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St. Bartolomäus BuirWo die Orgel älter ist als die Kirche

Lesezeit 3 Minuten

Die Orgel wurde einst für eine Kirche in Opladen gebaut und dann nach Frohngau verfrachtet.

  1. Zum Jubiläum recherchierten drei Buirer die Geschichte der Orgel und der Kapelle.
  2. Gebaut wurde das einmanualige Instrument ganz woanders.
  3. An diesem Sonntagnachmittag gibt Organist Andreas Warler ein Konzert.

Nettersheim-Buir – Es ist schon eine ungewöhnliche Situation, dass eine Kirchenorgel weit älter ist als die Kirche, in der sie steht. Stolze 300 Jahre zählt die Buirer Orgel mittlerweile, während die dem heiligen Bartholomäus geweihte Kapelle erst im Jahr 1870 fertiggestellt wurde.

Die Orgel sieht von der Seite, von der aus die Gemeinde die Pfeifen sehen kann, weit schmucker aus als vom Platz des Organisten. Dort hat der Musiker eine dunkle Kiste vor sich mit einem Manual und gerade mal sieben Registern. Das ist wirklich alles, was zu sehen ist, so Bernd Kehr vom Kirchenvorstand: „Der Organist kann den Zelebranten nicht sehen, es muss ihm jemand von der Seite Bescheid sagen, wenn er spielen soll.“

Der zweite Umzug

Wer die Orgel 1719 gebaut hat, ist nicht überliefert. Hinweise auf den Erbauer gibt es nicht. Ihre erste Heimat hatte sie in der katholischen Pfarrkirche St. Remigius in Opladen. Als diese Kirche 1862 abgerissen wurde, erwarb sie der Pfarrer von Frohngau. Dort wurde sie in der damaligen Kirche wieder aufgebaut.

1923 hieß es wieder umziehen. Da wurde die Frohngauer Kirche abgerissen und eine neue gebaut – die auch eine neue Orgel erhielt. Die alte Orgel wurde in die Kapelle nach Buir transportiert, wo sie seitdem steht. 2016 ist sie von der Firma Klais aus Bonn restauriert worden.

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Für Andreas Warler, der am Sonntag ein Konzert auf der Orgel spielt, ist das einmanualige Instrument ohne Pedale eine „Riesenumstellung“. Der Organist, der normalerweise Orgeln ganz anderer Größenordnungen vor sich hat, hat für diesen Anlass extra Stücke ausgesucht, die auf einem Manual spielbar sind. „Die Traktur der Orgel in Buir ist nur wenige Zentimeter lang, was eine ganz andere Spielweise erfordert“, erzählt Warler. Fast sei es, wie auf einem Cembalo zu spielen. Üblicherweise sei die Traktur, also der Weg zwischen Taste und Pfeife, mehrere Meter lang. Die kurze Traktur des Buirer Instruments erfordere eine sehr exakte Spielweise: „Ich muss sehr leicht spielen.“

Das Programm

Ein buntes Programm haben die Verantwortlichen der Kirchengemeinde St. Margareta Frohngau und der Kapellengemeinde St. Bartholomäus Buir für das Pfarrfest anlässlich des Orgeljubiläums ausgearbeitet.

An diesem Sonntag beginnt um 10.30 Uhr die heilige Messe. Um 11.15 Uhr folgt der Frühschoppen mit den Tondorfer Dorfmusikanten. Ab 14 Uhr gibt Organist Andreas Warler ein Konzert. Um 15 Uhr beginnt der Nachmittagsschoppen mit einer Fotoausstellung. Die musikalische Begleitung kommt von „De Quetschemänn“. (sev)

Vor allem Stücke, die auf der Orgel in ihrer Entstehungszeit gespielt worden sein könnten, werden zu hören sein. Unter anderem wird Warler Kompositionen von Valentin Dretzel, Johann Jakob Froberger und Giovanni Benedetto Piatti zu Gehör bringen, ebenso Werke von Johann Sebastian Bach und seinem Sohn Carl Philipp Emanuel.