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Kuriose Tradition in Nettersheim50 Menschen treffen sich zum Weihnachtsböllern

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Ließen es ordentlich krachen: die Nettersheimer Böllerschützen an Heiligabend.

Nettersheim – Weihnachten – das Fest der Stille. Ruhe und Frieden senken sich an Heiligabend über das Land und hüllen die ganze Eifel in einen zufriedenen Kokon, der Hektik und Lärm fernhält. Die ganze Eifel? Nein! Tief im Süden des Kreises Euskirchen, malerisch zwischen Auto- und Eisenbahn gelegen, trotzt ein Dorf der Übermacht von Stille und Seligkeit. Zumindest für kurze Zeit.

Seit 15 Jahren wird in Nettersheim die Tradition des Weihnachtsböllerns gepflegt. Donnernd hallen die krachenden Schüsse aus den rund fünf Kilo schweren Spezialanfertigungen über das Dorf und senden Grüße auf die andere Seite des Tales, wo der an der Pfarrkirche leuchtende Stern zu sehen ist.

Brauch aus Süddeutschland

Eingeführt hat den aus Süddeutschland stammenden Brauch Bernd Elschner, allgemein besser als „Böller-Bernd“ bekannt. Drei Jahre habe er in Berchtesgaden mitgeböllert, erzählt er mit leuchtenden Augen. Er beschreibt den Ritus so lebendig, dass förmlich das Grollen und das Echo der Böllerpistolen zu hören ist und unwillkürlich Angst vor Lawinen oder Steinschlag aufkommt. In der Eifel allerdings völlig überflüssig, denn hinter den Böllern erhebt sich allerhöchstens völlig unbedrohlich und mitnichten einsturzgefährdet das Einfamilienhaus von Inge und Wolfgang Booch.

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2009 baute das Ehepaar sein Domizil ausgerechnet auf dem Grundstück, dass die Böllerschützen als Ort für ihre Weihnachtsböllerei auserkoren hatten. „Solange ich lebe, dürfen die Schützen von meinem Grundstück aus böllern“, bekräftigte Wolfgang Booch an diesem Heiligabend noch einmal den Schwur, den er damals leistete. Rund 50 Besucher waren dieses Jahr zu der festlichen Zusammenkunft gekommen, zu dem sich das Weihnachtsböllern entwickelt hat. Musikalisch begleitet wurde es von der „Kapelle unterwegs“, die aus vier Mitgliedern der Musikkapelle Nettersheim besteht.

Bei einer Tasse wärmenden Glühweins genossen die Anwesenden den ungewöhnlichen Brauch. Und da Petrus ein Einsehen hatte und der angesagte Platzregen auf sich warten ließ, war fast schon Weihnachtsmarktstimmung angesagt.

Alphornmusik zur Böllerei

Fester Bestandteil des lautstarken Festtagsbrauches sind zudem die „Eifeler Alphornissen“. Getragen zogen die tiefen Töne der aus den Schweizer Alpen stammenden Instrumente über Nettersheim und bereicherten die Berglandsstimmung. Acht Mitglieder der Nettersheimer Böllerschützen traten an, um es wieder richtig krachen zu lassen.

Dreimal hoben sie ihre Pistolen in die Höhe, um die rund 20 Gramm Schwarzpulver mit einem lauten Knall zur Explosion zu bringen. „Lange Ratsche“, also ein Durchgang mit langen Pausen, „kurze Ratsche“, ein Durchgang ohne Pausen und schließlich ein Salut, so teilten sie der Welt mit, dass Christus geboren und somit Heiligabend sei. Und nachdem die „Kapelle unterwegs“ noch als Abschluss den „Andachtsjodler“ intonierte und sich die Anwesenden „Frohe Weihnachten“ gewünscht hatten, senkte sich auch über Nettersheim der Festtagsfrieden, und der vorhergesagte Platzregen kam auch noch.