab’ ich alle rausgezogen.“ Gerade wegen der vielen Löcher habe der Balken nach der Säuberungsaktion „eine wahnsinnig schöne Struktur“ besessen.

Als wirkungsvolle Raumobjekte bekommen jahrhundertealte Fachwerkbalken aus Eiche neues Leben eingehaucht.

Nach der Säuberung behandelt er die Balken auch noch gegen Wurmbefall. „Wenn das Holz bearbeitet ist, kommt die Maserung so richtig raus“, sagt Dederichs: „Dann sieht man auch zum ersten Mal, wofür man das Holz verwenden kann.“ Im Internet und auf Trödelmärkten findet Dederichs eine Fülle von Accessoires, mit deren Hilfe geschmackvolle Stelen entstehen: Das können Halter für Gläser sein, Waagen oder Teile eines Pferdepflugs, Schalen, Vasen, Glocken. Aus alten Türscharnieren, Bänder genannt, macht er Kerzenhalter, „So etwas eignet man sich halt nach und nach an und schaut einfach, was läuft, was den Leuten gefällt“, sagt Dederichs. Die Holzstelen haben etwas Meditatives an sich, wirken am besten in hellen Räumen und benötigen auch ein wenig Raum, um zu wirken.

Holzobjekte haben ein ziemliches Gewicht

„Unser Sohn Stefan hat ein ganz modernes Haus. Er hat dort nur eine einzige Stele aufgestellt“, berichtet Wilhelmine Dederichs. So könne die Stele die beste Wirkung erzielen. Derzeit hat Dederichs rund 130 Stelen fertiggestellt. Die dafür benötigten Stahlplatten stellt er aus Abfällen der Schlosserei Pesch in Blankenheim-Wald her. Wenn er zu Märkten fahre, um seine Stelen auszustellen, sei das richtig viel Arbeit, denn die Holzobjekte haben ein ziemliches Gewicht.

Dederichs ist eigentlich gelernter Elektriker. Er war früher als Küchenplaner bei der Firma Binner in Euskirchen tätig, machte dann sein Hobby zum Beruf und wurde Feuerschutzbeauftragter bei Procter & Gamble in Euskirchen. Und heute ist er ziemlich kreativ, und das sehr häufig für einen guten Zweck.