Seit 2004 findet das Bölllern am Heiligen Abend in Nettersheim statt. Diesmal wollte auch Sturm „Zoltan“ mitfeiern.
Salut zu Christi GeburtBöllerschüsse knallten wieder über das Nettersheimer Tal
Weihnachten verpasst? Ganz schlechte Ausrede, vor allem, wenn man in Nettersheim wohnt. Denn hier machen es die Böllerschützen im Verein mit den Eifeler Alphornissen und der „K'pelle unterwegs“ nur schwer möglich, den Beginn der Heiligen Nacht nicht zu bemerken.
Seit 2004 findet alljährlich die Weihnachtsböllerei statt, bei der die Schüsse über das Tal krachen – pünktlich, wenn sich die Türen der Pfarrkirche öffnen und die Menschen dem heimischen Tannenbaum entgegenstreben.
Bernd Elschner, im Ort besser bekannt als „Böller-Bernd“ hat das eigentlich im Alpenland verwurzelte Ritual in die Eifel transferiert. Nachdem er einige Jahre in Berchtesgaden am Weihnachtsabend mitgeböllert hatte, dachte er sich, dass das, was Süddeutschland recht sei, doch der Eifel billig sein müsste. Dass das Grundstück, das er sich für sein Hobby ausgesucht hatte, im Jahr 2009 bebaut werden sollte, war da noch nicht abzusehen.
Allerdings sollte das auch kein Hindernis sein, denn Wolfgang Booch, der neue Besitzer der Fläche, billigte den Schützen sofort lebenslanges Böllerrecht an Weihnachten zu. Ein Versprechen, dass er mit Bier und dem Ausschank von Glühwein unterstreicht. Dieser Glühwein wird von Hubert Koch gebraut, einem Mitglied der Böllerschützen, der schräg gegenüber von Booch lebt.
„Böller-Bernd“ brachte Brauch von Süddeutschland nach Nettersheim
Wie in jedem Jahr waren rund 40 Neugierige gekommen, für die das Böllern mittlerweile zum Heiligen Abend gehört wie Tannenbaum und Lichterkette. So auch Alexander Krüger, der das Ritual in den alljährlichen Heiligabend-Verlauf eingebaut hat. „Wir machen das wie jedes Jahr: Böllern, Raclette, dann Karaoke und zwischendurch Bescherung“, schilderte er kurz und knapp sein Restprogramm für den Abend.
Ein ungebetener Gast hatte sich freilich unter die Festgesellschaft geschmuggelt. Sturm „Zoltan“ wollte auch mitfeiern. Allerdings waren seine Untaten an diesem Abend vergleichsweise gering, gemessen daran, was er in anderen Regionen verursachte. Es war windig, es war feucht, doch alles beides hatten die Stammgäste des Weihnachtsböllerns in früheren Jahren bereits viel doller erlebt.
Auch mit etwas differenzierteren Tönen, als die Böllerpistolen gemeinhin von sich geben, sollten die Gäste verwöhnt werden. Für die weihnachtliche Abteilung zeichnete wie gewohnt die „K'pelle unterwegs“ verantwortlich, ein Ableger der Musikkapelle Nettersheim.
Böllern, Raclette, dann Karaoke und zwischendurch Bescherung
Die fünf Musiker verbreiteten mit ihren Weihnachtsmelodien Festtagsstimmung. Ebenfalls Stammgast bei der Weihnachtsböllerei waren die Eifeler Alphornissen aus Alendorf unter der Leitung von Ralf Maisenbacher. Seit genau 25 Jahren gibt es den Verein, der mit seinen mehrere Meter langen Hörnern alpenländisches Flair verbreitet.
Auf Initiator „Böller-Bernd“ mussten die Gäste an diesem Abend allerdings verzichten. Für den erkrankten Oberböllerer gab Eduard Esser die Regie vor. Nach dem musikalischen Auftakt spielten die drei Alphornspieler das Stück „Abendruhe“. Mit der war es dann allerdings vorbei, denn nun waren die Böllerer am Start. Lange Ratsche, kurze Ratsche, und zum Schluss Salut, das ist seit mehreren Jahren die Choreographie, mit der die Böllerer vorgehen.
Besonders die rund 15 Kilogramm schweren Schaftböller schickten ein beeindruckendes Donnern über das Tal, das auch von dem gegenüberliegenden Hang zurückgeworfen wurde. Dann ist die Stunde gekommen, in der die Besucher sich umarmen und sich frohe Weihnachten wünschen, während die Kapelle und die Alphörner dazu die musikalische Begleitung geben.