Mehr als nur eine FruchtSeminar rund um das Thema Äpfel
Nettersheim – Die Namen der vielen verschiedenen Apfelsorten, die auf den Streuobstwiesen der Region gedeihen, als „blumig“ zu bezeichnen, wäre wohl nicht ganz exakt. Handelt es sich beim Apfel doch um die Frucht eines Baumes. Doch wohlklingend sind sie allemal: Ob „Minister von Hammerstein“, „Köstliche Renette von Newton“, der „Wintertaffetapfel“ oder „Champagner-Renette“.
Ähnlich kompliziert wie die Bestimmung von Pilzen – wenn auch nicht so lebensbedrohlich bei eventuellen Fehlurteilen – ist die fachgerechte Bestimmung der vielen verschiedenen Sorten. So hatte Barbara Bouillon, Biologin an der Biostation Rhein-Sieg, einen kompletten Tag von 10 bis 18 Uhr diesem Thema gewidmet. Rund 15 Interessierte trafen sich zu dem Seminar im Naturzentrum.
Schlechte Ernte
Der Faktenlage entsprechend hatte Bouillon den Vormittag unter das Generalthema „Lageräpfel“ gestellt. Denn die Ernte von den Streuobstwiesen der Region sei nicht gut gewesen, bedauerte Martin Holzportz von der Eifeler Streuobstinitiative „Sonne“.
„Statt 35 Pressterminen hatten wir in diesem Jahr nur neun“, sagte er. Auch von der dabei erzielten Mostmenge her sei das Jahr sehr schlecht gewesen. 20 000 Liter hätten sie etwa aus den angelieferten Früchten gepresst. Normalerweise erzielten sie die vierfache Menge. „Das Frühjahr war zu kalt, die Insekten sind nicht geflogen“, sagte er. Dazu habe es nicht nur Anfang Mai noch einmal Frost gegeben, was den Blüten zugesetzt habe, sondern auch die Trockenheit habe verhindert, dass sich Früchte entwickeln. „Die Situation war nicht nur in Deutschland so, sondern auch in den Nachbarländern“, so Holzportz.
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So hatte Bouillon aus ihrem Kühlhaus vor allem Äpfel mitgebracht, die noch aus der Ernte des Vorjahres stammten. Allerdings seien die meisten davon nur noch eingeschränkt genießbar. „Sie verlieren während der Lagerung an Säure“, sagte sie. Die Lagerzeiten seien unter den heutigen Bedingungen zu lang, erläuterte sie. Denn auch die Konsistenz der Früchte würde weicher werden. „Die Konsumenten sind heutzutage knackige Äpfel gewohnt“, stellte die Expertin fest. Früher seien die Menschen vielleicht sogar wegen der schlechteren Zähne froh gewesen, wenn ein Apfel nach langer Lagerung weich geworden sei.
Aus Aachen war Silke Hellebrandt in die Eifel gekommen. Sie ist nicht nur Obstbaumwartin, sondern verkauft die Früchte auch auf einem Wochenmarkt. „Mein Chef hat auch alte Sorten, aber die Kunden schrecken oft zurück, wenn ein Apfel anders aussieht als gewohnt“, berichtete sie. Doch wenn die Konsumenten über die Verwendung der alten Sorten aufgeklärt würden, griffen sie auch gerne zu. „Wichtig ist, die Sortenvielfalt zu erhalten“, sagte sie.
Sorten erkennen lernen
Den verschiedenen Methoden, die Früchte zu erkennen und richtig zu bestimmen, wurde der Nachmittag des Seminars gewidmet. „Wir müssen das Auge schulen, worauf man achten muss“, sagte Bouillon. In drei Gruppen untersuchten die Teilnehmer verschiedene Sorten und versuchten dabei, Unterschiede zu erkennen. Sind die Früchte mehr kegelförmig oder platt? Wie sehen der Stiel, die Kerne und das Kerngehäuse aus? Hat der Apfel Streifen? Das waren einige der Merkmale, an denen die Früchte zu unterscheiden waren.
Doch auch das hilft nicht immer, wie Bouillon sagte. Denn es sei viel Wissen über die alten Sorten verloren gegangen. Manche Früchte seien auch von den Fachleuten kaum zu identifizieren. So gebe es eine Sorte, die eine Zeit lang als „Wiesenapfel“ vermarktet worden sei. Doch dieser habe Streifen, der „Falsche Wiesenapfel“ nicht. „Bisher hat noch niemand herausbekommen, um welchen Apfel es sich dabei handelt“, so die Kursleiterin.