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Wolf ist auch in Belgien ThemaNaturpark stellt länderübergreifendes Leitbild vor

Lesezeit 3 Minuten
Naturpark Poth und Hosters

Möglichkeiten der Zusammenarbeit im Naturpark stellten Manfred Poth und Dominik Hosters vor.

  1. Seit Jahrzehnten besteht der deutsch-belgische Naturpark Hohes Venn-Eifel.
  2. Doch im täglichen Leben ist die Zusammenarbeit kaum wahrnehmbar.
  3. Nun stellten die Naturparks ein gemeinsames Leitbild für die Zukunft vor.

Nettersheim – Wohl selten wurden die Gemeinsamkeiten zwischen den Menschen auf beiden Seiten der deutsch-belgischen Grenze so schön auf den Punkt gebracht wie von jenem Aachener Feuerwehrmann, der nach einem Brand im Hohen Venn interviewt wurde. Auf die Frage, wie sich die belgischen und deutschen Feuerwehrleute denn bei den Löscharbeiten verständigt hätten, antwortete er: „Einige konnten Deutsch, andere konnten Französisch. Aber die meiste Zeit haben wir Eefeler Platt geredet.“

Doch nicht immer geht es mit dieser Selbstverständlichkeit. Eines der wenigen Projekte, die über die belgisch-deutsche Grenze hinweg existieren, ist der Naturpark Hohes Venn-Eifel. Doch im täglichen Leben ist die Zusammenarbeit kaum wahrnehmbar, touristische Angebote enden meist an der Staatsgrenze, so Geschäftsführer Dominik Hosters. Um dies zu verändern, haben sich die drei Naturparke, die gemeinsam den deutsch-belgischen Naturpark bilden, ein neues Leitbild gegeben.

Der Naturpark

Seit Jahrzehnten besteht der deutsch-belgische Naturpark Hohes Venn-Eifel, der nicht nur die Staatengrenze überschreitet, sondern auch die zwischen den Bundesländern. 1960 wurde der NRW-Teil ins Leben gerufen, kurz danach der rheinland-pfälzische. 1971 wurde mit einem Staatsvertrag zwischen Belgien und Deutschland der nationenübergreifende Naturpark installiert. Die Geschäftsstellen in Nettersheim, Prüm und Waimes mit eigenen Geschäftsführern verwalten den Naturpark.

Gemeinsames Gremium ist die deutsch-belgische Kommission. Hier treffen sich zweimal im Jahr Vertreter der Landesumweltministerien, der Bezirksregierung Köln und der Wallonie mit den Vorständen und Geschäftsführern der drei Naturpark-Organisationen.

„Wir wollen die Zusammenarbeit stärken“, sagte Manfred Poth, Vorsitzender des Naturparks Nordeifel. Seit Jahrzehnten werde der Europa-Gedanke gelebt, doch viele Projekte der einzelnen Parke seien nicht miteinander abgestimmt.

Mithilfe einer Förderung in Höhe von 111.000 Euro aus dem Interreg-Programm wurde der Leitbildprozess in Gang gesetzt, der mittlerweile seit drei Jahren läuft. In fünf Workshops wurden die Themenbereiche Tourismus, Naturschutz, Kommunikation und Umweltbildung mit insgesamt 78 Teilnehmern bearbeitet. „Zum ersten Mal haben wir mit Simultandolmetschern gearbeitet, um die Sprachbarriere zu überwinden“, sagte Poth. Es sei wichtig gewesen, alle an einen Tisch zu bringen.

Für die Zusammenarbeit fehlt oft nur ein Satz

Eine weitere große Herausforderung seien die unterschiedlichen Förderinstrumente. „Die machen in der Regel an Staatsgrenzen halt“, bemängelte Dominik Hosters. Erfolgreiche Gegenbeispiele für eine grenzübergreifende Zusammenarbeit seien die Renaturierung der Our oder der Kyllradweg von Jünkerath nach Büllingen. Oft fehle nur ein Satz in den Förderrichtlinien, damit Gemeinden auch über die Grenzen hinweg zusammenarbeiten könnten, ergänzte Poth.

„Ein Leitbild ist schnell geschrieben, aber es muss mit Projekten gefüllt werden“, erläuterte der Vorsitzende. In seinen Augen biete sich beispielsweise das erfolgreiche Projekt der Trekkingplätze in der Eifel an, das auf die belgische Seite ausgeweitet werden könnte. „Wir müssen da konkret Projekte überlegen“, sagte er.

Der Wolf ist auch in Belgien ein Thema

Doch es stelle sich die ganz banale Frage, ob eine enge Zusammenarbeit überhaupt gewollt sei. Derzeit sei es zum Beispiel bei den Themen Wolf und Afrikanische Schweinepest schwierig, an Informationen zu kommen, wie die Situation auf der belgischen Seite ist. „Der Wolf macht nicht an Landesgrenzen halt“, sagte Poth. Da sei eine übergeordnete Kooperation gefragt.

„Wir sehen die Naturparke als Türöffner für übergeordnete Zusammenarbeit“, so Poth. Begegnungsräume sollten geschaffen und Netzwerke gebildet werden, gab er die Zielrichtung vor. Zum Beispiel gebe es auf beiden Seiten der Grenze je ein Naturzentrum, in Nettersheim und Botrange. „Ich könnte mir vorstellen, dass das etwas zusammenwächst“, hoffte er.

Denn die Region sei ein gemeinsamer Raum. In Zeiten, in denen Europa gestärkt werden müsse, müsse es Routine sein, den Gesamtraum zu stärken. „Da kann der Naturpark die Klammer sein“, mahnte Poth.